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Schweiz wieder Zweite

Die Schweizer Springreiter schrammten im Nationenpreis am CSIO Schweiz in St. Gallen knapp am ersten Sieg seit 1996 vorbei. Besser war nur Grossbritannien.

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(si) Im Stechen, das im Dauerregen anstelle des zweiten Umgangs angesetzt wurde, musste sich Olympiasieger Steve Guerdat mit Nasa nach makellosem Ritt um rund eine halbe Sekunde der englischen Amazone Laura Renwick mit Oz de Breve beugen. Belgien und Irland verzeichneten mit ihren Barragereitern Grégory Wathelet und Shane Breen je einen Abwurf und klassierten sich auf den Rängen drei und vier.

Regen, Kälte, Wind und tiefer Boden im Gründenmoos führten zu zahlreichen Umstellungen, Ärger und gipfelte im Verzicht von Deutschland im Nationenpreis. Während sieben der acht Equipen trotz der garstigen Verhältnisse und anfänglich wenig prekären Bodenverhältnissen starteten, zog sich Welt- und Europameister Deutschland vor dem Start zurück. «Das Verletzungsrisiko für unsere Pferde schien uns zu hoch», begründete Deutschlands Teamchef Otto Becker den Rückzug. Erinnerungen an die EM 1995 in St. Gallen wurden wach... Gemäss Reglement kann Deutschland in den Nationenpreisen in dieser Saison nicht mehr punkten und ist vom lukrativen und mit zwei Millionen Franken dotierten Final in Barcelona ausgeschlossen. Und wenn die Regeln nicht geändert werden, wird Deutschland in die zweite Liga absteigen.

Doch zurück zu den sportlichen Aktivitäten. Vor dem Start durften Reiter und Pferde nochmals ausgetauscht werden, wovon viele Teams Gebrauch machten. Der Kurs wurde erleichtert, der Wassergraben gestrichen, die Hindernishöhen reduziert. Da der Rasen trotz immenser Bodenpflege und Schonung im Dauerregen immer tiefer wurde, wurde der mit 200 000 Franken ausgeschriebene Nationenpreis auf eine Runde reduziert. Nach diesem ersten Umgang führten gemeinsam mit je vier Punkten Grossbritannien, Belgien, Irland und die Schweiz. Die Jury entschied einvernehmlich mit den Equipenchefs und dem Weltverband FEI, dass den Pferden, den Reitern und dem Terrain kein zweiter Umgang zugemutet werden könne. Ein Stechen mit je einem Reiter für jede führende Nation musste entscheiden.

Ein Hauch zu langsam

Die Schweizer setzten auf Olympiasieger Steve Guerdat, der im ersten Umgang am Aussprung der zweiten Doppelkombination gepatzt hatte. «Nur Steve oder Paul Estermann standen zur Auswahl. Sie verfügen über die erfahrensten Pferde», verriet Pius Schwizer. Der Luzerner bewies, dass auf ihn trotz der kurzfristigen Verkäufe von Verdi und Powerplay nach Kanada Verlass ist. Er pilotierte den zehnjährigen Picsou du Chêne fehlerlos über die Klippen. «Ich hatte den Vorteil, als erster Reiter zu starten. Da waren die Verhältnisse noch ideal.»

Paul Estermann scheiterte mit seinem Olympiapferd Castlefield Eclipse am zweitletzten Hindernis und totalisierte wie Guerdat vier Punkte. Nur Janika Sprunger, die ihr Spitzenpferd Palloubet schonte und durch Uptown Boy ersetzte, enttäuschte. Ihr Holländer-Wallach refüsierte am TVSteilsprung und patzte auch am Einsprung zur ersten Zweierkombination. «Im Stechen hatte ich ein gutes Gefühl», beschrieb Guerdat seinen Ritt. «Nur vor dem zweitletzten Sprung fand ich keine ideale Distanz und verlor die entscheidende Zeit zum Sieg. Die Bodenverhältnisse waren für die Pferde äusserst kräfteraubend. Gut, dass man auf eine zweite Runde für alle verzichtet hat.»

«Ich bin mit dem Resultat prinzipiell zufrieden», fasste der Schweizer Teamchef Urs Grünig zusammen. «Ich bleibe aber zuversichtlich, dass wir diese Saison noch eine Siegesschlaufe holen.» Sein Optimismus ist begründet. In der Zwischenwertung des FEI Nations Cup hat die Schweiz nach drei von acht Turnieren mit dem zweiten Rang in St. Gallen und 180 Punkten die Führung übernommen.

Es folgen Frankreich mit 157,67 und Irland mit 150,67 Punkten und St. Gallen-Gewinner Grossbritannien mit 143,67 Zählern. Die Engländer gewannen erstmals seit 1989 in St. Gallen, scheffelten aber keine Punkte für die angestrebte Finalqualifikation. St. Gallen war für die Briten kein Qualifikationsplatz.