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Segeln

Material und Mensch am Limit

Bei schwierigen Verhältnissen hat der Yachtclub Bielersee in der Super League mit dem siebten Schlussrang den Ligaerhalt geschafft. Auf dem eigenen See reichte es für den vierten Platz.

Kampf bis zuletzt: Es ging um Zentimeter, aber nicht darum, sich unnötig in Duelle zu verwickeln – das YCB-Team in Aktion. Bild: zvg

Beat Moning

Die sechs J70-Boote wurden in Mitleidenschaft gezogen, die Segler aufs Höchste herausgefordert. Materialschaden waren die Folgen und nicht wenige musste mit leichteren Verletzungen die Heimreise antreten. Mit teils über 30 Stundenkilometern (17 Knoten) fegte der Wind zwischen Freitag und Sonntag über den Bielersee. Geschenke konnten dabei keine verteilt werden. Es war ein Zentimeterkampf um den Titel, um die Teilnahme an der Champions League und nicht zuletzt gegen den Abstieg, wobei nicht weniger als drei der zwölf Equipen betroffen waren. Auch der YCB.

Aus Bieler Sicht: Ende gut, alles gut. «Jetzt muss ich nach Hause, meine Blasen an den Händen pflegen», sagte YCB-Segler Damian Suri. Bei Mahé Ratte sah es noch etwas schlimmer aus. Er klemmte sich die Hand im letzten Lauf ein. Der Abbruch nach 32 von 42 möglichen Rennen kam vielen gelegen. Auch die Boote mussten geschont werden, steht doch noch ein Act der Challenge League auf dem Programm, an dem die drei Aufsteiger ermittelt werden.

Es war aus YCB-Sicht ein guter Schlusspunkt. In den beiden letzten der 16 Rennen über drei Tage resultierten noch die Ränge zwei und eins. Damit noch ein Sprung auf den vierten Platz in diesem zweiten Swiss-Sailing-Event vor Neuenstadt. Damit wurden auch gleich noch die Einheimischen um einen Rang verdrängt. Dem Kausche-Team lief es nicht nach Wunsch und der Platz auf den Champions-League-Rängen konnte nicht gehalten werden. Ein versöhnlicher Bieler Abschluss in einem speziellen Jahr, in dem die beiden ersten Anlässe pandemiebedingt nicht ausgetragen werden konnten. Weil es keine Ersatzdaten gab, entschieden nur zwei Acts: Beim ersten in Davos lief bei den Bielern mit der Crew von Lorenz Müller und drei Frauen wenig zusammen. Man belegte mit Thalwil punktemässig den letzten Platz. Es drohte der Abstieg. Dabei hätten die Bieler doch noch so gerne um die Teilnahme an der Champions League gesegelt. «Das war in der Vergangenheit, auch bei den Junioren, möglich, das war auch heuer unser erklärtes Ziel», so Damian Suri.

Die Crew hatte in diesen drei Tagen nur ein Ziel: Von Rennen zu Rennen möglichst vorne mitmischen, Ränge gutmachen und dem Abstieg entrinnen. «Unser Vorhaben, jeweils mindestens den dritten Platz zu sichern, haben wir mehr oder weniger konstant erreicht», blick Suri zurück. In der Tat: Nur vier Mal schaute ein schlechterer Platz heraus. Mit vier zweiten Plätzen und sieben dritten Rängen war man auf Kurs. Den zweitletzten Lauf konnten die Bieler gar gewinnen.

Damian Suris Erlebnisse auf dem See kommen einem Kriminalroman schon sehr nahe. «Alle segelten am oberen Limit. Es war oft hektisch und man hatte bei diesen Winden das Gefühl, man fliege über das Wasser.» Aber: «Es hat auch unheimlich Spass gemacht.» Vom taktischen Vorgehen war für Suri klar, «dass man limitiert riskieren muss. Wir wollten uns nicht auf unmögliche Zweikämpfe einlassen. Lieber mal Dritter werden, als den zweiten Platz erzwingen.» Das überlegte Handeln führte Suri schliesslich zur Aussage, «dass wir während drei Tagen ein Super-Teamwork hatten. Nur so konnten wir während drei Tagen und vor allem am Sonntag, als noch nichts entschieden war, Vollgas geben.»

Wie nahe Erfolg und Misserfolg in dieser Meisterschaft in nur zwei Acts lagen, zeigt auf, dass nicht allzu viel schief laufen darf. Die Spitze ist eng, bestückt teilweise mit international erfahrenen Erfolgsseglern. Wie also weiter beim Yachtclub Bielersee in diesem attraktiven Team-Wettbewerb? «Viele Bieler Segler sind an unseren Booten beteiligt und möchten mitsegeln. Jeder soll seine Meinung einbringen, wie wir in Zukunft weiterfahren wollen.» Suri bleibt diplomatisch, aber auch bei seiner Meinung: «Wir haben Segler und Können im Klub, die ein Mitmachen in der Super League ohne Zweifel ermöglichen. Und zwar mit Blick nach vorne.» So betrachtet ist klar: 2020 darf sich 2021 nicht wiederholen.

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Schlussrangliste 


1. Kreuzlingen 1 1 2

2. Oberhofen 2 2 4

3. Genf 3 6 9

4. Cham 7 3 10

Die ersten vier Teams nehmen an der 
Champions-League teil

5. Bodensee 6 5 11

6. Thunersee 5 7 12

7. YC Bielersee 11 4 15

8. La Neuveville 4 11 15

9. Zürcher SC 10 8 18

Die folgenden drei Mannschaften 
steigen in die Challenge League ab:

10. Vevey 9 9 18

11. Zürcher YC 8 10 18

12. Thalwil 12 12 24

Bei Punktgleichheit entscheidet das bessere Ergebnis von La Neuveville

bmb

Stichwörter: Segeln, La Neuveville, YCB