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Schweizer Sprintsiege in Lyss

Stefan Bissegger und Elise Chabbey haben an der Berner Rundfahrt ihre Sprints gegen ausländische Teilnehmer gewonnen. Die Anmeldezahlen in Lyss sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Schüttelt seine Konkurrenz ab: Der Thurgauer Bissegger passiert als Erster die Ziellinie in Lyss. Bild: Peter Samuel Jaggi

Francisco Rodríguez

Nach einer zweijährigen Pause ist an der Berner Rundfahrt wieder spannender Radsport geboten worden. Dabei wurden die Elite-Rennen bei den Männern und Frauen erst auf der langen Schlussgeraden im Lysser Industriequartier entschieden. Stefan Bissegger verfügte auf den letzten Metern über die grössten Kräftereserven und setzte sich vor dem Eritreer Henok Mulueberhan durch.

«Es kam während des gesamten Rennens zu Angriffen, bei denen es nach einer Vorentscheidung ausgesehen hatte», so der Sieger zum Rennverlauf. «Auch ich war in einer Ausreissergruppe. Allerdings kamen wir nicht richtig weg.» Sogar beim berüchtigten Aufstieg auf den Frienisberg, den die Elite-Männer gleich fünf Mal zu meistern hatten, nutzte niemand die Gunst der Stunde. «Der Frienisberg ist hart, aber glücklicherweise nicht rennentscheidend. Danach hatte ich noch genügend Zeit, um wieder zurückzukommen.»

Am Ende wurde der junge Thurgauer für sein taktisch geschicktes Rennen belohnt. «Der Sieg hier in Lyss bedeutet mir viel», so Bissegger, der schon bei der letzten Austragung vor zwei Jahren Erster geworden war, damals noch als U19-Amateur. «In der Schweiz zu gewinnen, ist immer schön. Die Berner Rundfahrt geniesst eine lange Tradition.» Bissegger bedauert, dass nicht mehr wie früher internationale Rennen ausgetragen werden. «Dennoch war das Niveau mit sogar ausländischen Mannschaften am Start hoch.» Er habe viel von der starken Konkurrenz profitieren können. «Der Sieg hier zeigt mir, dass ich in Form bin für meine nächsten Rennen.»

Junioren-Weltmeister in Aigle
Der 20-Jährige aus Mettlen fährt für die Swiss Racing Academy. Als Start-up von Ex-Radprofi Pirmin Lang und Thibault Hofer lanciert, fördert und unterstützt das Team starke Nachwuchstalente. Bissegger hat in seiner noch jungen Karriere bereits internationale Grosserfolge gefeiert. Auf der Bahn wurde er 2016 in Aigle in einer Weltrekordzeit Junioren-Weltmeister in der Einerverfolgung. Letztes Jahr folgten drei EM-Medaillen mit der Mannschaft und erneut alleine. Auf der Strasse glänzte er unter anderem mit dem Schweizer-Meister-Titel 2018 im U23-Einzelzeitfahren.

In der neuen Saison konnte er bereits zwei UCI-Rennen in Neuseeland und in Frankreich gewinnen. Fernziel sind die Olympischen Spiele mit dem Schweizer Bahnvierer in Tokio. «Eine Medaille ist das Ziel. Dafür arbeiten wir tagtäglich.» Der Samstag in Lyss sorgte bei Bissegger für ein gutes Gefühl.

Olympiateilnehmerin sattelt um
Gutgelaunt war auch die Schnellste des Elite-Rennens bei den Frauen, Elise Chabbey. Die Genferin fährt für das Bigla Pro Cycling Team, das die Berner Rundfahrt dominierte. «Wir haben gut als Team zusammengearbeitet», sagte die Siegerin. Beim ersten Aufstieg auf den Frienisberg hatten sich die Bigla-Fahrerinnen in einer zehnköpfigen Gruppe abgesetzt. Beim zweiten blieb noch ein Quartett übrig. Schliesslich erhöhte Chabbey gemeinsam mit Teamkollegin Cecillie Ludwig an der Spitze das Tempo. «Vor dem Ziel haben wir entschieden, dass ich als Schweizerin gewinnen soll», so Chabbey, die beim Antritt die nicht konternde Dänin hinter sich liess.

Chabbey hat erst vor drei Jahren mit dem Radrennsport begonnen. Früher war sie erfolgreich im Kanu unterwegs und hatte die Schweiz an den Olympischen Spielen 2012 in London vertreten. Danach konzentrierte sich Chabbey auf den Laufsport, ehe sie nun glücklich ist, Teil eines professionellen Frauen-Radrennteams zu sein. «Wir haben eine gute Stimmung im Team und bestreiten international schöne Rennen. Meine grossen Ziele in diesem Jahr sind die Schweizer Meisterschaften und der Giro», sagte die 25-jährige Siegerin und verabschiedete sich zur obligaten Dopingkontrolle.

Die Berner Rundfahrt war aber nicht nur in Hand der Profis. Die Volksfahrer und auch die Kleinsten waren mit Begeisterung bei der Sache. Die Altersspanne reichte von über 80 Jahren bis hinunter zu Dreijährigen. Ein Dreikäsehoch auf einer hölzernen Likeabike-Vespa erntete besonders viel Applaus.

Weniger Anmeldungen als erhofft
Einen Wermutstropfen gab es bei den Teilnehmerzahlen. 190 Lizenzierte, 79 Kids und 386 Anmeldungen für die Seeland Classic erfüllten die Erwartungen der Organisatoren nicht. «Das ist schon ein wenig enttäuschend», meinte OK-Präsident Stefan Nobs. «Wir werden in einer Analyse nach den Gründen suchen.» Was diese Zahlen für die Zukunft der Berner Rundfahrt bedeuten, steht in den Sternen. «Wir planen unsere Veranstaltung sowieso von Jahr zu Jahr und werden diskutieren, wie es weiter geht. Fakt ist, dass es nicht einfacher wird, die Berner Rundfahrt zu organisieren. Die Auflagen für die Streckensicherung werden auch immer höher», sagte Nobs.

Info: Alle Resultate auf der Homepage www.berner-rundfahrt.ch

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Resultate Elite-Rennen
- Männer (169,75 km):
1. Stefan Bissegger (SUI) 3:57:01. 2. Henok Mulueberhan (ERI). 3. Fabian Lienhard (SUI). 4. Valère Thiébaud (SUI). 5. Jan-André Freuler (SUI). 6. Jan Hugger (GER). 7. Valentin Ferron (FRA). 8. Nicolas Prodhomme (FRA). 9. Corey Davis (USA). 10. Mauro Schmid (SUI), alle gleiche Zeit.
- Frauen (101,85 km): 1. Elise Chabbey (SUI) 2:41:34. 2. Cecillie Ludwig (DEN), gleiche Zeit. 3. Jutta Stienen (SUI) 3:22 zurück. 4. Sophie Wright (GBR), gleiche Zeit. 5. Vera Adrian (NAM) 6:47 zurück. 6. Andrea Waldis (SUI). 7. Silvia Perrenoud (SUI), alle gleiche Zeit. fri