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Leichtathletik

Rachel Pellaud vertraut auf Laurent Meuwly

Die Karriere von Rachel Pellaud nimmt eine neue Wendung: Seit April trainiert die 24-jährige Bielerin unter Laurent Meuwly. Vor ihrem Abflug an die Europa-Spiele in Minsk spricht die 400-Meter-Spezialistin über die vergangenen Monate.

Rachel Pellaud vor zehn Tagen am Pfingstmeeting in Zofingen. Bild: Christian Vernier

Interview: Tiphaine Bühler/pl

Rachel Pellaud, Ihr sportliches Umfeld hat sich seit dem Winter stark entwickelt. Sie haben dreimal einen Monat lang mit der Nationalmannschaft in Südafrika trainiert. Erzählen Sie darüber.
Rachel Pellaud: Wir hatten neun Trainingseinheiten pro Woche. Neben den rund 20 Schweizer Teilnehmenden waren auch Spanier, Finnen und Kroaten dabei, denn Laurent Meuwly betreut auch ausländische Athleten. Ich habe neue Übungen kennengelernt, die stärker auf Ausdauer abzielen. Dabei liefen wir 5 x 500 Meter. Das hatte ich vorher nie probiert. Den Rhythmus über die längere Distanz zu halten ohne den Anschluss an die Gruppe zu verlieren, war eine neue Erfahrung, die mir viel Selbstvertrauen gegeben hat. Zudem gab es gesonderte Trainingsprogramme für Kurz- und Langsprinter.

Hat diese Arbeit bereits Ergebnisse 
gezeitigt?
An den Schweizer Meisterschaften im Februar habe ich meinen eigenen Hallenrekord über 400 Meter gebrochen. Ich habe mich von 56 Sekunden auf 54 Sekunden und 65 Hundertstel gesteigert. Deshalb wurde ich für die 4 x 400 Meter an den Europameisterschaften in Glasgow selektioniert. Allerdings war ich in Schottland nur als Ersatz aufgeboten. Eine etwas sonderbare Rolle, ich wärmte mich mit den Frauen vor den Rennen auf und musste im Fall einer Verletzung einspringen. Gleichzeitig erlebte ich zum ersten Mal die grossartige Stimmung an einem Hallensport-Ereignis auf höchstem Niveau. Immerhin qualifizierte sich unsere Mannschaft für die Staffellauf-WM vom Mai in Japan.

Vor einem Monat mussten Sie zwei 
Wochen aussetzen. Warum?
Ich leide an Endometriose. Eine von zehn Frauen ist von diesem Leiden betroffen. Ich musste eine Zyste an den Eierstöcken entfernen lassen, aber jetzt geht es mir wieder gut. Am vergangenen Samstag konnte ich am internationalen Meeting von Genf antreten. Die 400 Meter bin ich in 55 Sekunden 43 Hundertstel gelaufen. Damit war ich zweitbeste Schweizerin im Feld. Es war mir wichtig, vor den Europa-Spielen in Minsk ein gutes Resultat zu liefern. Erst vor Ort werde ich erfahren, ob ich am Stafettenlauf teilnehme. Am 5. Juli folgt mit der Athletissima das nächste wichtige Meeting.

Ihr sportlicher Ehrgeiz hat sie bewogen, Laurent Meuwly – den ehemaligen Schweizer Nationalcoach und heutigen Trainer des niederländischen Leichtathletikverbands – als persönlichen Coach zu gewinnen. Ihre Lizenz liegt aber immer noch beim FSG Bassecourt. Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit mit Laurent Meuwly?
Er gestaltet meinen persönlichen Trainingsplan. Jetzt laufe ich bedeutend mehr als vorher: Bisher übte ich Sprintserien über 50 oder 60 Meter; heute sind es 150 oder 250. Weil die Magglingenbahn wegen Revisionsarbeiten ausfällt, trainiere ich im Stadion von Delémont. Trotz der grösseren Entfernung ist dies für mich die bequemere Lösung. Da ich noch zu 50 Prozent in einer Neuenburger Werbeagentur arbeite, kommen etliche Kilometer zusammen.

Laurent Meuwly ist als technischer 
Perfektionist bekannt. Wo setzt er bei Ihnen den Schwerpunkt?
Laurent verfügt über ein enormes Wissen. Er kennt die Bewegungsabläufe, die einen Athleten schneller machen. Neben dem höheren Trainingspensum hat er meine Stellung in den Startblöcken korrigiert. Als Laurent mir zum ersten Mal erklärte, wie ich meine Körperhaltung ändern sollte, lachten die anderen Frauen, die ihm zuhörten. Das müsse der Coach wohl noch einmal verständlicher beschreiben, fanden sie. Tatsächlich tönte Laurents Diagnose recht kompliziert: Meine Hand befand sich beim Abstützen zu weit aussen. Die Stellung des hinteren Beines war falsch. So könne ich niemals mit beiden Beinen abstossen, wenn der Startschuss fällt. Auch die Schultern waren nicht auf maximale Kraftentfaltung ausgerichtet. Wenn ich laufe, ruft er mir beharrlich zu: «Die Arme, die Arme!» Laurent achtet sehr darauf, dass die Arme entspannt bleiben und sich genau in der Körperachse bewegen. Ich habe grosses Glück, dass ich auf diesen Coach vertrauen darf.

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Auch Jaquet und Marguet sind aufgeboten
Neben der Bieler Leichtathletin Rachel Pellaud hat es auch die Badmintonspielerin Sabrina Jaquet ins Aufgebot für die Europa-Spiele in Minsk geschafft. Die Bielerin spielt für den  BC La Chaux-de-Fonds und wird im Einzel antreten. Auch Velorennfahrer Tristan Marguet ist aufgeboten worden. Das RC-Olympia-Biel-Mitglied aus dem Wallis ist für die Disziplinen Strassenrennen, Madison und Team-Verfolgung vorgesehen. pss