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Tennis

«Ich habe gewusst, was mich erwartet»

Martina Hingis blickt als Botschafterin der Ladies Open in Biel zurück. «Ich habe viel getan und werde weiterhin helfen, das Turnier zu pushen.»

Präsentiert sich gerne modisch: Botschaften Martina Hingis sagt:  «im Schweizer Frauentennis steckt viel Weiblichkeit.» Copyright: Patrick Weyeneth/ Bieler Tagblatt

Beat Moning

Vor 25 Jahren spielte sie Schweizer Meisterschaften in Biel, vor 20 Jahren wurde sie erstmals zur Nummer 1 der Welt, vor zehn Jahren trat sie (erstmals) zurück. Und inzwischen ist Martina Hingis, die 22-fache Grand-Slam-Siegerin (je fünf Einzel und Mixed, ein Dutzend im Doppel), wieder eine feste Grösse im Welttennis. Ja, sie erlebt mit 36 Jahren einen zweiten Frühling.

Die Organisatoren des Ladies Open in Biel konnten sich also auf ihre Botschafterin allein vom Palmarès verlassen. «Sie hat schlicht einen Riesenjob gemacht. Ihr gebührt ein dickes Lob», sagt Turnierdirektor Lukas Troxler. Zahlreiche Termine, nicht nur mit den Medien, habe sie wahrgenommen. «Dazu kamen der Kids Day und nach dem Doppel-Final auch noch das Showelement mit Marco Rima.»

Martina Hingis erklärt am Sonntagnachmittag: «Mehr kann ich nicht mehr machen.» Sie sei erstmals Botschafterin gewesen, habe gewusst, auf was sie sich einlasse und bereue nichts. «Ich habe es wirklich gerne getan und ich werde weiterhin helfen, das Turnier zu pushen.» Dabei wolle sie die Kontakte zu den Spielerinnen aufrecht erhalten. «Klar ist es eine Frage des Budgets, aber im Hintergrund kann man doch viel Arbeit leisten, um Biel den Spielerinnen schmackhaft zu machen.»

Auch habe sie viele Reaktionen eingeholt. «Es hat den Spielerinnen gefallen und ich denke, viele kommen wieder. Klar kann man immer noch gewisse Dinge verbessern oder optimieren. Aber wir hatten hier einen hohen Standard für ein Turnier in dieser Kategorie», sagt die Ostschweizerin gegenüber dem BT. Lukas Troxler möchte denn auch Martina Hingis nach ihrem Karriereende noch enger in die Turnierorganisation einbinden. «Sie ist für uns goldwert.»

«Gute Balance finden»

Den Rummel nahm Martina Hingis, gerade in der Turnierwoche selber, auf sich. «Es gilt, eine gute Balance zwischen Terminen und Training sowie Spielen zu finden.» Sie habe auch gewusst, dass da einiges auf sie zukomme. «Es war tatsächlich so. Am Samstag hatte ich aber einen freien Tag und konnte Energie tanken.» Mit Doppelpartnerin Timea Bacsinszky war sie dabei unter anderem auf dem Dach des Kongresshauses. Die im Twitter veröffentlichten Bilder könnte das Stadt-Marketing sicher gut gebrauchen.

Vergleich mit Beachvolleyball

Apropos Marketing: In der Turnierzeitung antwortet Martina Hingis auf die Frage, was Frauentennis mehr bietet als Männertennis? «Hübschi Meitli, kurzi Röckli. So verkauft sich Beachvolleyball schliesslich auch...» Sie ziehe sich auch gerne modisch an. «Im Schweizer Frauentennis steckt sehr viel Weiblichkeit», sagt sie. Das sehe man schon an jeder Players Party. Hingis weiss aber trotz Vorteil Frau: «Am Ende ist der Sport entscheidend.» Geboten wurde an den Ladies Open auch da während acht Tagen einiges. 2018 ist bereits wieder terminiert: 7. bis 15. April. Martina Hingis wird schon bald einige Termine rot anstreichen können.

Stefu Hugi von Tennis-Ausrüster Tecnifibre war neben Rado-Timekeeping der einzige regionale Sponsor im Village-Zelt oder in der Halle. Der Bürener zieht ein positives Fazit. «Ich konnte Präsenz markieren und auch finanziell geht die Rechnung auf.» Einiges konnte er an Rackets, Taschen und Bällen verkaufen und insgesamt bespannten er und sein Angestellter 240 Rackets von Spielerinnen (Stück 20 Euro). Hugi ist an vielen Tennisturnieren: «Insgesamt dürfen wir Sponsoren zufrieden sein.» Nun gelte es, Anpassungen zu machen. Was sich Hugi wünscht, ist eine noch bessere Beleuchtung. «Dann könnte man den Haupteingang verlegen, damit die Zuschauer, ähnlich wie in Gstaad, erst durch das Village laufen.» Hugi, der sich in der regionalen Tennisszene ebenso auskennt, hatte auch da entsprechende Kontakte. «Viele Kollegen haben mir gesagt, dass die Ticketpreise zu hoch sind.» Etwas, über das man für Welttennis durchaus diskutieren kann: die günstigste Kategorie bewegte sich jedoch «nur» zwischen 30 und 60 Franken pro Tag. Kein Thema ist übrigens, Court 1 freizugeben. «Wir sehen hier viele Topspielerinnen. Das hat einfach seinen Preis», sagt Turnierdirektor Lukas Troxler. Viel wurde über die Zuschauerzahl gesprochen. Hugi: «Es gibt ATP-Turniere, die sind bis Donnerstag noch schlechter besucht, als dies in Biel der Fall ist. Das Schweizer Publikum ist halt mit Federer und Wawrinka verwöhnt. In Biel kam die ungünstige Osterwoche dazu.»

Lange Tage hatte auch der Bieler Dominique Antenen als Speaker der Veranstaltung. Troxler: «Er hat dies zweisprachig einwandfrei gemacht.» Die Organisatoren mussten ihn lediglich darauf hinweisen, dass er etwas weniger schnell sprechen solle. «Das war sicher ein Unterschied etwa zu den Eishockeyspielen, wo alles viel schneller und hektischer zu und her geht», sagt Antenen. 50 Partien habe er gesehen, und gelangweilt habe er sich nie. «Ich war schon immer ein Tennisfan. Aber Weltklasse aus dieser Nähe zu verfolgen, machte schon extrem Spass.» Was die Organisation an sich anbetrifft, konnte Antenen nur sagen: «Es lief eigentlich alles nach Wunsch. Es braucht etwa technische Anpassungen, aber die Kontakte zum OK und zu den TV-Leuten seien professionell gewesen. «Da waren schon Leute am Werke, die etwas von der Sache verstehen. Das machte es auch für mich einfacher.» Einfacher soll es auch für die Schieds- und Linienrichter werden. Das OK plant, das «Hawk-Eye» und somit die Spieler Challenge einzuführen. Auf dieser Turnierebene noch provisorisch. «Wir sind das den Spielerinnen schuldig und den Schiedsrichtern kann man strittige Entscheidungen abnehmen», so Troxler. Kostenpunkt dieser Miete: 50 000 Franken. Klar, dass Troxler hiefür einen Sponsor suchen wird. Dass er sich mit seinem Team «ins Zeug» legen muss, versteht sich angesichts der roten Zahlen, die in dieser Erstaustragung geschrieben werden, von selbst. Troxler glaubt aber an das Turnier und an den Standort. Ab der vierten Auflage müsse dann aber das Turnier finanziell positiv abschliessen. bmb