Beat Moning
Derzeit weilt Martina Hingis als Turnier-Botschafterin der WTA-Finals in China. Gestern gab die 39-jährige Schweizerin, seit acht Monaten Mutter einer Tochter, eine Medienkonferenz. Nein, ein Comeback gibt es, wie im Fed Cup 2015, nicht. Der Rücktritt nach dem WTA-Turnier in Biel 2017 ist eine beschlossene Sache. «Seit vier Jahren bringt sich Martina aber vermehrt für Swiss Tennis ein», weiss Sandra Perez, Fed-Cup-Teamchefin und Kommunikationsleiterin von Swiss Tennis. Beim Frauenturnier war Hingis nun dreimal Botschafterin, seit knapp zwei Jahren Coach des Fed-Cup-Teams. «Da hat sie sich mit Captain Heinz Günthardt und unseren Spielerinnen auf Anhieb verstanden. In dieser Zeit hat sie festgestellt, dass wir hier gute Arbeit mit dem Nachwuchs leisten. Das hat sie motiviert, noch mehr zu tun. Sie will konkret dem Schweizer Tennis etwas zurückgeben», führt Perez weiter aus.
Grundausbildung ist zentral
Martina Hingis, bereits im Besitz des Trainer B-Diploms, hat im Tenniscenter der Mutter Coaching-Erfahrung mit jungen Spielern und Spielerinnen gesammelt. «Ich freue mich sehr, wieder eine aktivere Rolle im Schweizer Tennis einnehmen zu können», sagt die fünffache Einzel-Grand-Slam-Siegerin, insgesamt mit Doppel und Mixed sind es 25 Siege. «In der Academy meiner Mutter habe ich gelernt, was eine gute Ausbildung ausmacht. Ich freue mich, zusammen mit dem ambitionierten Team der Swiss Tennis Academy die jungen Spieler und Spielerinnen auf ihrem Weg begleiten zu können», lässt sie sich via Swiss Tennis in einem Medienkommuniqué zitieren. Für Verbandspräsident René Stammbach ein Meilenstein in der Geschichte von Swiss Tennis in Biel. «Dass Martina helfen will, unser Kompetenzzentrum weiter zu positionieren, ist nicht nur eine grosse Freude. Es zeigt auch, dass der eingeschlagene Weg in unserer Nachwuchsausbildung stimmt.»
Neue Spieler aus Asien?
Was also macht Martina Hingis konkret? Das weiss Peter Frey, der Headcoach der Swiss Tennis Academy in Biel. «Martina wird als Botschafterin vor allem den asiatischen Markt beobachten und bearbeiten. Wir hoffen natürlich, dass wir aus diesem Raum einige neue Spieler und Spielerinnen bei uns begrüssen können.» Wissen muss man: «Martina hat gerade in China und Japan einen grossen Namen und ist dort sehr beliebt», sagt Sandra Perez dazu. Auf dem Platz erhofft sich Frey von ihr starke Inputs. «Wir sind an sich eine kleine Gruppe. Dies hat den Vorteil, dass wir bei allen eine tiefe Ausbildung inklusive Begleitung an die Turniere im In- und Ausland garantieren können. Da ist niemand eine Nummer.» Dank ihrer grossen Erfahrung und ihrem Know-how werde Martina Hingis die Mitglieder ohne Zweifel weiterbringen. «Wenn eine Martina Hingis etwas sagt, dann hat das ein ganz anderes Gewicht, als wenn wir das tun. Das habe ich bereits festgestellt, als Valentina Ryser eine Stunde mit Martina Hingis absolviert hat.» Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. «Ihre Analysen werden auch das Coachingteam weiterbringen», ist Frey überzeugt. Ihr Name werde ohne Zweifel dazu beitragen, dass die ganze Academy an Attraktivität gewinnt. Wie oft Martina Hingis in Biel tätig sein wird, ist noch nicht definiert worden. Die Swiss Tennis Academy in Biel wurde 2009 gegründet, das Leistungszentrum des Verbandes befindet sich seit 1998 in Biel. Schon heute sind im Seeland immer wieder Weltklassespieler im Training zu bewundern. Wie der Franzose Gilles Simon, die Türkin Çağla Büyükakçay, die dänische Weltnummer 1 der Juniorinnen Clara Tauson oder das ukrainische Wunderkind Marta Kostjuk. «Für die besten Schweizer und Schweizerinnen sind solche Sparringpartner von grosser Bedeutung», sagt Headcoach Yves Allegro. Schon die U14 der Academy mit einigen Mitgliedern des Nachwuchskaders profitieren von solchen Sparringpartnern aus dem Ausland (siehe Text unten).
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Martina Hingis
Geboren am 30. September 1980 in Kosice. Seit 1988 in der Schweiz. Sie war 209 Wochen lang die Nummer 1 des Welttennis. Fünffache Einzelsiegerin an Grand Slams, 13 Titel im Doppel, sieben im Mixed. 43 WTA-Titel. Siege/Niederlagen im Einzel 548:135. Doppel 490:110 mit 64 WTA-Titeln. Mehrfach von der WTA ausgezeichnet (ua. fünf Mal Spielerin des Jahres). bmb