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Eishockey

«Ich werde das Skoren in meinen Träumen üben»

Social Media hat schon für viele Skandale im Sport gesorgt. Vor allem auf Twitter sind viele Spieler des EHC aktiv. Zu einem Fauxpass ist es bisher aber noch nicht gekommen.

Häufig online: Claudio Cadonau schätzt den Informationsaustausch, Bild: Peter Samuel Jaggi/bt

von Pascale Senn

Die Schweizer Fussball-Nati verlor am Olympia-Turnier 2012 gegen Südkorea. Der 23-jährige Walliser Michel Morganella twittert darauf in einer französichen Jugendsprache: «Ich könnte alle Südkoreaner verprügeln. Geht euch alle abfackeln.» Er wurde prompt heimgeschickt. Bereits vor der Eröffnung der Sommerspiele wurde die griechische Weitspringerin Voula Papachristou ausgeschlossen. Grund dafür war ein rassistischer Tweet: «Mit so vielen Afrikanern in Griechenland werden die Mücken aus dem West-Nil essen wie zuhause.»

Ein weiterer Vorfall gab es in der NBA. Der Spieler der Milwaukee Bucks Charlie Villanueva trieb es mit Twitter dermassen weit, dass die Liga gar ein Reglement einführen musste. In einer Halbzeitpause twitterte der Profi «heimlich». Wenig später sezte der Verband durch, dass die NBA-Akteure 45 Minuten vor Spielbeginn und bis nach den letzten Interviews nach Spielende nicht mehr zwitschern dürfen.

Anfang Jahr machte der HC AmbriPiotta mit einem Twitter-Skandal auf sich aufmerksam. Trotz strikter Ausgangssperre des Klubs verkündete der kanadische Ambri-Stürmer Jason Williams, dass er sich in einem Zürcher Sushi-Lokal aufhalte. Dem Tessiner Klub blieb nichts anderes übrig, als den Offensiv-Spieler zu sanktionieren.

Internetplattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram haben viele gute Aspekte. Man kann Menschen von anderen Seiten kennenlernen und erfährt viel über persönliche Ab- oder Zuneigungen und Meinungen. Auf der anderen Seite kann ein unüberlegter Tweet, wie die Beispiele zeigen, schwere Folgen nach sich ziehen. National wie auch international hat Twitter schon für einige Fauxpässe gesorgt. Wie sieht es aber bei den grossen Sportklubs der Region aus? Mehr als die Hälfte der Spieler, die beim EHC Biel unter Vertrag stehen, sind auf Twitter aktiv: Gleich 18 teilen regelmässig Neuigkeiten aus ihrem Leben mit der ganzen Community.

Cadonau, der Vieltwitterer

Einer der aktiven Twitterer beim EHC ist der Verteidiger Claudio Cadonau. «Auf Twitter teile ich Erlebnisse mit der ganzen Welt. Mir ist egal, wer es sieht.» Aus diesem Grund ist der Verteidiger aber auch vorsichtig. Ganz private Sachen stelle er nicht auf die Plattform. Auch politische Meinungsäusserungen vermeidet er weitgehend. Als Angestellter des EHC Biel will er auch kein schlechtes Licht auf den Klub werfen.

Es geht ihm mehr darum, Ereignisse, Ärgernisse oder Erfreuliches mit der Online-Community zu teilen und darüber zu diskutieren. So zum Beispiel, als er im Sommer von Cablecom eine Mahnung bekam, obwohl er dort noch nie ein Abonnement gelöst hatte. Dabei hat er gleich das Cablecom-Care-Team und den Schweizer Konsumschutz markiert.

«Polarisierende Themen stelle ich gerne online. Vielleicht möchte ja auch jemand, den ich nicht kenne, mit mir darüber diskutieren. Ausserdem dient es in einer gewissen Weise auch als Warnung», so der Eishockeyspieler. Cadonau nutzt die Plattform aber nicht nur, um seine Meinung zu publizieren. Für ihn ist Twitter auch eine zuverlässige Informationsquelle: «Ich nutze die Möglichkeit, die für mich interessantesten Informationen herauszufiltern, indem ich bestimmten Menschen folge. Von NHL-Kommentatoren bekomme ich zum Beispiel oft Insiderwissen.»

Berthon, der Retweeter

Neben Cadonau sind auch andere Bieler Spieler auf Twitter aktiv. Bei Igor Jelovac hat alles ganz simpel angefangen: «Ich wollte es halt einfach einmal ausprobieren und bin dann dabei geblieben.» Ähnlich wie sein Mannschaftskollege nutzt auch er die Plattform vorwiegend als Informationsquelle. Besonders schätzt er an Twitter den Austausch von humorvollen Beiträgen.

Der mit Abstand am meisten twitternde Bieler Eishockeyspieler ist Elitot Berthon. Laut ihm liege dies vor allem daran, dass er viele Beiträge «retweete», also Nachrichten von anderen teilt. Ähnlich wie bei seinem Teamkollegen Cadonau ist für ihn Twitter weniger privat als zum Beispiel Facebook, wo er vor allem mit Familienmitgliedern und Bekannten befreundet ist. Auch ihm ist es wichtig, was er ins Netz stellt: «Ich achte vor allem wegen dem Klub und dem Eishockeysport im Allgemeinen darauf, was ich online stelle.» Auf das, was er retweetet, achtet der Stürmer allerdings weniger.

Weitaus am meisten Followers hat der Schwede Pär Arlbrandt. Viele davon, so ist der ehemalige schwedische Topskorer überzeugt, seien aber keine Schweizer. Arlbrandt tweetet mehrheitlich auf schwedisch, dies sei aber keine Absicht: «Seit ich in der Schweiz bin, war ich kaum auf Twitter aktiv.»

Sein erster englischer Tweet vom 6. Dezember war sogleich auch ein Versprechen an die Fans des EHC Biel: «Danke für eure Unterstützung heute Abend, EHC-Fans. Wir kommen morgen zurück. Ich werde das Skoren in meinen Träumen üben.» Das Versprechen konnte der Stürmer aber nicht halten: Wie bereits am Abend zuvor gegen Fribourg-Gottéron verloren die Bieler in Lausanne 1:2.

Und so twittert der EHC Biel:


 

Der FC Biel, die Nicht-Twitterer

Ganz anders als beim Bieler Eishockeyclub ist das Twittern beim FC Biel überhaupt nicht verbreitet. Kein einziger der 21 Spieler ist auf dem sozialen Netzwerk zu finden. Auch der Klub hat kein Profil. Der Stürmer Nico Siegrist ist überzeugt davon, dass dies auch mit der Grösse der beiden Klubs zu tun hat. «Wir sind nicht so bekannt wie der FC Basel, Young Boys oder der EHC Biel. Ausserdem ist unsere Fangemeinschaft viel kleiner.» Warum allerdings kein einziger Spieler ein Profil auf Twitter habe, könne er nicht sagen. Auch sein Teamkollege, der Defensivspieler Fabio De Feo, stimmt Siegrist zu: «Ich weiss nicht, ob Twitter für unsere Fans überhaupt attraktiv wäre. Leider ist das im Eishockey eher verbreitet.» Auf Facebook hingegen ist der Bieler Fussballklub aktiv.

Kein Skandal in Biel

Bei den beiden Bieler Aushängeschildern im Seeländer Mannschaftssport hat es bis jetzt keinen Fauxpass gegeben. Dafür achten die Seeländer Sportler zu sehr darauf, was sie online stellen – egal, um welche Art von sozialem Netzwerk es sich handelt.