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Sie zielen jetzt auf neue Scheiben

Eine moderne Halle, ein vielversprechender Trainer und ein neuer Vertrag für Olympiasiegerin Nina Christen: Im nationalen Leistungszentrum der Schützen in Biel tut sich etwas.

Der Seedorfer Lars Allenbach (in Grün) ist eines der wenigen männlichen Nachwuchstalente im Schweizer Schiesssport. Bild: Tanja Lander

Markus Dähler

Letzte Woche fanden in der neuen Drucklufthalle im alten Zeughaus Biel interne Wettkämpfe der nationalen Elite der Luftgewehr-Schützen und der Junioren statt. Sie ersetzten die abgesagten internationalen Wettkämpfe als Selektionsgrundlage für die Indoor-EM im norwegischen Hamar im März. Und sie dienten als Standortbestimmung nach der langen coronabedingten Wettkampfpause.

Die Kader-Athletinnen und -Athleten können nun auch in der Halle mit 25 elektronischen Sius-Scheiben trainieren. Mit ihrer Höhe und dem Lichteinfall vermittelte sie ein Raumgefühl, wie es internationalen Standards entspricht. «Hinzu kommt, dass wir im Zehn-Meter-Bereich zu wenig Stände für unsere Profis hatten. Klar, es gab Ausweichmöglichkeiten, aber diese zentrale Lösung mit der neuen Halle ist natürlich perfekt», sagt Enrico Friedemann, Standortleiter und Nationaltrainer Gewehr in Biel.

Die mobilen Scheiben, verbunden mit modernster Anzeigetechnik für Luftdruckgewehre und Pistolen über zehn Meter, ergänzen das bestehende Angebot im nationalen Trainingszentrum Biel. Angegliedert ist auch das regionale Trainingszentrum Nordwestschweiz, das bisher auf zehn Scheiben im Zeughaus-Estrich und zweimal fünf Scheiben über 25 und 50 Meter im Untergrund der Fechthalle für Nachwuchstalente und Militärsportlerinnen Trainings angeboten hat. Zusätzlich fuhren die Leistungs- und Armeesportangehörigen auch zum Schiessen nach Pieterlen und ins Zelgli Schwadernau.

 

Der neue Trainer

Friedemann leitet und koordiniert zu-zusammen mit seinem zwölfköpfigen Trainerteam auch das Training der Spitzensportler, angeführt von Nina Christen und Jan Lochbihler. Seit Ende Januar gehört auch der dänische Medaillen- und Weltcup-Gewinner Torben Grimmel zum Team. Friedemann hat früher als deutscher Leistungsschütze und später als dänischer Nationaltrainer mit Grimmel zusammengearbeitet. Zuletzt hat der Pädagoge mit einer Sportmanagement-Ausbildung die dänischen Olympia-Teilnehmerinnen mental bei ihren Einsätzen in Tokyo betreut. Weitere Spezialisten ergänzen das Trainerteam in den Bereichen Leistungsdiagnostik und physikalische Sportwissenschaft sowie Physiotherapie und Neurokoordination.

Gemeinsam wollen sie den Spitzen-schützinnen und -Schützen die ideale Vorbereitung auf die kommende internationale Saison mit der EM im März bieten. Im August folgt in Moskau die Outdoor-EM und im Oktober schliessen die Weltmeisterschaften Gewehr und Pistole in Kairo das internationale Schützenjahr ab.

 

Die lange Pause

Einen weiteren Erfolg hat Olympiasiegerin Nina Christen mit der Erneuerung ihrer 50-Prozent-Anstellung als Sportmilitär im Kompetenzzentrum Spitzensport der Armee in Magglingen verbucht. Sie wohnt dort weiterhin und kann die Infrastruktur nutzen. Der ehemalige Bieler Regionalzentrumstrainer Jan Lochbihler ist dagegen aus dem Förderungsprogramm als Zeitsoldat ausgeschieden.

Beide haben letzte Woche an den Qualifikationswettkämpfen teilgenommen. Die idealen Bedingungen in der neuen Zehn-Meter-Halle schienen besonders Olympiasiegerin Christen zuzusagen. Nachdem sie nicht zuletzt auch aus gesundheitlichen Gründen nach dem ganzen Medienrummel eine Wettkampfpause eingelegt hatte (das BT berichtete), war der interne Wettkampf ihr erster Einsatz seit Monaten. Ihr bestes Resultat an diesen drei Wettkampftagen lautete 630.3. Mit ihrer Leistung zeigte sich Christen insgesamt zufrieden: «Ich war mir schon sicher, dass ich nicht schlecht schiessen würde – aber mit diesen positiven Resultaten habe ich nicht gerechnet». Gerade für sie war der Wettkampf nach der langen Pause primär als Standortbestimmung wichtig. «Nach diesen drei Wettkampftagen bin ich physisch kaputt», sagte Christen unumwunden. Ihr Auftreten insgesamt aber wirkte entspannt – überhaupt war bei aller Konzentration dem ganzen Kader die Wettkampf-Freude anzusehen.

 

Das Seeländer Talent

Freude strahlte mit Lars Allenbach aus Seedorf auch eines der wenigen Nachwuchstalente aus der Region aus. Noch vermochte er resultatmässig bei der Elite nicht ganz mitzuhalten. Mit dem Lehrabschluss im Sommer wird er sich dann auf den Schiesssport fokussieren können.

Die Bellmunder Kaderschützin Anja Senti nahm an den Zehn-Meter-Ausscheidungen in der Stehend-Disziplin nicht teil. Ihre Stärken liegen beim Liegendschiessen 50 Meter und über 300 Meter. Sie wird im April in die Sport-RS in Magglingen einrücken.