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Tennis

Jérôme Kym meldet 
sich in Biel zurück

Jérôme Kym hat in Biel erstmals die Schweizer Meisterschaft für sich entschieden. Der 18-jährige Aargauer fand beim Training in Kitzbühel unter Markus Hipfl wieder in die Spur.

Bild: Julie Lovens

Reto Pfister

Es war der entscheidende Moment im Männer-Finalspiel der Tennis-SM in Biel. Jérôme Kym hatte nach gewonnenem erstem Satz im zweiten Durchgang gegen Remy Bertola ein Break kassiert. 1:3 lag der 18-jährige Aargauer zurück, doch er reagierte. Reagierte rasch. Kym schaffte umgehend das Rebreak, dominierte fortan und gab gegen den Tessiner kein Spiel mehr ab. 6:3, 6:3, lautete das Endergebnis, Kym krönte sich erstmals zum Schweizer Meister. Ein Erfolg, der nach fünf harten und guten Trainingswochen das Jahr für den Aufschlagspezialisten abrundete. In der letzten Saison als Junior erreichte das Talent aus Möhlin in Wimbledon den Viertelfinal und am US Open den Halbfinal. Und zeigte damit, dass er sich wieder auf einem aufsteigenden Weg befindet.

Kym hatte bereits 2018 als 15-Jähriger auf sich aufmerksam gemacht, an der U-18-EM in Moskau Bronze geholt. An der SM besiegte er im Halbfinal den Davis-Cup-Spieler Marc-Andrea Hüsler und verlor erst im Endspiel gegen Henri Laaksonen. Im Februar 2019 wurde Kym selbst als noch nicht 16-Jähriger für den Davis Cup aufgeboten; im Doppel bezwang er zusammen mit Laaksonen das erfahrene russische Paar Ewgeni Donskoy/Andrej Rublew. Dann aber kam Kyms Aufstieg ins Stocken, sodass der Schweizer Davis-Cup-Captain Severin Lüthi im Sommer 2020 bei «Watson» kritische Worte aussprach. «Jérôme hat Potenzial, aber viele Baustellen in seinem Spiel. Er muss zeigen, dass er die Leidenschaft hat, diesen Weg weiterzugehen», sagte Lüthi und forderte Kym auf, an den Stärken zu arbeiten, zu denen nicht nur der Aufschlag, sondern auch die Vorhand gehöre. Zudem dürfe er auch die Basis nicht vernachlässigen.

 

«Er nimmt mich so wie ich bin»

Auch der Spieler selbst erkannte, dass er etwas verändern will. Und zog am 24. November 2020 nach Österreich, nach Kitzbühel. Um dort unter Coach Markus Hipfl zu trainieren. Der 43-Jährige ehemalige Profi (höchste ATP-Klassierung 63) war Kym schon mehrfach begegnet, als Coach im österreichischen Verband war er oft an den gleichen Turnieren anwesend wie der Aargauer. «Du hast Potenzial, ruf mich an», sagte Hipfl zu Kym. Dieser rief an, reiste in die Schweiz, und man fand sich bezüglich einer Zusammenarbeit.

«Markus nimmt mich so wie ich bin», sagt Kym. «Er versteht mich als Mensch, hat mich auch schon zu sich eingeladen.» Im routinierten Deutschen Philipp Kohlschreiber (38) wird ein 20 Jahre älterer Spieler ebenfalls von Hipfl betreut; das Schweizer Talent trainiert an und zu mit ihm und kann auch von dessen Erfahrung profitieren.

 

«Ein sympathischer Mensch»

Der Herbst 2021 hielt für Kym einen Höhepunkt bereit. Als einer der besten Junioren des Jahres wurde er von der ATP dazu auserkoren, an den ATP World Tour Finals in Turin als «Hitting Partner» zu fungieren. Diese können von den Stars angefordert werden, um optimal trainieren zu können. Andrej Rublew wünschte oft, mit dem aufschlagstarken Schweizer seine Einheiten zu absolvieren. Und dreimal durfte Kym mit Novak Djokovic, der Weltnummer 1, trainieren. «Er ist ein sehr sympathischer Mensch, hat mir auch Tipps für den Aufschlag gegeben», schwärmt der 18-Jährige von den Begegnungen mit dem Serben.

Kym lässt nun die Juniorenzeit hinter sich, 2022 ist er nicht mehr auf dieser Stufe spielberechtigt. Daher wird ihn sein Weg nicht zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres nach Australien, wo er bis anhin in der Nachwuchskategorie antrat, führen. Der Aargauer wird nun Future-Turniere bestreiten, um sein ATP-Ranking (derzeit 1118) zu verbessern, mit dem Ziel, sich auf der Challenger-Tour zu etablieren. «In zwei Jahren möchte ich wieder in Australien spielen», formuliert er ein ambitioniertes Ziel. Um dort die Qualifikation für die Australian Open der Aktiven zu bestreiten. Dafür müsste er in die Weltranglistenregion vorstossen, in der sich derzeit der Berner Dominic Stricker (19) befindet. Stricker ist auf Position 246 klassiert.

 

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SM-Titel für Xenia Knoll

Die Lysserin Xenia Knoll hat mit ihrer Walliser Partnerin Ylena In-Albon die Schweizer Meisterschaft im Frauen-Doppel für sich entschieden. Knoll/In-Albon bezwangen im Endspiel Nina Stadler/Alina Granwehr 6:4, 6:4. Zu einer kurzen Angelegenheit wurde der Einzel-Final der Frauen. Im Duell der beiden topgesetzen Simona Waltert und Kathinka von Deichmann rief Waltert bereits im ersten Durchgang die Physiotherapeutin auf dem Platz. Nach einer mehrminütigen Behandlungspause spielte die Nummer 1 des Turniers weiter, entschied sich dann jedoch nach dem 1:6 verlorenen ersten Satz zur Aufgabe. Die Schweizer Meisterin des Jahres 2021 ist so mit Von Deichmann eine Liechtensteinerin.

Bei den Männern stand Einzelfinalist Remy Bertola auch im Doppel im Endspiel. Und er verlor auch dieses. Bertola unterlag mit Sandro Ehrat dem Duo Jakub Paul/Mirko Martinez 7:6, 6:7, 14:16. rp

Stichwörter: Tennis, Biel, Wettbewerb, Sport