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WTA-Turnier

Neue Halle eröffnet Swiss Tennis neue Möglichkeiten

Am Samstag stehen die ersten Partien im Rahmen des ersten WTA-Turniers auf dem Programm. Bei Swiss Tennis freut man sich auf den würdigen Eröffnungsanlass in der neuen Swiss Tennis Arena. Und hofft, die Halle bald gewinnbringend nutzen und vermieten zu können.

Blicken gespannt auf das Turnier in Biel:Botschafterin Martina Hingis und Swiss-Tennis-Geschäftsführer Stefan Flückiger. Copyright Peter Samuel Jaggi/ Bieler Tagblatt

Beat Moning

1997 zog Swiss Tennis nach Biel. Mit einem gewissen Roger Federer als Nachwuchshoffnung. 20 Jahre später und einem weiteren Bau (Wohnhaus für die im Zentrum trainierenden Junioren aus der Academy) wird am Samstag die neue Eventhalle offiziell eröffnet (siehe Infobox). Zu diesem Zeitpunkt fliegen die Bälle bereits mit etwelcher Wucht über die Netze. Die Qualifikationsspielerinnen, immerhin zwischen WTA 90 und 220 klassiert, kämpfen um die sechs Plätze im Haupttableau. Die dann 32 Spielerinnen werden ab Montag um die begehrten WTA-Punkte kämpfen. Die (wohl) letzte WTA-Wildcard erhielt gestern die Nummer 25 der Welt, die Spanierin Carla Suarez Navarro. Sie hat schon zwei WTA-Turniere für sich entscheiden können.

Das Schweizer Feld ist gefordert

Aus Schweizer Sicht ist das Interesse gross, ob Belinda Bencic wieder Fuss fassen und an das Jahr 2015 anknüpfen kann. Sie hat in den letzten Monaten zahlreiche Rückschläge in Kauf nehmen müssen und ordnet nun auch ihr Umfeld neu. Letzte Woche musste sie vorsichtshalber wegen Handgelenk-Problemen ein ITF-Turnier abbrechen. Viktorija Golubic hat im letzten Sommer die WTA-Reprise in Gstaad für sich entschieden und macht sich daran, eine weitere Chance zu packen. Und schliesslich ist man gespannt darauf, wie sich die 36-jährige Martina Hingis im Doppel und die fast 20 Jahre jüngere Rebeka Masarova aus der Affäre ziehen werden. Nicht zu vergessen, dass mit Xenia Knoll an der Seite der Holländerin Demi Schuurs eine Seeländerin im Einsatz stehen wird. Die Lysserin ist in 15 Monaten von der WTA-Doppel-Position 125 auf 41 hinaufgeklettert. Und Timea Bacsinszky, aktuell die Nummer 20? Die Waadtländerin trainiert in dieser Woche fleissig auf den Sandplätzen von Swiss Tennis mit ihrem Coach und einem Sparringpartner von Swiss Tennis. Im Einzel wird sie nicht antreten (siehe Titelseite). Sicher ist aber seit gestern, dass sie an der Seite von Martina Hingis das Doppel bestreiten wird. Lukas Troxler von Veranstalter Infront-Ringier: «Es ist ein Segen, dass wir alle unsere besten Schweizer Spielerinnen an unserem Turnier im Einsatz sehen.»

Wenn möglich bis in den Final

Bei Swiss Tennis blickt man dieser Turnier-Woche gespannt entgegen. So sagt Geschäftsführer Stefan Flückiger, der seit Beginn der Bieler Ära jede Entwicklung mitgemacht hat: «Das ist ein erstes Highlight und somit ein besonderer Anlass. Gespannt sind wir natürlich, wie sich unsere Schweizerinnen aus der Affäre ziehen werden.» Letzte Woche kam es zu einer ersten reibungslos verlaufenen Übergabe (BT vom letzten Freitag). Die Konzentration gilt nun diesem Turnier, bevor noch eine Übergabe zwischen dem Generalunternehmen und Swiss Tennis stattfinden wird. Flückiger hält fest, dass er auch gespannt darauf ist, welche Resonanz dieses Turnier in der hiesigen Bevölkerung auslöst. Gstaad hat erlebt, dass es nicht zuletzt vom Abschneiden der Schweizerinnen abhängt. «Golubic und Masarova 
trugen wesentlich dazu bei, dass die Zuschauereinnahmen deutlich über den Erwartungen zu liegen kamen», hält René Stammbach, der Präsident von Swiss Tennis, fest.

Ziel ist eine volle Auslastung

Was Stefan Flückiger generell feststellt: «Biel hat viele Vorteile, aber es ist ein schwieriges Pflaster, wenn es um Sponsorenakquirierung geht.» Rado sei eine löbliche Ausnahme und ein paar kleinere Firmen engagieren sich ebenso. Aber: «Man spürt in der Region, dass sich vieles auf den EHC Biel fokussiert.» Mit der 8,8-Millionen-Franken-Arena erfüllt sich Swiss Tennis einen lang ersehnten Wunsch, nachdem bereits vor fünf Jahren das neue Wohn- und Schulungsgebäude, zwei weitere Sandplätze und ein Allwetter-Trainingsplatz fertig erstellt worden sind. «Wir hatten Platzmangel und neue Bedürfnisse», bringt es Stefan Flückiger auf den Punkt. Aber nicht nur: Mit drei weiteren Hallenplätzen kann auch die Academy wachsen und so weitere Einnahmen für den eigenen talentierten Nachwuchs generieren. Die Auslastung beträgt nur etwa 75 Prozent. «Wenn wir uns international besser positionieren können, ist bis 100 Prozent möglich», sagt René Stammbach im «Sponsoring Extra». Er will hierfür auch international renommierte Coaches nach Biel bringen. «Kleinere» Fed-Cup- und Davis-Cup-Veranstaltungen finden künftig ebenso in Biel statt. So werden die teils hohen externen Infrastrukturkosten eingespart. Zudem können bis zu 40 tennisfremde Events durchgeführt werden. Diese wurde mit dem Baspo, beziehungsweise dem Nasak (Nationales Sportanlagenkonzept) so vereinbart. Stefan Flückiger schwebt vor, nicht nur Generalversammlungen und Ausstellungen, sondern auch andere Sportanlässe durchzuführen. Denkbar, dass der drittgrösste Schweizer Sportverband der Schweiz diesbezüglich eine Eventfirma beauftragen wird.

Bessere Rahmenbedingungen

Swiss Tennis ist es gelungen, «die Rahmenbedingungen im Schweizer Tennis in den letzten Jahren stetig zu verbessern.» Und Stammbach verweist darauf, dass vor allem im Frauentennis, und obwohl es zuletzt stets weniger lizenzierte Mädchen zu verzeichnen gab, entsprechende Fortschritte bis hin zur internationalen Spitze erzielt wurden. Mit dem neusten Aufschwung hofft Swiss Tennis, diese Lücke zu schliessen. Bei den Männern gebe es «Lücken» in den Jahrgängen. Stammbach ist zuversichtlich, dass die jüngere Generation das Potenzial mittelfristig in zählende Resultate umsetzen wird.

Konkurrenz im eigenen Lager

100-prozentige Auslastung und dadurch langfristig zur Cashcow zu werden, dies ist nur ein Ziel der Verantwortlichen mit der Swiss Tennis Arena. Noch hat die Halle kein Naming Right. In der alten ist dies mit dem «Karl-Heinz Kipp National Tennis Center» gelungen. Flückiger hofft, die neue Arena mit einem ähnlich gelagerten finanziellen Engagement eines Sponsors entsprechend benennen zu können. Denn: «Die rund zwei Millionen Franken Sponsoreneinnahmen jährlich sind gut. Wir wollen jedoch nicht von Sponsoren abhängig sein, sondern lieber wenige, aber intensive Partnerschaften», so Stammbach. Er sieht hier die Möglichkeiten begrenzt. Den ganz grossen Sponsoren-Sprung nach oben hat Swiss Tennis also noch nicht geschafft. Ironie des Schicksals: Allein die teils von Swiss Tennis ausgebildeten Spitzenspieler und Spitzenspielerinnen besetzen einen wesentlichen Anteil des Sponsoringmarktes. Zu spüren sei dies vor allem im Finanzdienstleistungssektor. Festzuhalten, dass einige, die Personensponsoring betreiben, auch bei Swiss Tennis engagiert sind.

Am Samstag also wird das 51. WTA-Turnier in der Schweiz eröffnet. Fünf Mal siegte eine Schweizerin (siehe Infobox). Seeländerinnen glänzten vor allem im Doppel: Die Bielerin Christiane Jolissaint gewann 1983 und 1984 in Lugano und 1988 in Genf. Die Lysserin Xenia Knoll siegte 2016 in Gstaad mit einer Spanierin.

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Setztliste WTA Biel

1 Barbora Strycova, WTA 19, Tsch

2 Carla Suarez Navarro, 25 Sp

3 Timea Babos, 27, Un

4 Roberta Vinci, 27, It

5 Kristina Mladenovic, 30, Fr

6 Laura Siegemund, 38, De

7 Monica Niculescu, 43, Ru

8 Alizé Cornet, 44, Fr

9 Yaroslava Shvedova, 48, Kaz

10 Julia Goerges, 51, De

11 Kristyna Pliskova, 54, Tch

12 Viktorija Golubic, 55, Sz

13 Oceane Dodin, 58, Fr

14 Pauline Parmentier, 59, Fr

15 Annika Beck, 61, De

16 Tsvetana Pironkova, 62, Bul

17 Sorana Cirstea, 66, Ru

18 Carina Witthoeft, 67, De

19 Elise Mertens, 69, Bel

20 Heather Watson, 73, GBR

21 Camila Giorgi, 74, It

21 Kirsten Flipkens, 76, Bel

23 Evgeniya Rodina, 83, Rus

24 Donna Vekic, 90, Kro

25 Belinda Bencic, Sz, WC, 130

26 Rebeka Masarova, Sz, WC, 315.

Dazu kommen noch sechs Spielerinnen aus dem Qualifikationsturnier.

WTA-Klassierungen per 28.2. - Bencic und Masarova aktuell. bmb

 

Termine «ladiesopen» Biel

  • Samstag: Eröffnung der Swiss Tennis Arena (10.30 Uhr). Für das Publikum: Für die Qualifikationsspiele ab 9.30 Uhr wird kein Eintrittsgeld verlangt. 16 Uhr: 
Auslosung Haupttableau Einzel.
  • Sonntag: Kids Day mit Martina Hingis zwischen 10.30 Uhr und 12.30 Uhr. 
16 Uhr: Auslosung Doppelkonkurrenz.

In der nächsten Woche:

  • Montag: Entscheidungen Qualifikation, erste Spiele im Haupttableau.
  • Dienstag bis Donnerstag: 1/16-Finals, Achtelfinals. Ab Dienstag Doppel.
  • Freitag: Viertelfinals.
  • Samstag: Halbfinals.
  • Sonntag: Finals Einzel und Doppel. Showmatch Martina Hingis - 
Marco Rima um 14 Uhr.

Vorverkauf: Ticketcorner. ladiesopen.ch

 

50 WTA-Turniere

  • - In Biel findet das 51. WTA-Frauenturnier in der Schweiz statt.
  • - Die erste Austragung des WTA-Swiss Open geht auf das Jahre 1969 in Gstaad zurück. Im Berner Oberland fanden zusammen mit der «Wiedergeburt» im letzten Jahr elf Turniere statt. Danach kamen sechs in Lugano, fünf in Genf und drei in Luzern dazu. Dies bis 1994.
  • - Die Schweizer Erfolge: 1991 Manuela Maleeva-Fragniere und 2016 Viktorija Golubic. 1978 verlor Petra Delhees im Final gegen Ruzici. Chris Evert siegte dreimal.
  • - Das WTA in Zürich wurde zwischen 1984 und 2008 25 Mal durchgeführt. Steffi Graf gewann sechsmal, Venus Williams war die letzte Siegerin 2008. Maleeva siegte 1993, Martina Hingis 2000 und Patty Schnyder 2002. bmb-