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Fussball

«Ich spüre wieder das Vertrauen»

Nach einer schwierigen Zeit bei den Young Boys freut sich François Affolter auf die neue Herausforderung. Der Nidauer will zu seiner Bestform zurückfinden und mit dem FC Luzern endlich auf dem Spielfeld sein Können zeigen.

Kampf um Ball und Stammplatz: François Affolter im Spiel gegen seinen künftigen Klub Luzern (rechts Dimitar Rangelov)./Bild: Keystone

(fri) Das Jahr ist für François Affolter doch noch gut zu Ende gegangen. «Es war wichtig, das Kapitel YB abzuschliessen und eine neue Chance zu erhalten», sagt der Nidauer. In Luzern hat er bis 2018 unterschrieben. Über die Ablösesumme wurde zwischen dem FC Luzern und YB, wo Affolter ursprünglich einen Vertrag bis 2016 hatte, Stillschweigen vereinbart. Laut unbestätigten Meldungen sollen die Luzerner rund eine halbe Million Franken für den Verteidiger aufgeworfen haben. «Sportchef Alex Frei hat schon länger um mich gekämpft. Auch der Vertrag bis 2018 zeigt, dass man sich in Luzern viel von mir verspricht», sagt Affolter. «Ich spüre wieder das Vertrauen, das ich brauche und bin topmotiviert, in Luzern einen Schritt nach vorne zu machen.»

Grosses Verletzungspech
François Affolter blickt auf eine schwierige Zeit zurück. Nachdem er in der Bundesliga bei Werder Bremen viel gespielt hatte und deshalb von Ottmar Hitzfeld wieder für die A-Nationalmannschaft aufgeboten worden war, geriet Affolters Karriere ins Stocken. Mit seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen zog der Seeländer letztes Jahr den Unmut des Werder-Trainers Thomas Schaaf auf sich. Weil Affolter den grössten Teil der Meisterschaftsvorbereitungen verpasste, kam er nur noch in der 2. Mannschaft von Bremen zum Einsatz. Vor einem Jahr kehrte er zu YB zurück und stand dreimal in der Startformation. Doch dann verletzte er sich an der Schulter und musste nach seiner Genesung erneut mit der Reservistenrolle vorlieb nehmen.

Das Pech klebte Affolter in dieser Saison weiterhin an den Fersen, denn eine Adduktorenverletzung warf ihn wieder zurück. Auch gesund bekam er unter dem neuen YB-Trainer Uli Forte kaum Einsatzgelegenheit. «So war es schwierig ihm zu zeigen, was ich kann», sagt Affolter, der zähneknirschend den Entscheid seines Chefs akzeptieren musste. «Es ist frustrierend, wenn man die ganze Woche über hart arbeitet und dann das Spiel trotzdem wieder nur von der Ersatzbank aus mitverfolgt.» Dennoch sei er niemandem böse. «Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Ohne YB wäre ich in meiner Karriere niemals so weit gekommen.»

Affolter freut sich auf seine neue Herausforderung in der Zentralschweiz. «Ich muss möglichst viel spielen, um wieder meine Form zu finden», sagt der Nidauer, der für einen Stammplatz mit vollem Einsatz kämpfen will. Luzern praktiziere einen Fussball, der ihm liege. Affolter gilt als technisch versierter Innenverteidiger, der sich nicht nur die Bälle erobert, sondern dann von hinten heraus auch das Spiel aufbaut. «Wir sind von seinen fussballerischen Fähigkeiten überzeugt», sagt FC-Luzern-Sportchef Alex Frei. «François wird den Konkurrenzkampf in der Abwehr beleben und uns über Jahre hinaus weiterhelfen.»

Die Luzerner haben hohe Ziele. «Ich wollte unbedingt zu einem ambitionierten Klub wechseln», sagt Affolter. «Wie YB liegt auch der FC Luzern sehr gut im Meisterschaftsrennen und ist anders als die Berner noch im Schweizer Cup vertreten. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir in Luzern Titelgewinne feiern können.» Eine Aussage, an der auch die Luzerner Fans Freude haben werden. Trainingsauftakt mit seinem neuen Klub ist für Affolter am 4. Januar 2014.

Nuzzolo freut sich für Affolter
Raphaël Nuzzolo, der im Unterschied zu Affolter unter Uli Forte erste Wahl ist, freut sich für seinen Seeländer Kollegen. «Für François war es wichtig, zu einem Klub zu wechseln, wo Leute am Ruder sind, die auf ihn zählen», sagt Nuzzolo. «Obwohl er noch jung ist, hat er schon sehr viel erlebt. Jetzt liegt es an ihm, auf dem Platz allen zu zeigen, was er drauf hat.» Der Bieler hofft, dass sich Affolter in Luzern durchsetzen wird. So wie es Nuzzolo in YB getan hat. Einzig ein Spiel hat Nuzzolo in der ersten Meisterschaftshälfte wegen einer Gelbsperre verpasst. Ansonsten stand der Routinier immer in der Startformation und erzielte drei Tore.

«Klar, persönlich könnte es noch besser laufen», meint Nuzzolo. «Ich kann mehr Tore schiessen und Assists machen. Was wirklich zählt, ist aber der Erfolg der Mannschaft.» Im Vergleich zur letzten Saison haben die Berner bei Halbzeit sieben Punkte mehr auf ihrem Konto. Vor einem Jahr betrug der Rückstand auf den damaligen Leader GC 13 Punkte, diesmal sind es nur zwei auf Basel. «Wir haben unser Zwischenziel, auf einem Spitzenplatz in die Winterpause zu gehen, erreicht», sagt Nuzzolo. «Es hat zwar auch Rückschlage gegeben, wie die Niederlage im Cup. Insgesamt dürfen wir aber zufrieden sein. Wir werden die Zeit nutzen, um gut vorbereitet in die zweite Hälfte zu starten.» Man wolle sich für den Europacup qualifizieren und alles dafür tun, um den FC Basel zu bedrängen. Dabei wird YB in guter Gesellschaft mit Luzern sein, wo ab sofort auch François Affolter den gegnerischen Stürmern das Leben schwer machen will.

 

Statistik der vier YB-Spieler aus der Region Seeland
• Raphaël Nuzzolo: Der 30-jährige Bieler hat in der ersten Meisterschaftshälfte mit YB 17 der 18 Spiele bestritten und kam auf 1264 Einsatzminuten. 16 Mal stand er in der Startelf und wurde einmal eingewechselt. Dazu kamen drei Cupspiele. In der Meisterschaft erzielte der Mittelfeldspieler drei Tore und buchte laut YB-Homepage sechs Assists.
• François Affolter: Der 22-jährige Nidauer wurde in der Meisterschaft bloss zweimal für insgesamt 24 Einsatzminuten eingewechselt und erzielte dabei gegen Aarau das Tor zum 3:0-Endstand. Im Schweizer Cup spielte der Verteidiger gegen Veyrier durch und schoss ebenfalls ein Tor.
• Marco Wölfli: Der 31-jährige Grenchner stand 17 Mal im Tor, bis er sich im Derby gegen Thun die Achillessehne am linken Fuss gerissen hat. Nach seiner Operation wird Wölfli rund ein halbes Jahr pausieren müssen und sowohl die zweite Meisterschaftshälfte als auch die Fussball-WM in Brasilien verpassen.
• Haris Tabakovic: Der 19-jährige Grenchner und Nachwuchsstürmer bei YB leistete in der Super League vier Kurzeinsätze (insgesamt 18 Minuten) sowie einen im Cup (27 Minuten, ein Tor gegen YF Juventus).