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Laufsport

Kioskfrau erobert Büren im Sturm

Zwei Jahre nach ihrer letzten Teilnahme meldet sich Brigitta Mathys am Bürenlauf zurück. Die Lysserin ist glücklich darüber, trotz Coronazeiten endlich wieder ein Rennen austragen zu dürfen und legt sich dafür ihre ganz eigene Taktik zurecht.

Endspurt im Stedtli: Brigitta Mathys trifft bei ihrer letzten Teilnahme 2018 als Gesamtzweite in Büren ein./Peter Samuel Jaggi/Bieler Tagblatt
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Francisco Rodríguez

Seit mehr als einem Jahr habe sie keinen Wettkampf mehr bestritten, sagt Brigitta Mathys. Die Coronakrise hatte unter anderem zu einer Absage eines ihrer liebsten Rennen geführt, dem Survival Run in Thun, den sie mehrmals gewinnen konnte. Umso grösser war nun die Freude darüber, dass trotz schwieriger Zeiten für Organisatoren von Grossanlässen der Bürenlauf gleichwohl stattfindet. Die Lysserin nimmt zum achten Mal am traditionellen Lauf teil und hat sich dabei wie gewohnt für das 11,5 Kilometer lange Hauptrennen angemeldet.

2013 vermochte sie die anspruchsvolle Strecke mit dem happigen Aufstieg von rund 440 auf fast 600 Metern über Meer als schnellste Läuferin zu meistern. Ihre Siegerzeit von 43:04 Minuten blieb bis heute die zweitbeste Marke bei den Frauen. Nur OK-Mitglied Mirja Jenni, die am Samstag am Mikrofon wieder lautstark und herzlich die eintreffenden Finisher im Stedtli begrüssen wird, war 2012 noch schneller und benötigte gut 21 Sekunden weniger als Mathys.

Drei zweite Plätze im Gesamtklassement sowie insgesamt fünf Kategoriensiege in ihrer Altersklasse runden Mathys’ ausgezeichnete Bilanz ab. Bei ihrer letzten Teilnahme in Büren, von der ein dunkelblaues Finisher-Shirt zeugt, traf sie als Zweite hinter der überlegenen Siegerin Simona Aebersold in einer Zeit von 51:49 im Ziel ein. «So um die 50 Minuten dürften es auch diesmal sein», sagt Mathys zu ihrer persönlichen Zeitschätzung, die sie bei der Onlineanmeldung angeben musste.

Tägliches Lauftraining

Allerdings habe sie nicht unbedingt spezifisch auf den Lauf und diese Vorgabe hintrainiert. «Früher machte ich viele Intervallsachen für meine Schnelligkeit. Inzwischen trainiere ich nur noch das, was mir Freude macht» Was allerdings nicht heissen will, dass der Aufwand kleiner geworden ist. Mathys läuft weiterhin jeden Tag und absolviert auch lange Einheiten, die bis zu fünf Stunden dauern können.  Wenn es mal zeitlich nicht so gut passt, wie am letzten Montag, streut sie nach Lust und Laune spezielle Trainingsformen ein. «Frühmorgens vor der Arbeit und noch in tiefster Dunkelheit bin ich sieben Mal den Aussichtsturm bei uns in Lyss hoch- und wieder hinuntergerannt», erzählt sie gutgelaunt. Beim Treppensteigen habe sie ihre überanspruchte Achillessehne ein wenig schonen können, was bei längeren Belastungen kaum möglich sei, meint Mathys. Es müsse aber nicht immer Laufsport sein. «Ich bin auch gerne mit dem Mountainbike oder auf dem Rennvelo unterwegs und habe zuletzt das Gleitschirmfliegen entdeckt.» Sie sei ein Bewegungsmensch und offen für alles, hauptsache es bereite ihr Spass.

Schöner Job mit viel Kundenkontakt

Spass hat sie auch an ihrem Arbeitsplatz. Die studierte Physikerin und Mathematikerin hat eine andere Beschäftigung gewählt und ist seit längerem im Kiosk in Busswil berufstätig. «Ein vielseitiger Job, bei dem es mir nie langweilig wird. Ich freue mich jedes Mal auf meine Schicht und auf die interessanten Kontakte mit der Kundschaft», sagt Mathys, die in der Öffentlichkeit auch bekannt geworden ist durch ihre erfrischenden Auftritte in «Bauer ledig sucht...», der Kuppel-Doku-Soap des TV-Privatsenders 3+. «Es ist zwar bereits vier Jahre her, trotzdem werde ich noch darauf angesprochen.» Der Kontakt mit Jungbauer Jan sei inzwischen abgebrochen. Geblieben sind schöne Erinnerung an eine witzige Zeit. Manchmal habe sie darüber nachgedacht, sich für eine weitere Folge zu bewerben. Inzwischen hat aber Mathys einen Freund. Am Samstag wird sich die aus einer erfolgreichen Büetiger Läuferfamilie stammende Hobbysportlerin, die in den letzten zehn Jahren immer wieder mit Spitzenresultaten glänzen konnte und auch international mit zwei Silbermedaillen an der Studenten-WM im Orientierungslauf für Aufsehen sorgte, im schnelleren Startblock einreihen. Der Startschuss fällt für sie um 14.20 Uhr.

Auf ihre Taktik angesprochen, sagt Mathys, dass sie einfach von Anfang an Vollgas geben werde. Dass es nach drei flachen Kilometern auf einen rund vier Kilometer langen Aufstieg geht, für den es noch genügend Energiereserven braucht, spiele für die Einteilung ihres Rennens keine Rolle. «Die Strecke ist so lustig», meint Mathys in gewohnt fröhlichem Ton. «Einmal auf dem höchsten Punkt angekommen, weiss ich, dass es nur noch hinunter geht und ich es einfach rollen lassen kann. Wozu sollte ich dann vorher beim Aufstieg Kräfte einsparen und mich zurückhalten?»

30. Geburtstag am Montag

Aus dem Mund der Lysserin tönt alles so einfach. Der Bürenlauf sei für sie sowieso eine reine Kopfsache. Und in Mathys’ Kopf dominiert gegenwärtig die grosse Freude, endlich wieder einmal einen Wettkampf zu bestreiten. Ausgezeichnete Voraussetzungen, um bei ihrer achten Teilnahme erneut auf das Podest zu stürmen und darüber hinaus für ihren 30. Geburtstag, den sie am Montag feiert, ein kleines Souvenir abzuholen. Das begehrte Laufshirt erhalten am Ziel übrigens nicht nur die Schnellsten, sondern alle Finisher.

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Titelverteidiger Mekonen Tefera will den Streckenrekord knacken

1223 Anmeldungen sind für diese auf 1350 Startplätze beschränkte Austragung des Bürenlaufs eingegangen und damit 189 mehr als beim letzten Teilnehmerrekord vor drei Jahren. Für die Organisatoren um OK-Präsident Adrian Diethelm bedeute dies auch ein Zeichen der Wertschätzung von Seiten der vielen Läuferinnen und Läufer, die sich in Coronazeiten mit lauter Wettkampfabsagen konfrontiert sehen und nun am Samstag endlich wieder einmal ein Rennen bestreiten dürfen. Mit grossem Aufwand und einem umfassenden Schutzkonzept ist in Büren eine den aktuellen Vorgaben angepasste Ausgabe des traditionellen Events geschaffen worden.

«Zentral ist für uns der Schutz der Gesundheit aller Teilnehmenden und Helfenden», sagt Diethelm. Die Kinder- und Jugendrennen, der Bürenlauf light über 5 Kilometer sowie die 11,5-km-Königsdisziplin werden als drei zeitlich voneinander getrennte Läufe im Programm geführt (siehe Zeitplan rechts) und beim Start jeweils in verschiedene Blöcke aufgeteilt. Start und Ziel sind örtlich voneinander getrennt. Dies alles mit der Absicht, grössere Menschenansammlungen zu vermeiden und die Abstandsregeln einzuhalten. Beim Betreten des Startblocks wird eine Schutzmaske gefasst, die später weggeworfen werden darf, und auch nach dem Einlauf herrscht Maskenpflicht. Zusammen mit der Startnummer sind detaillierte Informationen über alle Massnahmen und Verhaltensregeln verschickt worden.

Favorit über 11,5 km ist Mekonen Tefera. Der aus Äthiopien stammende und in Konolfingen wohnhafte Vorjahressieger will den Streckenrekord, den seit 2011 der gebürtige Eritreer Solomon Tesfamarian in 37:25,4 Minuten hält. Eine gute Zeit strebt auch der 19-jährige Brügger OL-Spezialist Fabian Aebersold an. Nicht am Start ist Vorjahressiegerin Natacha Sieber, die Australien bereist. Aushängeschild ist Delia Sclabas. Die Schweizer Spitzenläuferin rennt sowohl die 11,5- als auch die 5-km-Distanz. fri

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Die Startzeiten am Samstag

Starts in der Bahnhofstrasse, östlich des Bahnhofs Büren, Ziel ist räumlich getrennt davon im Stedtli von Büren.
10.30 Uhr: Muki/Vaki/Erki-Lauf (1 km) für die Kleinsten (bis Jahrgang 2014).
11 Uhr: Kids-/Jugendlauf Altersklassen M1+K1 (bis Jahrgang 2012/1 km).
11.30 Uhr: Kids-/Jugendlauf M2+K2 (2010 und 2011/1,5 km).
12 Uhr: Kids-/Jugendlauf M3/4+K3/4 (2006 bis 2009/1,5 km).
12.50 Uhr und 13.10 Uhr: Blockstarts zum Bürenlauf light 5 km (Running/Nordic Walking/Walking sowie Startende Sie + Er-Wertung/Teamwertung).
14.20 Uhr und 14.40 Uhr: Blockstarts zum Bürenlauf 11,5 km (Running/Nordic Walking/Walking sowie Startende Sie + Er-Wertung/Teamwertung). fri