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Aus der Ferne

IOC, komm nach Europa, bitte!

Sotschi, Pyeongchang, Peking und gar noch Sapporo?

Beat Moning, Ressortleiter Sport
  • Dossier

So die Winterspiele 2014, 2018, 2022 und möglicherweise gar noch 2026. Ab nach Asien, ab in den Osten. Böse Zungen behaupten: Diktatur bestimmt und Orte, in denen Geld gedruckt wird, um Spiele zu finanzieren, haben Vorrang. Vorbei die Zeiten, in denen Europa eine Rolle gespielt hat, in denen auch in Kanada sensationelle Winterspiele stattgefunden haben. Zuletzt 2006 in Turin und 2010 in Vancouver. Wann ist es wieder soweit?

Es ist kein Votum gegen jene Länder, die Olympia ausrichten. Es ist ihr gutes Recht darauf, die Chance am Schopf zu packen. Der Aufwand ist auch dort enorm, die Helfer, die aus der Bevölkerung rekrutiert werden, unzählig. Ja, neigt man heute zu sagen, ihre Zahl fast höher als jene der Zuschauer auf den Tribünen.

Da liegt ein Kritikpunkt: Es gibt die eine oder andere Sportart, zu denen die Südkoreaner eine Beziehung haben, für die auch die Hallen und Tribünen recht gut, aber eben auch nie voll besetzt sind. Viele Wettbewerbe lassen die Südkoreaner jedoch schlichtweg kalt, etwa so kalt, wie die eisigen Temperaturen den Athleten zu schaffen machen.

Der Wind bläst hoffentlich auch den IOC-Mitgliedern mal so richtig um die Ohren. Oder anders ausgedrückt: Zurück zur Besinnung, zur Normalität, zur Nachhaltigkeit. Vorbei mit Spielen des Wahnsinns. TV-Spiele in Ehren, Winterspiele sollen aber dort stattfinden, wo der Winter effektiv zelebriert wird. Wo notabene auch viele der Sponsoren herkommen. Ein Schritt zurück statt stetig zwei vorwärts und dabei die echten Wintersportorte vergraulen. Ja, es ist eine Bitte, andere verlangen es schon: IOC, kehre endlich zurück nach Europa. Die nächsten Spiele, die bestimmt werden, sind jene 2026. Und wenn sich einzelne Orte bereits abgemeldet haben, etwa Innsbruck oder Oslo, so bleiben doch Interessenten. Die gilt es zu unterstützen, auch finanziell. Das IOC mit Sitz in Lausanne verfügt wahrlich über genügend Mittel, um eine Defizitgarantie aussprechen zu können, um die Sicherheitskosten, die dem Bund und den Kantonen zu hoch sind, selber zu tragen. Sion2026 soll nicht am Volk und nicht an den Finanzen scheitern. Es braucht neue Wege, die nur das IOC begehen kann.

Eine Änderung sollten die in der Wahl oft von ihren eigenen Frauen beeinflussten «IOC-Herren» (2006: Turin ist weit besser zum Shoppen als Sion) ebenfalls noch vornehmen. Ähnlich der Ausrichtung der Fussball-WM. Jeder Kontinent soll seine Chance erhalten, aber in einem festgelegten Turnus. Gut, Afrika ist wahrscheinlich nicht geeignet für Skirennen und Eishockey. Ergo: Mitteleuropa ist dran, und zwar 2026. Daran sollte das IOC nicht vorbeikommen, wenn man gewisse Versprechungen auch einhalten will. Nämlich Spiele zurück zu den Wurzeln, nachdem jene des Gigantismus nicht zu überzeugen wussten und mehr die Politik auf den Plan riefen als sportliche Schlagzeilen machten.

E-Mail: bmoning@bielertagblatt.ch