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Leichtathletik

Langer und harter Weg bis Tokio

Die 26-jährige Bielerin Rachel Pellaud setzt voll auf die Leichtathletik und will an die Olympischen Spiele in Tokio. Nach Trainerrochaden wartet ein hartes Stück Arbeit.

Startklar und mit klarem Blick nach vorne: Rachel Pellaud. Bild: Athletix Ulf Schiller

Beat Moning

Gespannt war man an den Hallen-Schweizer-Meisterschaften auf den Auftritt der 400-m-Staffel-Nationalläuferin Rachel Pellaud. Im Vorlauf am Samstag lief die Bielerin vom FSG Bassecourt 54,88 und qualifizierte sich hinter der Besten und für die Hallen-EM qualifizierten Silke Lemmens für den Finallauf. «Wegen einer Medaille bin ich nach Magglingen gekommen», sagte sie nach dem Vorlauf. Im Wissen: «Es hat derzeit so gute 400-m-Läuferinnen wie schon lange nicht mehr. Der Konkurrenzkampf ist grösser geworden.» Was sie sogleich zu spüren bekam: Sie griff im Finallauf zwar aggressiv an, konnte aber ihre Pace nicht bis ins Ziel bringen und musste sich mit dem vierten Platz begnügen.

 

In belgischer Trainingsgruppe

Den Blick richtet sie nun nach einem turbulenten 2020 und einem guten Winteraufbau nach vorne. 2019 hat sie sich noch von Laurent Meuwly trainieren lassen. Allerdings war es mehr eine «Fernbeziehung», denn Meuwly ist in den Niederlanden engagiert. Sie habe sich da oft alleine gefühlt. «Es fehlten im Training oft der Spass und die Freude am Sport.» Die am 8. März 26 Jahre alt werdende Bielerin, die als Höhepunkt bislang die Weltmeisterschaften 2019 in Doha erleben durfte, überlässt inzwischen nichts dem Zufall. Sie hat einige Wochen Trainingslager hinter sich, nachdem sie sich einer belgischen Trainingsgruppe angeschlossen hatte. Noch im alten Jahr, im November, war sie nach einer Probewoche in Belgien zwei Wochen auf Teneriffa, dann folgten vier Wochen im Januar in Südafrika. Auch Kollegin Sarah Atcho gehört der Athletenfamilie von Jacques Borlée an. «Es waren sehr gute Trainingslager und beste Bedingungen. Ich denke, ich habe über diesen Winter ein Optimum herausgeholt.» Angetan auch davon, dass die Coaches in einer fruchtbaren und familiären Atmosphäre kein Blatt vor den Mund nehmen. Gilt es etwas zu korrigieren, soll dies auch ohne Wenn und Aber umgesetzt werden.

Und wie war es mit der Reiserei? «Kein Problem, aber es waren dann halt schon viele Coronatests, die ich machen musste.» Sie kommt auf die Zahl 10 und in Südafrika mussten sich die Läuferinnen jede Woche einmal testen lassen. Viel mehr als den Weg vom gemieteten Haus zu den Anlagen und zurück bekam die Gruppe nicht zu sehen.

 

Über Polen nach Japan

Vor diesen Hallen-Schweizer-Meisterschaften absolvierte sie zwei 400-m-Läufe im Ausland, hinzu kamen einige Trainingstage in Belgien. In Gent sei sie taktisch schlecht gelaufen, zuvor in Metz stellte sie in 54,36 eine neue persönliche Bestzeit auf. «Es war bislang eine intensive und gute Vorbereitung auf die Schwerpunkte im Sommer», sagt Pellaud, die bis 2010 Satus Biel-Stadt angehörte, dann nach Bassecourt zum dortigen Leichtathletik-Klub gewechselt hat und in der Schweiz von Bassecourt-Coach Christian Vernier betreut und begleitet wird.

Rachel Pellaud, die inzwischen dank Sponsoren zur Profi-Leichtathletin geworden ist, hat in den nächsten zwei Jahren grosse Ziele: «Zum einen die Olympischen Spiele in Tokio und 2022 werden dann gleich mit Europameisterschaften und Weltmeisterschaften weitere Höhepunkte anstehen.» Ziele, die Pellaud konsequent verfolgt. «Ab April muss die Form langsam kommen, denn im Mai stehen die Olympia-Trials in Polen auf dem Programm.» Dazu müsse sie sich zuerst noch für das Team aufdrängen.

Staffelcoach Peter Haas, ein alter Fuchs in der Schweizer Leichtathletik-Szene, erwartet einen harten Konkurrenzkampf um die fünf Plätze. «Es sind bestimmt neun Läuferinnen, die für die Staffel infrage kommen.» Da zuvor keine Wettkämpfe stattfinden, legt Haas viel Wert auf die kommenden Zusammenzüge. «Da müssen sich die Athletinnen präsentieren und sich aufdrängen.» Anfang April geht es für zwei Wochen in die Türkei und Ende April noch einmal zu einem kürzeren Treffen nach Spanien. Acht Länder sind nach den Weltmeisterschaften 2019 bereits selektioniert, acht weitere kommen am 1./2. Mai an den Staffel-Weltmeisterschaften in Polen hinzu. «Wir haben eine intakte Chance, die wir packen wollen», so Haas. Auch er will die Staffel an den Olympischen Spielen in Tokio am Werke sehen.