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Olympia-Tagebuch

Komisch, nicht dabei zu sein

Olympia-Tagebuch mit François Willen, Berufstrainer und Chef Leistungssport bei Swiss Ice Skating.

François Willen

Als Berufstrainer verfüge ich über eine langjährige Erfahrung. Nach meiner eigenen sportlichen Laufbahn als Schwimmer engagiere ich mich seit 20 Jahren in verschiedenen Sportarten. Via Schwimmen kam ich zum Triathlon. In dieser Sportart durfte ich die Besten bis an die Olympischen Spiele in Rio begleiten.

Seit dem 1. Juni 2020 bin ich bei Swiss Ice Skating als Chef Leistungssport tätig. Zu diesem Job bin ich eher zufällig gekommen – die Stelle war ausgeschrieben und ich habe mich beworben.  Leistungssport bleibt Leistungssport – Aufgaben, Vorgehen und Zielsetzungen sind sportartenübergreifend ähnlich.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2022 war geplant, die Unterlagen der letzten Spiele 2018 in Pyeongchang zur Hand zu nehmen und mit wenigen Anpassungen umzusetzen. Denn damals klappte alles bestens. Es kam dann bekanntermassen alles anders. Die Pandemie – ich kenne meinen aktuellen Job noch gar nicht ohne Corona – erschwert alles unglaublich. Schon der Besuch der internationalen Wettkämpfe war in den letzten beiden Saisons ein Balanceakt. Reisen ins Ausland waren teuer und zum Teil unmöglich. Wir sind quasi nur am Improvisieren. Schier unendliche Bürokratie um Quotenplätze mit dem internationalen Verband und mit dem IOC kamen erschwerend dazu.

Positive Coronatests gehören in jeder Sportart dazu. Wir kennen das inzwischen. Auch bei uns waren und sind Athleten und Trainer nicht verschont. Bei den Sportlerinnen und Sportlern hat dies grossen Einfluss auf die Leistung – das hat man auch bei Livio Wenger gesehen, der im Dezember von einer Erkrankung betroffen war und dann lange brauchte, um das international geforderte Niveau zu erreichen.

Dass ich in Peking nicht selber anwesend sein kann, ist kein Problem. Diese Tatsache ist seit Langem klar. Die «eigenen» Athletinnen und Athleten aber via TV in der Ferne mitzuverfolgen, ist aber schon komisch. Wir haben viele und gute Kontakte. Die Delegation in Peking fühlt sich gut aufgehoben. Dass es speziell sein wird, wussten alle. Das Leben an Wettkämpfen mit Pandemie-Einschränkungen gehört ja schon zur Gewohnheit.

Aufgezeichnet: Bernhard Rentsch

Info: François Willen (47) lebt in Ipsach, führt neben seinen Tätigkeiten im Spitzensport in Lausanne ein familieneigenes Käsegeschäft und ist in Magglingen als Dozent im Schwimmsport tätig.

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