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Neel Jani ist startklar – doch in welchem Cockpit?

Neel Jani verbringt ein Übergangsjahr, 2023 will er in einem neu entwickelten Hypercar die Langstrecken-Weltmeisterschaft bestreiten. Doch bislang hat der Seeländer noch keinen Vertrag abgeschlossen. Sogar ein Ende seiner Ära bei Porsche scheint möglich.

Neel Jani. copyright: Stefan Leimer/BT
Was macht eigentlich Neel Jani? Kurzfristig betrachtet, ist die Antwort darauf simpel: 2022 ist für den Seeländer Rennfahrer ein Übergangsjahr. Zum ersten Mal in seiner Karriere sitzt er in keinem fixen Cockpit, sprich, hat in keiner Rennserie einen festen Platz. Der einzige Fixpunkt ist seine Tätigkeit als Test- und Ersatzfahrer im Formel-E-Team seines langjährigen Arbeitgebers Porsche, bei dem er nach wie vor als Werksfahrer engagiert ist. 
 
Daneben wird Neel Jani mit grosser Wahrscheinlichkeit einzelne Rennen bestreiten – wann, wo und für welche Teams? «Das ist noch nicht spruchreif. Aber ich habe mir relativ viele Termine freigehalten, damit ich maximal flexibel bin, wenn sich etwas ergibt», sagt er. 
 
Übergangsjahr deshalb, weil die Langstrecken-WM (WEC) 2023 in eine neue Ära startet. In der WEC ist Jani den Grossteil seiner Karriere gefahren – und das möchte er auch in der neuen Top-Klasse mit den Le-Mans-Hypercars (LMH) und Le-Mans-Daytona-Hybriden (LMDh) tun. Nur, welcher Rennstall sich die Dienste des Le-Mans-Siegers von 2016 sichert, ist offen. Damit sind wir bei der langfristigen Antwort angelangt, die komplizierter ist. 
 
Naheliegend wäre eine Fortsetzung des Engagements mit Porsche. Seit neun Jahren ist Jani Werksfahrer beim deutschen Sportwagenhersteller. Er war massgeblich bei der Entwicklung des damaligen Prototypen in der LMP1-Klasse beteiligt gewesen. Porsche ist mit dem neuen LMDh-Wagen unlängst in die Entwicklungsphase gestartet, doch Janis Name taucht im Programm bislang nicht auf. 
 
Daraus könnte gelesen werden, dass sich die Wege nun trennen. Zumal Jani nach nur einer Saison – und dem äusserst knapp verloren gegangenen WM-Titel – sein GT-Cockpit hatte abgeben müssen, was unter Szenenkennern für Stirnrunzeln sorgte. Jani verneint jedoch: «Mein Ziel ist ganz klar ein Cockpit in einem Prototyp. Bei welchem Hersteller ist offen, auch Porsche ist nicht ausgeschlossen.» An Fahrerplätzen mangelt es jedenfalls nicht. Mit beispielsweise Ferrari, BMW, Toyota, Peugeot oder Cadillac steigen neben Porsche weitere renommierte Motorsportmarken in die neue Top-Kategorie ein. 
 
Dass ihn das Übergangsjahr mit wenigen Renneinsätzen in der Gunst der Rennställe schwächen könnte, glaubt Jani nicht. «Erstens bin ich zuversichtlich, dass sich in dieser Saison noch mehrere Renneinsätze ergeben werden. Zweitens sind die Rennkalender seit Corona ausgedünnt, weshalb seit zwei Jahren ohnehin weniger Rennen als gewohnt stattfinden. Und drittens bringe ich mittlerweile auch eine gewisse Erfahrung mit», sagt der 38-Jährige. Moritz Bill