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Schiessen

Schützen vertrauen auf Fairness und Ehrlichkeit

Ihr Programm für das 58. Eidgenössische Schützenfest absolvieren die Teilnehmer in ihrem Heimstand. 32 000 Aktive nehmen teil – andere haben Bedenken.

Bild: Markus Dähler

Markus Dähler

Das Organisationskomitee des 58. Eidgenössischen Schützenfestes hat keinen Aufwand gescheut und unter dem Motto «Jetzt erst recht» bemerkenswerte Flexibilität gezeigt. Und die Schützinnen und Schützen bedanken sich mit einer hohen Beteiligung. Nach der erneuten Umplanung mit dezentralen Wettbewerben und gemeinsamen Finalwettkämpfen im Ständematch und beim Schützenkönigsausstich gab es zwar einige Abmeldungen, dafür haben sich auch 50 Vereine zusätzlich angemeldet. Dies gab das Organisationskomitee unter dem Luzerner Regierungsrat Paul Winiker bekannt. Nach dem Eröffnungstag am letzten Samstag schiessen die Schützinnen und Schützen von morgen bis am 11. Juli ihr Programm für das 58. Eidgenössische Schützenfest in ihrem Heimstand.

Die Polizei-Bergschützen Biel nehmen nicht teil. «Mit Kosten von 200 Franken für das Schiessen im eigenen Stand fehlt mir die Motivation», sagt Co-Präsident Rene Eschmann. Sein Verein hat die Teilnahme am Schützenfest jeweils mit einem zweitägigen Ausflug verbunden. Persönlich kann Eschmann zudem Bedenken des Stammtisches wegen der Organisationsform nachvollziehen. Funktionieren Eigenverantwortung und Selbstkontrolle?

 

Klarer Vertrauensbeweis

Zur Beurteilung dieser Organisationsform sagt Edi Kerschbaumer als Präsident des Seeländischen Schiesssportverbandes: «Das Glas ist eindeutig halbvoll, viele Aktive freuen sich auf den schweizweiten Vergleich.» Natürlich sind der Verbandsleitung auch die kritischen Stimmen zu Ohren gekommen. Da bleibt Kerschbaumer aber konsequent: «Wer hier Zweifel anmeldet, stellt den Schiesssport unter Generalverdacht, das ist unfair.» Die Organisatoren vertrauen dem Commitment mit den Schützen und der Selbstkontrolle – bemerkenswert. Ein Wettkampf mit wertvollen Ehrengaben und grösseren Bargeldpreisen für die Besten, aber ohne Schiedsrichter etwa zur Kontrolle der Sportgeräte oder Plausibilitätskontrolle der erzielten Ergebnisse der 32 000 Aktiven, das ist einzigartig.

 

Begehrter Finalplatz

Mit dem Qualifikationswettkampf zuhause , zu den vorher bestimmten Schiesszeiten, stehen nun mehr Scheiben bei weniger Zeitdruck zur Verfügung. Im Final am Schlusstag in Emmen ist dabei, wer in den Feststichen und dem gewählten Meisterschaftsprogramm mit insgesamt rund 180 Schüssen zu den 72 Besten des Landes seiner Kategorie zählt. Die Herausforderung haben vor sechs Jahren im Wallis unter anderen der Epsacher Gabriel Möri als bester Seeländer im Final mit dem Gewehr und Ulrich Blatti aus Lyss mit der Pistole geschafft. «Natürlich nehme ich auch an diesem Qualifikations-Wettkampf teil», sagt Kerschbaumer. Er selbst gibt der Bellmunder Kaderschützin und EM-Medaillengewinnerin Anja Senti die besten Chancen zur Finalqualifikation sowohl über 50 als auch über 300m. Und gespannt schauen die Seeländer auch auf «ihren amtierenden Jungschützen-König» Nino Bullegato. Dieser glaubt an die Redlichkeit seiner Konkurrenz: «Schliesslich gilt die Selbstkontrolle auch für die ersten Runden der Gruppenmeisterschaft. Wer sich den Final erschleicht, wird spätestens hier entlarvt …»

 

Engagierter Präsident

Der Verbandspräsident, der in seinem Amt das Zehn-Jahr-Jubiläum feiert, stammt wie Bullegato nicht aus einer Schützenfamilie. Aus dem Jungschützenkurs vor bald 50 Jahren hat er sich im Schützenhaus als Jungschützenleiter und Kursleiter engagiert. Die Kombination Schütze, Major in der Armee und Fachlehrer an der höheren Fachschule hat ihm bald die Verantwortung für die Ausbildung der Kursleiter der Jungschützen im Verband wie im VBS gebracht. Als Spätberufener hat er neben den Sparten mit Ordonnanzgewehr und -pistolen auch das Luftgewehr über die 10m-Distanz als Sportgerät entdeckt. Nach mehreren Jahren intensiven Trainings und rund 16 000 Schuss konnte er sich auch hier für die Schweizer Meisterschaft qualifizieren.

Besonders stolz ist er auch auf seine frühere Qualifikationen für den «Ständematch am Eidgenössischen». In 13 Kategorien mit unterschiedlichen Gewehren und Pistolen qualifizieren sich die Besten aus den Kantonen in Gruppen. In einem aufwendigen Programm über zwei Jahre werden die jeweiligen Berner Schützinnen und Schützen bestimmt.

Stichwörter: Schiessen, Schützen, Seeland, Sport