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Handball

Junge Lysser dürfen Lehrgeld zahlen

Die Pfadisportgruppe Lyss empfängt am Samstag den punktgleichen Tabellenletzten Visp. Normalerweise würden jetzt die Nerven blank liegen. Wieso der vor der Saison kritisierte 1.-Liga-Modus dem Kellerduell den Schrecken nimmt.

Bald zurück auf Erfolgskurs? Nicolas Weidmann (beim Wurf) und seine Lysser Kollegen sind noch nicht auf Touren gekommen./Copyright: Yann Staffelbach/Bieler Tagblatt
Francisco Rodríguez
 
Ursprünglich war ein Mittelfeldplatz anvisiert worden. Nach einem überaus erfreulichen Saisonstart mit dem 30:28-Sieg in Herzogenbuchsee begann für das Lysser 1.-Liga-Team die Negativserie, die inzwischen bereits bei zehn Niederlagen steht. In ihrer Gruppe ist die PSG Lyss auf den zweitletzten Platz abgerutscht und nur noch dank der um zwei Treffer besseren Tordifferenz vor Schlusslicht Visp klassiert. 
 
Es gebe verschiedene Gründe für die anhaltende Erfolglosigkeit, sagt Christian Tschanz. Zentral scheint dabei die fehlende Routine auf dem Platz zu sein. «Unsere verjüngte Mannschaft zahlt viel Lehrgeld», so der Assistenztrainer und Sportchef. Dass Abwehrchef François Sommer erst zweimal eingesetzt werden und auch die erfahrenen Moritz Grünig sowie Spielertrainer Jozef Hantak wegen Verletzungen nicht das volle Programm absolvieren konnten, bedeutete einen weiteren Substanzverlust. 
 
Der Rückstand auf das direkt vor Lyss platzierte Herzogenbuchsee beträgt zwar bereits neun Punkte. Verfolge man aber die einzelnen Spiele, sei kein grosser Unterschied feststellbar. Nur in zwei davon gab es deutliche Niederlagen, bei den anderen sei es eng zu- und hergegangen. «Wir könnten jetzt gut und gerne sechs bis acht Punkte mehr auf dem Konto haben», meint Tschanz.
 
Keine Verstärkungen geplant
Gross war das Bedauern speziell in den letzte beiden Partien. Sowohl gegen die zweite Mannschaft des BSV Bern als auch am vergangenen Samstag gegen die Spielgemeinschaft Wacker/Steffisburg lagen die Seeländer in der letzten Minute in Führung – und blieben am Ende wegen unnötiger Ballverluste ganz ohne Punkte. «Solche Niederlagen sind natürlich sehr bitter», sagt Tschanz. «Letztlich bieten sie den Jungen auch die Chance, daran zu wachsen.» Man wolle den eingeschlagenen Weg weitergehen und vertraue dem Team, weshalb in der Festtagspause Stand heute auch keine Verstärkungen gesucht würden. Der Trainer geniesse weiterhin das vollste Vertrauen der Vereinsführung und mache seine Arbeit ausgezeichnet.
 
«Wir haben nicht das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben», sagt Tschanz. «Die Mannschaft befindet sich in einem Entwicklungsprozess und braucht noch Zeit, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Wir sind im Plan.» In Lyss ist man davon überzeugt, dass sich der Erfolg früher oder später einstellen wird. Und Zeit, um daran zu arbeiten, bleibt ihr tatsächlich noch – Modus sei Dank. 
 
Passte er Tschanz zu Beginn nicht, weil in der ersten Saisonhälfte die sportlichen Anreize fehlten, spiele nun der Meisterschaftsmodus der PSG Lyss in die Karten. Nach Weihnachten wird quasi eine neue Meisterschaft lanciert. Nur für die jeweils beiden besten Teams pro Gruppe geht es dann um den Aufstieg, während alle anderen in der Abstiegsrunde um den Ligaerhalt kämpfen. Dabei beginnt alles wieder bei Null.
 
Lyss sehnt sich nach Revanche
Mit diesem Hintergrundwissen ist es absolut verständlich, dass bei der PSG Lyss keiner in Panik verfällt. Auch vor dem Kellerduell am nächsten Samstag gegen den punktgleichen Tabellenletzten Visp trainiert man in Ruhe weiter, denn letztlich ist niemand unbedingt auf die Punkte angewiesen, was etwas den Druck nimmt. Dennoch wollen die Gastgeber diese Direktbegegnung keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. «Für beide Mannschaften geht es darum, nicht Letzte zu werden, und damit in der Abstiegsrunde einen zumindest auf dem Papier bezwingbareren Gegner zu erhalten», erklärt Tschanz die sportliche Relevanz. Darüber hinaus bietet sich den Lyssern die Gelegenheit, gegen Visp Revanche für ihre zweithöchste Niederlage in der seit Anfang September laufenden 1.-Liga-Meisterschaft zu nehmen. Vor dreieinhalb Wochen hatten sie sich nach ihrem schlechtesten Saisonspiel mit einer brutalen 21:33-Schlappe aus dem Oberwallis verabschiedet und sind nun vor ihrem Publikum auf Wiedergutmachung aus.
 
Englische Woche gegen Topteams
Danach folgen vor der Festtagspause in einer englischen Woche noch die letzten Hauptrundenpartien gegen die aktuell besten Vereine in der Gruppe. Am nächsten Mittwoch spielt Lyss beim Tabellenführer Yverdon, ehe am Sonntag in einer Woche das Handball-Jahr in Nyon möglichst mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen werden soll. «Wir könnten vielleicht noch das Zünglein an der Waage spielen und für sie im Kampf um die Finalrundenteilnahme zum Spielverderber werden», sagt Tschanz mit kämpferischem Unterton.
 
Schlechte Erinnerungen an 2018
Viel Siegeswille soll Lyss dann vor allem ab Ende Januar zeigen, wenn es wirklich um die Wurst geht und die Jungen längst die richtigen Lehren aus der erfolglosen ersten Meisterschaftshälfte gezogen haben sollten. Ansonsten könnten die Nerven im Frühling tatsächlich blank liegen. Ein Szenario, das man noch von der Abstiegssaison 2017/18 her kennt und auf das diesmal gerne verzichtet wird.
 
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Lysser Skorer 1. Mannschaft
Tore/davon Penaltys
Filip Michálek  56/7
Nicolas Weidmann  54
Jozef Hantak (Spielertrainer) 38/6
Moritz Grünig  36
Lukas Affolter  26
David Lukic  23
Christian Zurbuchen  21/6
Patrick Schaniel  19
Michaël Monnier  14
Neil Strub  12
Adrian Joss  8
Mathieu Induni  7
Nikolaj Charczuk  6
François Sommer  5
Samuel Weidmann  4
Jonah Strub  3
Nando Ammeter (Torhüter) 0
Jan Henschke (Torhüter) 0
Jason Marti (Torhüter) 0
fri
Stichwörter: Handball, PSG Lyss