Sie sind hier

Abo

Tennis

«Ja, ich komme wieder»

Roger Federer hat im Final gegen Juan Martin Del Potro zwischen Genie und Wahnsinn gespielt. Er setzte sich am Ende 6:7 (5:7), 6:4, 6:3 durch. Und er versprach den aufgewühlten Fans, nächstes Jahr wieder anzutreten.

Grosser Kampf zwischen Juan Martin Del Potro (links) und Roger Federer. Am Ende siegte der Schweizer in drei Sätzen und kann seinen Namen zum achten Mal als Sieger in den Pokal der Swiss Indoors eingravieren lassen. Bild: Keystone

Beat Moning

Nach 2:31 Stunden war es vollbracht, die St. Jakobshalle verwandelte sich in ein Tollhaus und Gegner Del Potro sagte: «Ich hoffe, dass ich in deinem Alter auch noch so fit bin. Aber ich denke nicht.» Der Argentinier, in Basel trotz der Tatsache, dass er Federer 2012 und 2013 den Titel weggeschnappt hatte, gern gesehen, verdiente sich den Applaus. Federers Stimmung kam derjenigen nahe, die in einem Playoff-Finalspiel vorherrscht. «Es war eine unglaubliche Woche», so Federer, sichtlich glücklich, vom ehemaligen Radprofi Fabian Cancellara den Pokal überreicht zu bekommen. Die beiden holten (Federer mit Wawrinka) 2008 in Peking Olympiagold. «Der Titel hier bedeutet mir sehr viel. Darum bin ich umso glücklicher, es geschafft zu haben. Man weiss ja nie, wann es der letzte Titel in Basel ist.» Es war die Nummer 8.

 

Mental und physisch besser
Roger Federer hatte sich mit vier «einfachen» Vor-Finalpartien die nötige Energie aufsparen können. Denn nicht nur die mentale Verfassung, in entscheidenden Momenten eben die entscheidenden Punkte zu spielen, auch die Fitness spielte in diesem Final ganz offensichtlich eine Rolle. «Ich danke Seve und Daniel», so Federer vor 9200 Zuschauern. Das kam nicht von ungefähr. Er meinte damit Coach Lüthi und Physiotherapeut Troxler, einst in Biel unter Professor und Federer-Freund Roland Biedert tätig, bevor ihn der Baselbieter abgeworben hat. Beide haben ihren Anteil am Sieg. Nach einer Pause, die Federer auch jetzt einschaltet, ist das Duo mitverantwortlich für einen soliden Aufbau für die nächste Aufgabe. Die heisst zum Abschluss eines unglaublichen Comeback-Jahres London, wo Federer einmal mehr Weltmeister werden möchte. «Heute geht es nur über den Kampf», sagte er wenige Minuten vor Spielbeginn. Er sollte recht behalten. Kämpfer Federer musste allerdings sein ganzes Können in die Waagschale werfen, um in diesem hochstehenden Final die Oberhand zu behalten. Die Zuschauer wurden dabei auf die Folter gespannt: Federer vergab einige Breakmöglichkeiten, ja sogar ein eigenes Aufschlagspiel, um den Argentinier früher in die Knie zu zwingen. Es war schliesslich ein Match zwischen Genie und Wahnsinn. «Ich war oft frustriert und traf falsche Entscheidungen», ärgerte er sich hinterher. «Ich wollte einfach gewinnen und wollte es oft zu gut machen.» Im dritten Satz sei es dann aber auf einmal wie «geschmiert» gelaufen.

2012 und 2013 konnte Del Potro seinen Kontrahenten noch im dritten Satz besiegen. Diesmal war Federer besser, der Gegner wohl im vierten Turnier im Oktober etwas müde. Der Schweizer feierte seinen 95. Titel. 100 sollen es 2018 werden. Ivan Lendl hat er inzwischen überholt, Jimmy Connors liegt mit 109 Siegen noch vorne. «Ja, ich komme wieder», sagte er allen, die es hören wollten. Und alle freuten sich; auch die Anwesenden werden wohl wieder da sein. Ob es für den neunten Titel reichen wird, ist vorerst Nebensache. Ebenso wie die Nummer 1. «Ich muss mich erholen, bin etwas angeschlagen», sagte er. Die Bilanz also positiv, gleich wie jene von Turnierdirektor Roger Brennwald. Der 71-Jährige sprach vom erfolgreichsten Turnier aller Zeiten. Erstmals seit mehr als 30 Jahren standen die Top 4 der Setzliste wieder geschlossen in den Halbfinals. Und Federer habe alle überragt, so Brennwald. «Die Swiss Indoors sahen noch nie einen besseren Roger Federer.» Auch logistisch und finanziell lief alles rund, obwohl die Renovation der St. Jakobshalle in vollem Gange ist. Knapp 72 000 Fans besuchten die neun Turniertage, 1000 mehr als 2016.

* * * * *

Federer spielt 
nicht in Paris
Roger Federer verzichtet auf die Teilnahme am Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy von dieser Woche. Die Absage kommt nach dem achten Turniersieg an den Swiss Indoors in Basel nicht überraschend. Der Weltranglisten-Zweite will sich voll auf das Masters in London konzentrieren, das am
12. November beginnt. Damit ist praktisch sicher, dass der Spanier Rafael Nadal das Jahr als Nummer 1 beenden wird. Federer wäre in Paris-Bercy auf Pierre-Hugues Herbert oder den Spanier Feliciano Lopez getroffen. sda