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2. Liga regional

Jugend schlägt Routine

Etwas überraschend hat der SV Lyss beim FC Nidau mit 3:1 gewonnen. Dies, weil das Heimteam zu spät und zu kurz aufdrehte – und weil bei den Gästen die Jungen ganz gross aufspielten.

14 Jahre Unterschied: Der Nidauer Adrian Kurti (rechts, Jahrgang 1989) wird vom Lysser Elia Burkhart (2003) bedrängt. Bild: Yann Staffelbach

Michael Lehmann

Es hätte durchaus anders kommen können, das sahen auch die beiden Trainer so. Wäre zu Beginn der zweiten Hälfte einer der beiden Abschlüsse von Nidau-Captain Tobias Küffer im Netz statt bloss am Pfosten gelandet, wäre alles wieder ausgeglichen gewesen und Nidau hätte das Momentum klar auf seiner Seite gehabt. Doch mit dem Konjunktiv ist es im Sport bekanntlich so eine Sache. Tatsache ist, dass Nidau den Ausgleich nicht erzielte und Lyss kurz darauf nach einem Konter den Sack zu machte.

Damit kamen die Gäste zu einem etwas überraschenden Erfolg auf der Burgerallee. Nach zuletzt wenig berauschenden Auftritten gegen Aarberg (2:4) und Ins (2:0) zeigten die Lysser am Samstag ein ganz anderes Gesicht. Besonders in der ersten Hälfte präsentierten sie sich läuferisch stark und in den Zweikämpfen aggressiv. Gerade die «zweiten Bälle» – also die weitergeleiteten oder abgewehrten Bälle – eroberten praktisch ausschliesslich die Lysser. «Es war die Reaktion, die ich nach den eher schwachen Auftritten gefordert hatte», sagte Trainer David Meister nach dem Spiel. «Es war klar, dass wir gegen Nidau nur bestehen, wenn wir unangenehm und entschlossen auftreten.»

Herrlicher Schlenzer

Der Lysser Trainer, der auch mehrere Jahre Nidau gecoacht hatte, setzte im Angriff auf seine jungen Spieler. Joël Schultheiss hat Jahrgang 2002, Simon Affolter, Elia Burkhart und der eingewechselte Lauro Gonzalez gar erst 2003. Auf der anderen Seite stand eine Elf auf dem Platz, bei der mehr als die Hälfte der Spieler die 30 bald erreicht oder gar überschritten hat. Die «Alten» wurden in den ersten Minuten zu Zuschauern degradiert.

Zum Beispiel in der 21. Minute, als Loperfido von der Seite in den Rückraum passte, wo Affolter – ein ehemaliger YB-Junior – Mass nahm und den Ball herrlich ins Netz schlenzte. Oder auch zehn Minuten später, als eben jener Affolter erneut hätte abschliessen können, sich aber für das Abspiel auf den noch besser positionierten Schultheiss entschied, der aus spitzem Winkel das 2:0 erzielte.

Eigentlich könnte Lyss zur Pause noch höher führen, doch der Kopfball von Captain Bakari ging ganz knapp am Tor vorbei. Stattdessen hiess es plötzlich nur noch 2:1. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte drosch Ben Küffer einen Freistoss aus rund 17 Metern in die Maschen. Ein glücklicher Treffer, denn Nidau war davor zu kaum Möglichkeiten gekommen.

Missglückter Rückpass

Nidau-Trainer Kurt Baumann
reagierte auf die schwache erste Hälfte seines Teams mit einem Dreifachwechsel. Es zeigte Wirkung: Nun deutlich engagierter, nahmen die Nidauer das Spieldiktat an sich. Es folgten die beiden Pfostentreffer von Tobias Küffer sowie zwei Abschlüsse aus vielversprechender Position von Bruder Ben, die aber von Lyss-Goalie Mülchi gehalten wurden.

Lyss beschränkte sich derweil aufs Kontern – und hatte Erfolg damit. Wobei die Situation in der 74. Minute bereits geklärt schien. Der Angriff der Lysser wurde gebremst, Nidau war wieder im Ballbesitz. Doch dann missglückte ein Rückpass. Lyss’ Krüttli – auch erst 23 Jahre alt – bedankte sich und schob zum 3:1 ein. Ein Nackenschlag für die Nidauer, die sich zu keiner Reaktion fähig zeigten, und so nach zwei Siegen (4:1 gegen Diaspora, 2:1 gegen Ajoie-Monterri) die erste Saisonniederlage kassierten. Düpiert von den jungen Lyssern. «Wer bloss im vierten Gang fährt, muss sich nicht wundern, wenn er dann bestraft wird», fasste Kurt Baumann zusammen. «25 gute Minuten reichen gegen einen läuferisch so starken Gegner wie heute nicht aus.»

 

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Die Szene

«Warum hat er das bloss gemacht?» In der 89. Minute sind einige Zuschauer verwirrt. Zwar unterbindet Nidaus Goalie Christian Kobel einen Konter der Lysser, in dem er den langen Pass abfängt, doch dann nimmt der Torhüter den Ball gut fünf Meter ausserhalb des Strafraums – und als wäre es eine Selbstverständlichkeit – in die Hände. Kobel dachte, es sei auf Offside entschieden worden und wollte den Ball zum Freistoss setzen, doch der Schiedsrichter hatte nie gepfiffen. Immerhin: Der folgende Freistoss bleibt ungefährlich. leh

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