Francisco Rodríguez
Seit Wiederaufnahme der Meisterschaft können sich die daneben in der Champions-League-Gruppenphase engagierten Diessbacher wahrlich nicht über fehlende Einsatzgelegenheiten beklagen. Für die Besten kommt nun eine weitere dazu. Pascal Kissling, Nino Wyss, Yanic Dysli und Lorenzo Riu sind von Schweizer Nationaltrainer Alejandro Rodríguez für das nächste Trainingscamp aufgeboten worden. Im erweiterten Kader steht zudem mit Torhüter Josua Klöti ein fünfter Spieler des RHC Diessbach. «Wir müssen uns die Energiereserven gut einteilen», sagt Wyss. «Das ist aber grundsätzlich kein Problem. Rollhockey ist unser schönes Hobby, das uns während des Unterbruchs so gefehlt hatte.»
Wyss freut sich nun gemeinsam mit seinen Kollegen auf die nächste internationale Herausforderung. Ursprünglich hätte die Schweiz in Valkenswaard den Nations Cup bestreiten sollen. Da aber in Holland noch zu grosse Coronarestriktionen gelten, musste das Turnier kurzerhand abgesagt werden. Als Alternative haben die Schweizer Verantwortlichen nächste Woche ein fünftägiges Traininscamp in Spanien organisiert. Testspielgegner sind dort am Donnerstag Tordera aus der zweiten spanischen Division sowie Girona, das in der katalanischen Liga spielt. Zudem wird derzeit noch ein dritter Sparringpartner gesucht. Obwohl die Schweizer ihr Camp in der Provinz von Barcelona aufschlagen, wird es kein Messen mit dem wohl besten Rollhockeyteam der Welt geben. «Wir haben uns bewusst für Spiele auf Augenhöhe entschieden, damit unsere Mannschaft auch Zeit im Angriff verbringt», sagt Nationalmannschaftsverantwortlicher Simon von Allmen.
Fokus auf die World Roller Games
Captain Kissling spricht von einer guten Lösung, um trotz Nations-Cup-Absage in den internationalen Spielrhythmus zu kommen. «Das Niveau der Gegner dürfte sogar noch höher sein», sagt Kissling. «Fünf Tage gemeinsam in Spanien ist auch dem Teamgeist förderlich.» Man wolle sich frühzeitig auf das Saisonhighlight einstimmen und bis im Herbst optimal vorbereitet sein. Ende Oktober stehen in Argentinien die World Roller Games auf dem Programm. Es sind die Weltmeisterschaften in den verschiedenen Rollsportarten. Barcelona war im Sommer 2019 letzte Austragungsstätte gewesen, ehe Corona in den folgenden Jahren das Rollhockey in den Lockdown versetzte. «Seit 2019 haben wir mit dem Nationalteam keine Spiele mehr austragen können», sagt Wyss. «In unserem Vorbereitungscamp erhalten wir endlich wieder Gelegenheit, die im Training eingeübten Sachen umzusetzen.»
Kissling ist der Älteste im Kader. Seit der WM-Kampagne 2008 gehört der mittleweile 37-jährige Diessbacher fix zum Schweizer Nationalteam, mit dem er als zwischenzeitlicher Cheftrainer anlässlich der EM 2016 die Halbfinals erreicht hatte. Ganze 19 Jahre liegen zwischen ihm und seinem Teamkollegen Yanic Dysli, der nun erstmals für die A-Nationalmannschaft aufgeboten worden ist. «Yanic hat alles, um ein starker Spieler zu werden und auf dem Platz eine tragende Rolle zu übernehmen», so Kissling. «Er ist auf dem richtigen Weg, muss sich aber immer bewusst sein, dass einem auf diesem internationalen Niveau nichts geschenkt wird.» Wie beim RHC Diessbach will der erfahrene Captain auch im Nationalteam tatkräftig mithelfen, die junge Generation an die hohen Ziele heranzuführen.
Wyss in der Rolle des Spielmachers
Vom Diessbacher Quintett am zweitlängsten mit dabei ist der 24-jährige Wyss, der 2016 unter Kissling seine ersten Elite-Europameisterschaften bestritten hatte und sich schnell zum Leistungsträger entwickelte. Keine Eigengewächse, aber inzwischen seit einigen Jahren beim Seeländer NLA-Spitzenklub tätig, sind Lorenzo Rui und Josua Klöti. Sie stammen beide ursprünglich vom RHC Vordemwald. Heute befeuert Rui mit seinen starken Schüssen neben Liga-Topskorer Kissling Diessbachs Offensive und jene der Schweiz. Wyss übernimmt vor allem die Rolle des Spielmachers und sichert defensiv ab.
Klöti war 2016 als Nummer 2 hinter dem portugiesischen Top-Goalie Carlos Silva verpflichtet worden und hat in seiner noch jungen Karriere eine U17-EM in Frankreich sowie eine U20-WM in Spanien absolviert. Trotz Trainingsaufgeboten mit der Elite bestritt er noch kein A-Länderspiel. Nach einer schweren Knieverletzung darf der 23-Jährige als Mitglied des erweiterten Schweizer Kaders nicht mit nach Katalonien. «Ich bin erst seit einem Monat wieder im Training und will mich mit guten Leistungen aufdrängen», so Klöti, der trotz starker Konkurrenz im Diessbacher Tor auf vermehrte Einsatzgelegenheiten hofft und sich ebenfalls Chancen für die World Roller Games ausrechnet.