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Ladies Open Biel

«Man wünscht sich als Turnierdirektor immer eine volle Halle»

Lukas Troxler, der Turnierdirektor der WTA Ladies Open von Biel, blickt positiv auf die Woche zurück. Alle Wünsche konnten schlicht nicht in Erfüllung gehen. «Die Basis für dieses langfristige Projekt ist aber gelegt», sagt der Innerschweizer.

Ihr erster Pokal auf der Profitour: Marketa Vondrousova ihren starken Auftritt mit der Trophäe.

Interview: Beat Moning

Lukas Troxler, sind Sie gesamthaft betrachtet mit dieser ersten Austragung in Biel zufrieden?

Lukas Troxler: Ja, das bin ich. Schon Mitte Woche war ich entspannter und freute mich riesig auf die Endphase. Als ich die Autonummern aus der ganzen Schweiz sah, wurde mir bewusst: Das Turnier ist bekannt. Bedenken wir einfach, dass die Zuschauer im Vorverkauf und auch die Sponsoren nicht wussten, was auf sie zukommt. Die Halle war ja erst am Tag vor dem ersten Spiel fertiggestellt.

Fühlten Sie sich unter Druck, auch vonseiten der Women’s Tennis Association WTA?

Ich denke, dass wir innerhalb eines Jahres in der Tat etwas Grosses auf die Beine gestellt haben. Es war für die meisten von uns im Organisationskomitee – trotz den zahlreichen erfahrenen Ressortleitern, aber mit den vielen neuen Helfern – absolutes Neuland. Wir können und werden es noch besser machen. Davon bin ich überzeugt. Unter Druck standen wir. Wir hatten von der WTA eine gute Unterstützung. Wir wurden gelobt, gerade unter Berücksichtigung dieser Erstaustragung.

Nehmen wir das Sportliche vorweg: Planbar ist da bekanntlich gar nichts. Waren Sie enttäuscht, als Ihre Einzel-Aushängeschilder eine nach der anderen die Koffer packen mussten?

Klar erhofft man sich, dass die Schweizerinnen im eigenen Land möglichst ins Final-Wochenende vorstossen. Wie Sie sagen, planbar ist nichts und ich habe die Zuversicht nie verloren. Ich denke, der Tennisfan erkennt das. Man kann durchaus auch ein Auge auf viele andere Spielerinnen richten. Solche, die viel erreicht haben, solche, die ihre Zukunft noch vor sich haben. Insgesamt bin ich überzeugt, dass wir hier guten Sport gesehen haben.

Der Sieg von Marketa Vondrousova, einer 17-Jährigen mit Nummer-1-Potenzial, kam gerade richtig.

Ja, da hatten wir als Organisatoren ein gutes Händchen mit dieser Wild Card für die Qualifikation. Sie hat ja schon an der Siegerehrung gesagt: «See you next year». Ich gehe davon aus, dass sie ihre gewonnenen WTA-Punkte verteidigen will.

Wie können Sie der Tatsache gerecht werden, dass der Tennissport (leider) oft vom Ranking lebt? Oder: Wie kommen Sie an noch besser klassierte Spielerinnen heran?

Das hat natürlich einerseits mit den Startgeldern zu tun. Und da habe ich nicht das Gefühl, dass wir einen grossen Sprung machen können. Zumal wir unseren Weg, jenen für die Schweizerinnen, weiterhin gehen wollen. Anderseits erhoffe ich mir eine gute Mund-zu-Mund-Werbung. Kristyna Pliskova fragte ich, ob sie nicht ihre Schwester Karolina mitbringen könnte, immerhin ist sie die Nummer 3 der Welt. Warum nicht?

Die Spielerinnen waren also zufrieden?

Die Spielerinnen waren hier nach unseren eingeholten Feedbacks wirklich zufrieden. Auch der Party-Abend auf dem Bielersee gefiel allen. Niemand hat sich beschwert. Alles ist nah zusammen, das Spielerinnen-Restaurant mit der Terrasse ist ein Glücksfall. Nicht selten müssen die Spielerinnen in einer WTA-Turnierwoche zu dieser Jahreszeit die Zeit drinnen verbringen. Das Datum im Tenniskalender bleibt gut. Wer weiss, was in einem Jahr abgeht.

Apropos Feedbacks: Haben Sie auch solche von den Zuschauern eingeholt?

Das machten wir. Auch ich selber hole mir Reaktionen ein, ob bei Sponsoren, VIP-Gästen, Helfern und Medienleuten, die sich eng in diesem Tenniscircuit bewegen. Ohne im Moment in die Details zu gehen: Wir sind auf einem guten Weg, auf dem richtigen. Wir werden auch künftig nach den bestmöglichen Lösungen suchen. Es ist klar, dass wir Anpassungen machen müssen. Allein in der Infrastruktur gibt es Handlungsbedarf und dann haben wir aufgrund der TV-Bilder gesehen, dass wir das Branding in der Halle neu überdenken müssen. Wir können aus dieser neuen Halle und dem Turnier langfristig ein kleines Bijou machen.

Zuschauermässig ist man wohl unter den Erwartungen geblieben.

Man wünscht sich als Turnierdirektor immer eine volle Halle, auch für die Spielerinnen, die es verdienen würden. Aber ich musste erkennen, schon früher, dass es WTA-Turniere auf dieser Stufe allgemein schwer haben. Ich liess mir sagen, dass wir am Mittwoch und Donnerstag so viele Fans hatten wie lange nicht an anderen Orten. Das ist schon mal gut. Dass sich das nicht noch positiver auswirkt, wenn keine Schweizerinnen im Einzel am Samstag oder gar Sonntag dabei sind, ist auch klar. Dann hatten wir diese Osterwoche in der Ferienzeit. Das hatte grosse Auswirkungen auf die Erstaustragung.

Werden Sie das Budget von 2,3 Millionen Franken einnahmemässig erreichen?

Das wird sicher nicht reichen. Damit mussten wir aber rechnen. Wir haben hier ein längerfristiges Projekt, das sich in den nächsten drei, vier Jahren auch mit guten schwarzen Zahlen auszahlen sollte.

Um noch mehr zu bieten, bräuchte es ein Budget von mindestens drei Millionen Franken. Was stellen Sie auf Sponsorenseite fest?

Dass sich diese Sponsoren in Biel sehr wohlfühlten und wir auch von da gute Reaktionen erhalten haben. Es gibt nach den ersten gemachten Erfahrungen Verbesserungsmöglichkeiten. Denken wir einfach daran, dass auch die Sponsoren eine Katze im Sack gekauft haben. Ich stellte zudem fest, dass viele Unternehmer und Firmenchefs aus Nah und Fern bei uns vorbeischauten und sich durchaus neue Partnerschaften ergeben können.