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Spitzensport

«Näher zusammenrücken»

Morgen wird in Magglingen anlässlich der Trainertagung Olympiabilanz gezogen. Das BT traf vorgängig Baspo-Direktor Matthias Remund. «Es gibt noch Potenzial auf allen Ebenen», sagt er.

Zu weit voneinander entfernt: Baspo-Direktor Matthias Remund zeigt es. Magglingen und Swiss Olympic mit den Verbänden müssen in Zukunft noch näher zusammenrücken. Bild: Adrian Streun

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Die Erinnerungen sind noch wach und lösten ausgerechnet am Nationalfeiertag, dem 1. August, als diverse Schweizer Spitzenathleten ihre Medaillenträume in London früh begraben mussten, eine Diskussion aus. Am Ende schauten dann zwei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen heraus. Allein die Medaillendiskussion war es nicht, vielmehr die Tatsache, dass 50 Prozent der Schweizer Olympiateilnehmer teilweise weit von ihrem Leistungspotenzial entfernt waren.

Gilli lancierte Diskussion
Kaum waren die Spiele zu Ende, wurde eine erste Bilanz gezogen, wurden Fehler gesucht, Fehler auch schon gefunden. Und im Fazit hiess es unter anderem von Delegationschef Gian Gilli, «dass Magglingen ein Olympiazentrum werden müsste». Damit lancierte er eine breite Diskussion. Dem «Bieler Tagblatt» bestätigt Baspo-Direktor Matthias Remund, «dass seit längerer Zeit Gespräche stattfinden, um den Leistungssport noch wirksamer zu unterstützen». Im Zusammenhang mit der Kandidatur für Olympische Winterspiele hat der Bundesrat nun die Erstellung eines Leistungssportkonzepts des Bundes in Auftrag gegeben. Gleichzeitig will sich Swiss Olympic eine neue Förderstrategie geben. «Wir befinden uns jetzt in diesem Prozess mit Swiss Olympic und den Sportverbänden», so Matthias Remund.

Die Fragen, die sich somit stellen: Wie kann Magglingen den Leistungssport wirksamer unterstützen? Wo sollen neue Schwerpunkte gesetzt werden? Wenn Gilli das Schlagwort «Olympiazentrum Magglingen» in den Mund nimmt, dann entgegnet Matthias Remund, «dass es weniger um das Wort als um die Leistungen geht und dass Magglingen bereits heute das Angebot eines ‹Olympiazentrums› gemäss Gilli anbietet.» Remund spricht gerne einfach nur von «Magglingen». Er will dabei Tenero nicht vergessen. Denn der kleine Tessiner Ort vor Locarno gewinnt zunehmend an Bedeutung gerade für die Verbände selber.

Weitere Verbände in Magglingen?
Matthias Remund spricht nicht nur finanzielle Punkte an («dieser Aspekt ist mir oft zu einfach, auch wenn es für einzelne Verbände nur wenig braucht, um gerade im Nachwuchs effektiver zu sein»), sondern schlichtweg die Grenzen, die Magglingen von der Kapazität her hat. Dennoch: «Wir haben ohne Zweifel Verbesserungs- und Optimierungspotenzial.» Remund verweist darauf ganz deutlich. Am Angebot allein fehlt es in Magglingen wie erwähnt nicht, auch nicht am nötigen Know-how. Magglingen und Tenero haben durchaus noch Kapazitäten, um weiteren Verbänden die Dienstleistungen anzubieten – wie man es heute bereits mit dem Kunstturnen, der Rhythmischen Gymnastik, dem Taekwondo oder dem Schwimmen in Tenero kennt. Losgelöst von der Frage, wo die Leistungszentren sind, hat das Baspo begonnen, im sportwissenschaftlichen Bereich mit Verbänden zusammenzuarbeiten. «Eine australische Sportwissenschaftlerin betreut als Angestellte des Baspo Swiss Swimming. Damit ist für Swiss Swimming über die Sportart hinaus der Wissenstransfer sichergestellt», so Remund. Was man schon länger beim Fussballverband kennt, mit Dr. Markus Tschopp, wird desweiteren nun im Laufbereich und Ski alpin forciert.

«Keine Silolösungen»
Matthias Remund formuliert es bildlich so: «Wir brauchen keine Silolösungen.» Wichtig sei, dass sämtliche Partner, ob privat- oder öffentlichrechtlich, abgestimmte Zielsetzungen und Förderkonzepte haben sowie optimal miteinander vernetzt sind.» Alles müsse besser ineinandergreifen. «Wir haben zum Beispiel wenig sportfreundliche Universitäten, weil jeder Studiengang individuell Zugang und Studiendauer für Sportler regelt. Das ist ein Flickwerk und nicht nachhaltig.»

Fazit, was Magglingen betrifft: «Wir haben Potenzial, um den Bedürfnissen der Verbände gerechter zu werden.» Remund kommt zurück auf Magglingen und das Baspo selber: «Es ist der Ort zum Nachdenken und Sachen erfinden.» Und spielt den Puck zu den Verbänden: «Wir zeigen auf und unterstützen. Den Lead, den aber müssen die Verbände und Swiss Olympic haben.»

Stichwörter: Magglingen, Spitzensport, Sport