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Selbstversuch

Schon der Start birgt Gefahr

BT-Sportredaktor Moritz Bill hat schon oft über die Snowboardcross-Fahrerin Emilie Aubry geschrieben. Um sich ein besseres Bild dieser Sportart zu verschaffen, wagte sich der Journalist auf die Europacup-Strecke an der Lenk. Bereits beim Anblick des Starts beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Doch dank den Anweisungen der dreifachen Schweizer Meisterin aus Ipsach schaffte es Bill ins Ziel – und die Knochen blieben heil.

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von Moritz Bill

Ich müsse einfach möglichst schnell runterfahren – so die simpel klingende Antwort auf meine Frage, was denn das Wichtigste beim Snowboardcross sei. Das darauffolgende Lächeln, das sich Emilie Aubry auf dem Sessellift nicht verkneifen kann, lässt mich aber erahnen, dass es so einfach nicht sein wird.
Meine Zweifel erweisen sich ein paar Minuten später als berechtigt. Beim Anblick des Starts erscheint mir dieser bereits als kniffliges Hindernis. Meine leichte Furcht kann ich wohl auch hinter der Snowboardbrille nicht verstecken. Jedenfalls versucht Emilie Aubry mich zu beruhigen: «Als Erstes besichtigen wir den Parcours. Dann wissen wir, wo wir wie fahren müssen. Das machen wir immer so.»  
«Wir», das ist das Schweizer Snow-boardcross-Nationalteam. Emilie Aubry misst sich im Weltcup mit den Besten der Welt. Sie ist dreifache Schweizer Meisterin. Einen Titel hat sich die Ipsacherin auf dem Parcours an der Lenk geholt, auf dem ich meine Jungfernfahrt absolvieren will. Eine bessere Trainerin hätte ich mir also nicht aussuchen können.

Ein mulmiges Gefühl
Trotzdem – ein leicht mulmiges Gefühl bleibt. Die Sicht ist nicht optimal und ohnehin wäre mir ein solcher Selbstversuch vor zehn Jahren lieber gewesen. In der letzten Dekade stand ich nicht mehr so oft auf dem Brett. Und vor allem war ich damals – dem jugendlichen Leichtsinn sei Dank – furchtlos unterwegs. Nun wäge ich die möglichen Gefahren ab, trage seit zwei Jahren auch einen Helm. «No Risk, no Fun» – das war einmal.
Das Weichei raushängen will ich aber nicht. Schliesslich möchte ich etwas erleben, über das es sich zu Schreiben lohnt. Dass der anwesende Fotograf – trotz Kamera in der Hand – auf dem Board eine bessere Figur abgibt, ist Demütigung und Ansporn zugleich (um meine Fähigkeiten nicht vollends schlecht zu schreiben, sei hier angemerkt, dass er nebst dem Fotografieren seine Brötchen als Ski- und Snowboardlehrer verdient).
Nun gut. Eine erste erfreuliche Erkenntnis lässt bei der Inspektion nicht lange auf sich warten. Was Emilie Aubry bereits vom Lift aus erahnte, bestätigt sich bei der näheren Betrachtung. Die Absprünge der «Kicker» (dt. Schanze) sind flachgedrückt. Ich dürfte also nicht ungewollt abheben. Ansonsten ist der Parcours noch mehr oder weniger im Rennzustand. Ein paar Tage zuvor fand hier nämlich ein Europacup-Wettbewerb statt.

Die Schwierigkeit mit dem Carven
Einmal ein Rennen zu bestreiten, ist nicht mein Ziel. Ich möchte einfach schnellstmöglich runterfahren – das habe ich ja als Erstes gelernt. Als zweite Lektion mahnt mich meine Lehrerin, die Hindernisse zu absorbieren, um nicht unnötig Geschwindigkeit einzubüssen. «Wenn man aber dennoch einen kleinen Sprung macht, ist das nicht schlimm», sagt die beinahe perfekt Schweizerdeutsch sprechende Romande. Und als Drittes weist sie mich daraufhin, in den Steilwandkurven die Spur zu halten, sprich, zu carven. Bei den ersten Versuchen gelingt mir dies jedoch überhaupt nicht. Ich drifte rauf und runter und verliere dadurch viel Speed. So viel, dass ich an einer Stelle manchmal nur knapp über den nächsten Hügel gelange.
Ganz anders die Profi-Snowboarderin. Obwohl sie nie wirklich Vollgas gibt, nimmt sie mir alleine dank ihrer Technik schon kurz nach dem Start einige Längen ab. Wie eins sie mit dem Snowboard ist, zeigt sich auch in anderen Momenten. Während ich auf den paar Metern vom Ende des Bügellifts bis zum Start mit nur einem Fuss in der Bindung mit der Balance kämpfe, fährt sie cool und gelassen mit einem Bein in der Luft. Das kommt nicht von ungefähr. Emilie Aubry hat unzählige Stunden auf dem Brett verbracht. Bereits mit viereinhalb Jahren tauschte die heute 25-Jährige die Ski gegen das Board ein. «Mit den Ski kam ich schon jeden Berg hinunter, also wollte ich etwas Neues ausprobieren», sagt sie mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es das Normalste der Welt.

Zwei Dreikäsehochs ohne Furcht
Es sind denn auch zwei Dreikäsehochs auf Ski, die meine anfängliche Furcht vor dem Start unbewusst ins Lächerliche ziehen. Als ich den beiden zuschaue, wie sie unbekümmert über das erste Hindernis des Parcours düsen, habe ich dieses zuvor immerhin auch schon bewältigt. Nicht nur der kleinen Strolche wegen hält sich mein Stolz darüber aber in Grenzen. Als ich Emilie Aubry frage, ob denn die Weltcup-Strecken etwas schwieriger gebaut seien, schaut sie mich ungläubig an und sagt: «Sie würden nicht einmal den Start schaffen.» Wie wahr, wie ein späteres Videostudium der Olympiastrecke in Pyeongchang aufzeigt.
Zumindest kenne ich den Boardercross an der Lenk nach ein paar in Etappen aufgeteilte Läufe gut genug, um ihn in voller Länge zu fahren. Trotz meines bescheidenen Tempos beginnen meine Beine gegen Ende der rund 80 Sekunden dauernden Fahrt allemal zu «brennen». Mein Respekt gegenüber den Profis wird grösser, zumal sie in einem Rennen zu viert oder zu sechst um Positionen kämpfen. Schon als wir nur zu zweit gleichzeitig unterwegs sind, wird meine Fahrt unruhiger – und das ohne jegliche «Competition».
Vielmehr führe ich einen Wettkampf mit mir selber. Eigentlich würde ich gerne manche Stellen mit mehr Tempo bewältigen, doch die Vernunft obsiegt. Dass dies vielleicht nicht allzu schlecht ist, zeigt sich beim grössten Sprung des Parcours. Als sich die Sonne während einer Abfahrt für kurze Zeit blicken lässt, fahre ich den «Kicker» der besseren Sicht wegen schnörkellos, also ohne abzubremsen, an. Fast hätte ich dies mit einem Sturz gebüsst, da ich für einen Augenblick die Kontrolle verliere.

Nur ein leichter Sturz
Einmal verliere ich tatsächlich den Kampf gegen die Schwerkraft – und zwar auf dem Starthügel. Meine anfängliche Furcht war also nicht ganz unbegründet. Ein kleiner Kantenfehler, schwupp, und ich liege am Boden. Weh tue ich mir nicht. Aber mir wird klar, dass die kleinste Unkonzentriertheit sofort bestraft wird. Zu meiner Verteidigung sei aber auch gesagt, dass sich vor dem Sturz der waghalsige Fotograf auf der Strecke zwischen Emilie Aubry und mir positioniert hat, und ich deshalb ein wenig abgelenkt war.
Nach rund drei Stunden haben wir genug. Die Sicht wird nicht besser, die Beine werden nicht frischer. Für die Talabfahrt reicht die Kraft aber noch. Und hier halte ich mit den beiden Profis gut mit – jedenfalls scheint es mir so. An meiner Erkenntnis ändert dies aber nichts. Wie bei allem gilt auch beim Snowboardcross: Es sieht leichter aus, als es tatsächlich ist.
 

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«Man muss alles beherrschen»

Emilie Aubry, Sie haben im Alter von viereinhalb Jahren mit dem Snowboarden begonnen. Mit zehn absolvierten Sie zum ersten Mal einen Boardercross. Was fasziniert Sie daran?
Emilie Aubry: Jeder Parcours ist anders. Vor der Besichtigung weiss man nie, was einen erwartet. Das finde ich spannend. Zudem bekommst man es immer wieder mit verschiedenen Gegnern zu tun. Dieser direkte Vergleich ohne Zeitmessung, wenn man zu viert oder zu sechst startet, gefällt mir.

Sie bestritten aber auch Wettkämpfe in anderen Disziplinen wie Halfpipe, Big Air und Slalom. Warum haben Sie den Fokus nicht von Anfang an auf den Boardercross gelegt?
Wegen meines Alters. Das FIS-Reglement schreibt für Boardercross-Wettkämpfe ein Mindestalter von 16 Jahren vor. Deshalb konzentrierte ich mich zwischen 14 und 16 vor allem auf die Halfpipe. 2009 (mit 19 Jahren, Anm. d. Red.) gewann ich den Gesamt-Europacup im Boardercross und fokussierte mich auf diese Disziplin.

Haben Ihnen die Erfahrungen in anderen Disziplinen geholfen, im Boardercross besser zu werden?
Ja, um eine gute Boardercross-Fahrerin zu sein, muss man alles beherrschen. Es hat Sprünge, aber auch Steilwandkurven. Die Kurven gehen eher in Richtung Alpin-Snowobarden, für die grossen Schanzen musst man Erfahrungen im Freestyle mitbringen. Allgemein ist schnelles Reagieren auf die Begebenheiten wichtig. Boardercross ist für mich sehr komplett.

Aber auch gefährlich.
Ja, es kommt oft zu Stürzen und die schweren bleiben in negativer Erinnerung, das ist klar.

Aber die positiven Erlebnisse überwiegen?
Definitiv. Meine erste Teilnahme an den X-Games war krass. Plötzlich stand ich vor diesen riesigen Sprüngen. Doch es ging alles gut. Auch an einzelne Weltcup-Rennen denke ich gerne zurück.

Wohl auch an den 12. Platz im letzten Weltcup-Rennen. Es war Ihr bestes Resultat in dieser Saison. Was ziehen Sie für ein Fazit?
Es war ein guter Abschluss. Alles in allem bin ich zufrieden mit der Saison. Im Team und mit dem neuen Trainer hat es gut harmoniert.

Nach meinen ersten Gehversuchen im Boardercross;wie lange müsste ich trainieren, um im Europacup in die Top 30 zu fahren?
Extrem lange. Ein gutes Grundkönnen ist notwendig, doch es reicht bei weitem nicht aus. Man muss viel Talent mitbringen und selbst dann ist noch viel Training nötig. Interview: bil

Kommentare

Espresso

Bravo Moritz! Coole Reportage...und sooo schlecht sieht das gar nicht aus im Video, wie du deine Fahrten beschrieben hast. ;-)