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Schwingen

Souveräner Christian Stucki und ein guter Dominik Roth

Das Seeländische steht am Samstag vor der Tür. Bei der Hauptprobe beim Klubschwinget in Täuffelen gibt es aus Seeländer Sicht noch einige Fragezeichen.

Schwingerkönig freut sich: Bei seinem ersten Auftritt im Seeland als Sieger des letzten Eidgenössichen gewann Christian Stucki das Klubschwinget in Täuffelen. Bild: Daniel Müller

Beat Moning

«Nei, nid scho jetzt. Mir wei no chlei luege.» Die Befürchtung eines Helfers beim Zuschauen des Schlussgangs zwischen Christian Stucki und dem Mittelländer Adrian Thomet. Der Lysser zog nach wenigen Sekunden und liess am Boden sekundenlang nicht mehr locker. Entkräftet ging der 36-jährige und leicht ältere Oberbalmer auf den Rücken. Der Spuk war schnell vorbei. «Ich bin mit meinem Tag zufrieden», blickte der Schwingerkönig zurück. Beim zweiten Auftritt nach dem Aargauer Kantonalen gab es nichts zu bemängeln. «Auch wenn ich jetzt etwas den Rücken spüre. Aber man ist wieder im Schwingmodus, trainiert regelmässig und die wichtigen Wettkämpfe stehen in den nächsten Wochen an.» Stucki wählte ein Programm, «das mir erlaubt, mich zwischen den Festen immer wieder gut zu erholen. Nicht zuletzt, um Verletzungen zu vermeiden.»

«Hoffe auf um die 120 Schwinger»

Sechs Siege in Täuffelen, da, wo er schon 2011 das Seeländische gewinnen konnte und auch am Samstag in der Neuauflage auf dem gleichen Gelände Favorit ist. «Es war schon heute ungewohnt, es wird auch beim Seeländischen so sein. So ganz ohne Zuschauer zu schwingen, daran möchte ich mich nicht wirklich gewöhnen.» Dass nur 29 Schwinger am Start waren, enttäuschte Stucki. Da hätte er sich angesichts der Tatsache, dass man dieses Fest durchaus als Test für die bevorstehenden Kranzfeste ins Programm hätte aufnehmen können, deutlich mehr erwartet. «Ich hoffe nun, dass es am Seeländischen am Samstag um die 120 Schwinger dabei sein werden.» Stand gestern waren 103 Berner angemeldet.

Dominik Roth visiert Kilchberg an

Einen guten Wettkampf absolvierte in Täuffelen bei Abwesenheit der verletzten Florian Gnägi, Damian Gnägi, Matthieu Burger und Jan Freitag der Meikircher Dominik Roth. Er hat sich von seiner Knieverletzung erholt. «Zum Glück erwies sich die Verletzung nicht als allzu schwer. Ich bin wieder bei 100 Prozent und bin mit dem ersten Auftritt zufrieden.» Er gewann fünf Gänge und verlor nur den vierten Durchgang gegen Stucki. Zum Abschluss bodigte er mit Patrick Schenk sogar den zweiten Eidgenossen. Drei, vier Kränze möchte er in den nächsten Wochen anstreben, um auch für das Kilchberg-Schwinget Ende September unter den 15 Berner Teilnehmern zu figurieren. «Ich bin froh, dass nun regelmässig Schwingfeste stattfinden. Ich war heute recht nervös. Die Zeit ohne Wettkämpfe war sehr lang.»

Ausblick schon nach 2022

Sein älterer Bruder Philipp Roth machte da einen schon etwas nachdenklicheren Eindruck. «Mir fehlte der Pfupf in den Armen», blickte der Eidgenosse auf seine sechs Gänge zurück. Er startete mit einem Erfolg und musste dann fünf Gestellte hinnehmen, obwohl ihm die Einteilung nicht die schwersten Brocken vorgesetzt hatte. «Zuletzt lief es mir zwar wieder besser, aber ich kämpfte lange mit Schulter- und Knieproblemen.» Er wolle sich in diesem Jahr keinem unnötigen Druck aussetzen und schwingen, was möglich ist. «Mein Augenmerk richte ich auf das Eidgenössische 2022 in Pratteln. Da möchte ich noch einmal angreifen.» Sechs Jahre nach seinem überraschenden Kranzgewinn am Eidgenössischen in Estavayer, mit dem abschliessenden Sieg über Altmeister Arnold Forrer.

 

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«Pflicht erfüllt» und «Dank an alle»

Kein einfaches Wochenende für die Täuffeler und Bieler Organisatoren, um den Seeländischen Nachwuchsschwingertag und das Klubschwinget, auch als Bözingenberg-Schwinget deklariert, durchzuführen. Der Verpflegungsschef hat längst kein Vollpensum, der Sponsorenchef muss die vielen Gäste nicht begrüssen, der Helfer-Verantwortliche muss sich keine Sorgen um die Tageskasse machen und braucht nicht mehr Leute, um die Zuschauer ins Gelände zu führen. «Wir haben die Pflicht erfüllt», sagt der Präsident des Schwingklubs Biel, Urs Stettler. Er lobt bei der Siegerehrung die Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen, den Vertretern des Seeländischen Schwingerverbandes, und dankte vor allem dem OK Täuffelen und dem FC Täuffelen, die es ermöglicht haben, im Sinne des Sports ein Schwingfest durchzuführen. «Wir haben es für die Schwinger getan, damit in diesem Jahr nicht noch einmal alles ausfällt», sagt Stettler. Er spüre aus dem Sportlerecken diese Dankbarkeit. «Ein Schwingfest ohne Zuschauer ist aber definitiv gewöhnungsbedürftig. Ich hoffe, nach dem Seeländischen am Samstag, dass wir nicht noch einmal in eine solche ungemütliche Lage kommen.» Er dankte auch Schwingerkönig Stucki, dass er gekommen ist. «Das ist keine Selbstverständlichkeit.» Dankte zwei Schwingern aus dem entfernten appenzellischen SK Gais, dem Partnerklub des SK Biel. Stettler hofft nun auf ein schönes Bözingenberg-Schwinfest 2022. Im Oktober danach, wenn die 95. Hauptversammlung des SK Biel ansteht, wird er von beiden Ämtern als Präsident zurücktreten. Seit 2008 führt er den Klub, schon als 21-Jähriger hat er das Protokoll geschrieben und auch die Kasse gemacht. Wer seine Nachfolger werden, ist offen. bm