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Fussball

Neustart nach abruptem Stopp

Startformation, Ersatzbank, Tribüne, Verletzung: Cédric Zesiger erlebte eine turbulente erste Saison bei GC, die ihn auf mentaler Ebene forderte. Nun spielt der Seeländer wieder regelmässig und trifft am Sonntag im Cup auf den FC Biel.

Blick nach vorne: Cédric Zesiger kann nach einem Jahr mit Hochs und Tiefs bei GC wieder auf dem Platz Einfluss nehmen. Bild: Sandro Stutz

Moritz Bill

Ein Spiel wie jedes andere ist es eben nicht. Cédric Zesiger hat sich gleich 
20 Tickets vom Kontingent gesichert, das dem Grasshopper Club Zürich in Biel für den Cup-Sechzehntelfinal zur Verfügung steht. Familie und Freunde wollen dabei sein, wenn der Super-League-Spieler am Sonntag in der Tissot Arena einläuft und damit ein Stück weit in seine Heimat zurückkehrt.

 

Müntschemier
Der heute 19-Jährige ist in Treiten aufgewachsen, lernte beim FC Müntschemier mit dem Fussball umzugehen und entwickelte sich bei Xamax zu dem Spieler, dessen Dienste sich GC vor einem Jahr sicherte.

Zu sagen, dass Zesigers Weg von den Junioren zum Stammspieler in der Super League rasant war, wäre eine Untertreibung. Nur ein Jahr nach seinem Challenge-League-Debüt für die Neuenburger unterschrieb er beim Zürcher Rekordmeister. Bei diesem drängte er sich bald einmal in die Startelf.

So steil aufwärts es in der Karriere des Verteidigers ging, so tief und hart landete er nach seinen ersten Einsätzen in der Super League auf dem harten Boden der Realität des Fussball-Business. Der Mannschaft lief es im Spätherbst nicht, Trainer Pierluigi Tami stellte um und Zesiger musste fortan von der Bank oder gar der Tribüne aus zuschauen. Auch der Trainerwechsel zu Carlos Bernegger im Frühling befreite den Seeländer nicht aus seiner unbefriedigenden Lage, da ihn kurz darauf eine Verletzung an der Hüfte ausser Gefecht setzte.

 

Unterstützung aus dem Umfeld
So blieb Zesiger sechs Monate ohne Super-League-Einsatz – eine lange Zeit. «Das war der erste Rückschlag meiner Karriere», erzählt der Nachwuchs-Nationalspieler, «das forderte mich auf mentaler Ebene sehr.» Dass sich Hochs und Tiefs im Fussball in schwindelerregender Geschwindigkeit abwechseln können, ist bekannt. Dennoch sei es schwierig gewesen, immer eine positive Einstellung aufrechtzuerhalten. «Mein Umfeld gab mir zum Glück die Unterstützung, die ich nötig hatte. Dass meine Familie und Freunde an mich glaubten, hat mir in dieser Zeit viel geholfen.» Die Gratis-Tickets für das Cup-Spiel gegen den FC Biel sind auch ein kleines Dankeschön dafür.

Weitere Geschenke will der Seeländer am Sonntag in der Tissot Arena selbstredend nicht verteilen. Auch wenn mit Dany Caetano, Matthew Mäder und Christian Mourelle Weggefährten aus gemeinsamen Junioren-Zeiten bei Xamax dem Bieler Kader angehören («Ich habe von ihnen nach der Auslosung natürlich ein paar SMS erhalten»). Man werde den interregionalen Zweitligisten aus Biel keinesfalls unterschätzen, beteuert Zesiger. «Zum einen kann in einem Cup-Spiel viel passieren. Zum anderen wissen wir, dass der FC Biel mehr Qualität in seinen Reihen hat als ein normales 2.-Liga-Team.» Die Zürcher rechnen deshalb mit mehr Gegenwehr als beim Erstrunden-Spiel gegen Romontois, das derselben Liga wie die Bieler angehört.

Zesiger spielte beim 10:0 durch. Auch in der Meisterschaft hat er sich seinen Stammplatz zurückerobert. Nach zwei Partien hatte Trainer Bernegger auf eine Dreier-Abwehrkette umgestellt und fortan Zesiger auf der linken Seite eingesetzt. Neo-Coach Murat Yakin hielt bei seinem ersten Spiel am Sonntag gegen Sion (3:2) an diesem System und Zesiger fest.

 

«Yakin hat einen klaren Plan»
Dass Yakin bei seiner Premiere auf ihn setzte, habe sein Selbstbewusstsein gestärkt, sagt Zesiger, der grosse Stücke auf seinen neuen Chef an der Seitenlinie hält: «Er verfolgt einen klaren Plan und bringt seine Ideen verständlich rüber. Wir arbeiten sehr viel auf der taktischen Ebene, das fehlte uns zuvor ein bisschen.»

Auch neben dem Fussballplatz erlebte Cédric Zesiger eine kleine Zäsur. Nach drei Jahren an der Handelsmittelschule (zwei in Neuenburg, eines in Zürich an der «United School of Sports») stehen nun zwei Jahre Praktikum an. Momentan arbeitet der angehende Kaufmann bei einer Reinigungsfirma im Büro. Dies aber nur in einem kleinen Pensum, womit dem Super-League-Spieler zwischen den Spielen und Trainings genügend Erholungszeit bleibt.

Nur auf den Fussball zu setzen, kommt für den 19-Jährigen nicht infrage. Dass er seine Ausbildung in Zürich fortsetzen kann, war eine Bedingung für den Wechsel zu GC. «Mir ist wichtig, ein zweites Standbein zu haben», sagt Zesiger. Er weiss nach dem aufreibenden letzten Jahr zu gut, wie schnell es im Fussball gehen kann.

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Statistiken von Cédric Zesiger

  • 2017/18

Super League (mit GC):

5 Einsätze (immer Startformation)

Schweizer Cup:

1 Einsatz (Startformation)

  • 2016/17

Super League (mit GC):

7 Einsätze (immer Startformation)

Challenge League (mit Xamax):

6 Einsätze (immer Startformation)

Schweizer Cup (mit GC):

2 Einsätze (immer Startformation)

Schweizer Cup (mit Xamax):

1 Einsatz (Startformation, ausgewechselt in der 83. Minute)

1. Liga Classic (mit GC U21):

4 Einsätze (immer Startformation, einmal in Halbzeit ausgewechselt). bil