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Kommentar

Lasst doch Roger Federer in Ruhe

Vor ziemlich genau 20 Jahren absolvierte Roger Federer in Biel, auf dem einzigen Hartplatz draussen von Swiss Tennis, eines seiner letzten Trainings in der Region, bevor er seinen Abstecher im Seeland als beendet erklärte.

Roger Federer. Bild: Keystone

Beat Moning

Das BT war an diesem Tag dabei, interviewte ihn in den Pausen der Ballwechsel mit Trainer Peter Lundgren. Das war nach seinem Spektakel-Auftritt in Wimbledon mit dem Sieg über Pete Sampras. Man schrieb den 3. Juli 2001. Kein anderer Journalist hat es in diesem Moment und nach diesem Exploit des 19-Jährigen für nötig befunden, Roger Federers Lektion zu sehen, ihn zu interviewen. Kein Zuschauer kam, weder ins Innere der Anlage noch schaute man über den Zaun. Da war einfach ein (noch) ganz gewöhnlicher Tennisspieler am Trainieren. So, wie das heute an gleicher Stätte auch Dominic Stricker mit seinem Coach tut. 20 Jahre und 20 Grand-Slam-Siege später reden längst alle über Roger Federers Taten. Was er auch tut, die Kritiker melden sich schnell zu Wort. Ob von Stammtischbrüdern, selbsternannten Experten bis hin zu ehemaligen Weltklassespielern.

In der letzten Woche, bei den noch laufenden French Open, angefangen mit den Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Wegen Zeitverzögerung verwarnt, liess sich Federer auf diesen längeren verbalen Austausch ein. Warum nicht? Das haben andere auch schon getan, ohne dass mit dem Finger auf die Spielerin oder den Spieler gezeigt worden wäre. Ein menschlicher Zug, in einem Sport, in dem nicht selten über mehrere Stunden, ohne Kommunikationsmöglichkeit mit der Aussenwelt, der Druck besonders hoch ist. Ob für Jung oder Alt. Soll das bei «Strahlemann» Federer anders sein? Nein, da wird die Latte auf eine unmenschliche Höhe gesetzt. Gleiches beim Rückzug. Sogar ein Nahestehender, der schon Bücher über ihn verfasst hat, zeigt wenig Verständnis für diesen Schritt. Bei Roger Federer wird ein anderer Massstab angewendet. Das ist nicht neu. Aber daran gewöhnen muss man sich nicht. Sind nicht alle Tennisspieler gleich? Darum: Lasst doch Roger Federer in Ruhe!

Freuen wir uns, dass der beste Spieler aller Zeiten überhaupt noch mit fast 40 Jahren aktiv im Welttennis vertreten ist.

 

Stichwörter: Roger Federer, Tennis, Sport

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