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3. Liga

«Jetzt ist die Zeit gekommen,
 den nächsten Schritt zu machen»

Seit bald sechs Jahren betreuen Tibor Kalina und Hans Bodenmann den FC Orpund, der in dieser Saison der bisher stärkste Verfolger des FC Grünstern ist. Morgen kommt es zum Direktduell.

Einsatzbereit: Ist bei der Orpund Not am Mann, wechselt sich Tibor Kalina (43) auch mal selbst ein. Bild: Anne-Camille Vaucher

Michael Lehmann

Im Winter 2014/15 war die Frage beim FC Orpund: Wie weiter? Nach einem schwachen Saisonstart hatte man den Trainer freigestellt. Mit Interimstrainer Hans Bodenmann gelang zwar der erste Sieg, dennoch lag der Drittligist nach der Hinrunde am Tabellenende. «Ein neuer Impuls war nötig», erinnert sich Vereinspräsident Walter Müller. Er wandte sich an Tibor Kalina.

Kalina, damals 39-jährig, war vor allem durch seine Aktivzeit bekannt. Der langjährige Stürmer hatte zwischen 2006 und 2008 für die SR Delémont in der Challenge League gespielt und stand danach unter anderem für Solothurn und Grenchen im Einsatz. Als Trainer hatte der gebürtige Ungar jedoch nicht viel vorzuweisen. Er hatte bei Lengnau (ebenfalls 3. Liga) etwas Erfahrung gesammelt, wurde dann aber vorzeitig von Kurt Baumann abgelöst. «Sein Engagement war mit einem Risiko verbunden», sagt Walter Müller rückblickend. «Aber eigentlich kann es ja bei jedem Trainer schief gehen.»

Tat es jedoch nicht. Dank Siegen in den letzten Runden sicherte sich Orpund den Ligaerhalt in extremis – Aarberg lag letztlich zwei Punkte dahinter, Aegerten Brügg nur einen. In den Folgejahren hatte das Team aber nichts mehr mit den Abstiegsrängen zu tun und platzierte sich stets in der oberen Tabellenhälfte. In der laufenden Saison sieht es sogar noch besser aus: Nach der Startniederlage gegen Aurore hat Orpund fünf Siege aneinandergereiht und sich damit als erster Verfolger von Grünstern etabliert. «Jetzt ist ‹Tibi› da, wo er immer hinwollte», sagt Müller und weist auf Kalinas ausgeprägten Ehrgeiz hin.

Vorfreude, aber auch Anspannung

Als die letzte Saison abgebrochen wurde, belegte Orpund mit doch beträchtlichem Abstand auf die Spitze den sechsten Rang. Seither hat sich das Team kaum verändert. Wie also ist der starke Saisonstart zu erklären? «Die Pause hat uns gutgetan», sagt Tibor Kalina. «Als die Vorbereitung begann, waren die Spieler enorm motiviert. Die Trainings waren lange nicht mehr so gut besucht.» Ausserdem sei der Umstand, dass das Team seit mehreren Jahren praktisch unverändert auftritt, ein grosser Vorteil. Man kennt sich, die Stimmung ist gut, die Mechanismen funktionieren.

Nun liegt Orpund hinter Grünstern auf dem zweiten Rang. Morgen steht das grosse Direktduell an. Ein Auswärtssieg und Orpund würde die Tabellenspitze übernehmen. Die Vorfreude, aber auch die Anspannung sei bei den Spielern spürbar, sagt Kalina. «Ich sagte ihnen deshalb, dass sie die Begegnung nicht zerdenken sollen. Am Schluss ist es nur eines von vielen Spielen.»

Gleichzeitig kommt im Gespräch immer wieder der von Müller erwähnte Ehrgeiz bei Kalina zum Vorschein. «Als ich zu Orpund kam, schwankte das Team zwischen 4. und 3. Liga hin und her», sagt Kalina. «Mittlerweile sind wir eine gestandene Drittliga-Mannschaft. Nun, nach über fünf Jahren, ist die Zeit für den nächsten Schritt gekommen.»

Grünstern, der klare Favorit

Was wie eine Aufstiegsansage klingt, wird in den Folgesätzen sogleich relativiert. «Es wäre ein Traum, nach all den Jahren mit Orpund aufzusteigen», sagt Kalina. «Aber natürlich ist der FC Grünstern der klare Favorit auf den Gruppensieg.» Seit dem Abstieg vor zwei Jahren wollen die Ipsacher in die 2. Liga zurückkehren. Das merkt man dem noch ungeschlagenen Team in dieser Saison besonders an. Vor allem was die Kaderbreite angehe, könne sein Team nicht mit Grünstern mithalten, sagt der Orpund-Trainer. «Aber vorerst geht es ja nur um das eine Spiel … Da traue ich meiner Mannschaft eine Überraschung zu.»

Der «nächste Schritt» definiert Kalina letztlich mit dem Ziel, möglichst lange ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden zu können. Wie es weiter geht, wenn es mit der Promotion nicht klappt, lässt Kalina offen. Seine gute Arbeit hat sich längst herumgesprochen. Weil er sich in Orpund wohlfühle, habe er bisher alle Angebote abgelehnt. Irgendwann dürfte er allerdings der Verlockung aus der höheren Liga erliegen.

2. Liga: Derby in Aarberg

  • Nach fünf Partien steht der FC Besa Biel in der Gruppe 2 der 2. Liga regional noch immer ohne Gegentore da. Morgen trifft das Team von Albertoz Murtaj jedoch auswärts auf den FC Aarberg, der sich in der vergangenen Woche beim 5:0 in Boncourt so richtig warm geschossen hat. Es ist das einzige Seeländer-Derby der Spielrunde.
  • Der stark gestartete FC Nidau musste zuletzt einen Rückschlag hinnehmen, als er beim bis dahin noch tor- und punktelosen FC Develier mit 1:3 verlor. Beim morgigen Duell gegen Boncourt kann Kurt Baumanns Mannschaft wieder auf dem heimischen Platz antreten.
  • Der SV Lyss befindet sich nach einem 4:0 im Cup und einem 5:0 in der Meisterschaft im Hoch. Dieser Umstand soll beim Auswärtsspiel in Langnau zum nächsten Sieg verhelfen. leh