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Snowboardcross

«Mit Bronze habe ich nicht gerechnet»

An der Junioren-WM in Slowenien hat die Seeländerin Luana Bianchi mit Sophie Hediger im Teamwettbewerb die Bronzemedaille gewonnen. Wird sie nun mit einem Aufgebot ins «Challenger»-Kader belohnt?

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Patric Schindler

Vor einem Jahr hat die Snowboarderin Luana Bianchi erstmals für Schlagzeilen gesorgt. Am Jugend-Olympia-Festival in Liechtenstein und in Österreich, an dem jeweils die grössten Nachwuchshoffnungen Europas teilnehmen, klassierte sie sich auf dem 13. Rang. Schon damals gehörte sie zu den talentiertesten Schweizer Fahrerinnen ihrer Altersklasse. Nun hat das Mitglied des Regionalkaders ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Im Teamwettbewerb an der Junioren-WM im slowenischen Rogla hat sie zusammen mit der Zürcherin Sophie Hediger die Bronzemedaille gewonnen. Ein Resultat, mit dem sie im Vorfeld dieser Meisterschaften nie gerechnet hätte. «Dieses Ergebnis hat mich sehr überrascht. Gegen Ende der Saison haben mich zwar die guten Resultate zuversichtlich gestimmt. Aber dass es gleich für einen Podestplatz reicht, ist unglaublich», sagt Bianchi. Vor der WM gelang ihr als bestes Resultat in einem Europacup-Rennen der sechste Rang. An einem FIS-Rennen klassierte sie sich auf Platz vier.

Dementsprechend gross war denn auch die Freude über das gewonnene Edelmetall, schliesslich ist dieser dritte Platz ein Meilenstein in der Karriere der Snowboardcross-Fahrerin. «Es ist zweifellos das beste Resultat meiner bisherigen Laufbahn. Dabei habe ich den zweitjüngsten Jahrgang, der überhaupt an einer Junioren-WM zugelassen ist.» Im Einzel startete sie mit einer hohen Nummer. Weil das Wetter relativ warm war, wurde die Piste immer langsamer. «Für mich war es so schwierig, eine gute Qualifikation zu fahren und das Ticket fürs Hauptrennen zu lösen.»

«Rookie» oder «Challenger»?

Mit erst 16 Jahren hat die Seeländerin auf der Nachwuchsstufe noch Luft nach oben, denn der Wechsel zu den Elite-Fahrerinnen ist erst in ein paar Jahren ein Thema. Bald wird sich entscheiden, ob Bianchi für die nächste Saison von Swiss Ski in die Leistungskategorie «Rookie» oder «Challenger» eingestuft wird. Letztere Kategorie ist jene unter der Stufe der Profis. «Klar, möchte ich dort einmal hinkommen. Ich will mir aber genügend Zeit lassen und Schritt für Schritt nehmen.» Die Seeländerin träumt allen voran von Olympischen Spielen. Ein Ziel, das nach den jüngsten Ergebnissen durchaus realistisch erscheint. «Die nächsten Winterspiele, die in zwei Jahren in Südkorea stattfinden, kommen für mich wohl noch zu früh. Aber bis in sechs Jahren möchte ich schon um ein Olympia-Ticket kämpfen können.» Bis dann dürfte Bianchi auch vermehrt Zeit für den Spitzensport haben, denn die Snowboardcross-Fahrerin besucht die Handelsschule und wird in vier Jahren die Ausbildung abschliessen. «Einerseits ist es nicht immer einfach, Schule und Spitzensport unter einen Hut zu bringen. Andererseits ist mein Leben so abwechslungsreicher.» Dereinst alles auf die Karte Spitzensport zu setzen und als Profi im Weltcup zu fahren, sei unrealistisch. «Die meisten Snowboardfahrer arbeiten. Die Preis- und Sponsorengelder sind zu wenig hoch, um davon leben zu können.» Für Bianchi ist das aber überhaupt kein Problem. «Meine grösste Motivation ist die Freude am Sport.»

Mehr Muskelmasse

Allerdings sei sie nun auch froh, dass die Saison vorüber ist. «Die Wettkampfphase ist eine intensive Zeit und ich bin viel unterwegs», sagt Bianchi. Nun geniesse sie es, vermehrt auch wieder zuhause zu sein. Auf den Lorbeeren der Junioren-WM kann sie sich nicht ausruhen. Denn nach der Saison ist vor der Saison. Das heisst, das Sommertraining fängt bald wieder an. Wie bei anderen Wintersportlern auch, steht dabei das Konditions- und Krafttraining im Fokus. «Auch wenn es nicht gleich viel Spass wie das Snowboarden macht. Es gehört ganz einfach dazu.» Bis dann will Bianchi vor allem in Sachen Muskelmasse zulegen. «Ich bin noch zu leicht im Vergleich zur Konkurrenz. Zurzeit kann ich das zwar mit meinen technischen Fähigkeiten ausgleichen, aber um ganz nach vorne zu fahren, muss ich Muskelmasse zulegen.» In erster Linie mit Krafttraining, aber auch mit der Ernährung wolle sie zu diesem Ziel kommen. Im August kann sie wieder mit dem Snowboard auf Schnee trainieren, um ihrem Ziel, die Teilnahme an Olympischen Spielen, ein kleines Stück näherzukommen.

 

Wettkampf im K.o.-System

Als Snowboardcross bezeichnet man einen Snowboard-Wettkampf, bei dem eine Gruppe von mindestens vier Fahrern gleichzeitig gegeneinander eine Abfahrtsstrecke bewältigt. In der Regel starten vier Snowboarder, von denen zwei in die nächste Runde aufsteigen. Gestartet wird nebeneinander aus einer Startbox. Die Strecke ist recht eng und mit diversen Herausforderungen (unter anderem Schanzen und Kurven) und unterschiedlichen Neigungswinkeln präpariert. mt