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Handball

Teamältester will sich den Rücktritt versüssen

Die PSG Lyss startet heute Abend im Grien gegen die dritte Mannschaft des BSV Bern in die 2.-Liga-Aufstiegsrunde. Für Thomas Zitterli wird es die letzte Etappe in seiner langen Aktivkarriere, die er mit dem Aufstieg in die 1. Liga erfolgreich beenden will.

Den Aufstieg vor Augen: Thomas Zitterli (in der Luft) und seine Lysser Kollegen wollen noch den letzten Schritt in dieser bisher äusserst erfolgreich verlaufenen Saison machen./Copyright: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Ein Jahr nach ihrem bitteren Abstieg steht die PSG Lyss kurz vor der Rückkehr in die 1. Liga. Da gleich drei der vier Teams in der Gruppe aufsteigen werden, genügen den Lyssern zwei Siege aus drei Spielen ganz sicher. Je nach Ausgang aller Partien in der Gruppe könnte bloss ein Punkt für Platz 3 ausreichen. Und eventuell kann man sich sogar drei Niederlagen leisten. Nämlich dann, wenn dem BSV Bern 3 oder Kriens die Aufstiegsberechtigung entzogen würde. Dies wäre der Fall, wenn die zweite Mannschaft des BSV oder Kriens’ Partnerteam Pilatus den Klassenerhalt in der 1. Liga schaffen würde. Blöderweise geht die 1.-Liga-Saison wegen der Barrage erst später zu Ende, was dem Tabellenletzten in der 2.-Liga-Aufstiegsrunde viele Tage der Ungewissheit bescheren würde.

Thomas Zitterli mag sich nicht mit den Tücken des Modus’ auseinandersetzen und sagt:«Wir schauen nur auf uns und wollen möglichst jedes Spiel gewinnen.» Die Mannschaft habe gut gearbeitet und sei bereit. Mit Berns drittem Team gastiert heute Abend zum Auftakt eine routinierte und eingespielte Mannschaft im Grien. Ein Wiedersehen gibt es dabei mit Dave Thieu und Thomas Marti, zwei ehemalige Leistungsträger der PSG Lyss. Die beiden Teams standen sich in dieser Saison bereits einmal gegenüber, anlässlich der Viertelfinals des Berner Cups. Nachdem das Skore zur 40. Minute noch 27:27 gelautet hatte, machten die Lysser gegen Ende alles klar, siegten mit 39:34 und gewannen schliesslich auch den Cup dank eines Finalerfolgs gegen die zweite Mannschaft des HS Biel.

Das Selbstvertrauen ist gross. Aus 22 Meisterschaftsspielen resultierten 20 Siege. Zitterli weiss, dass nun die wichtigsten Partien folgen. «Wir sind noch nicht am Ziel», mahnt er zur Konzentration. In Lyss erwarten alle den Aufstieg. Für den Teamältesten wäre es der krönende Abschluss einer langen und turbulent verlaufenen Karriere. Zitterli ist der einzige Spieler aus dem heutigen Kader der ersten Mannschaft, der mit regelmässigen Einsätzen 2007 den Aufstieg in die Nationalliga B gefeiert hatte.

Letztes Tor vor dem Aufstieg

Im entscheidenden letzten Heimspiel gegen Muotathal erzielte er damals das letzte Tor praktisch mit der Schlusssirene, worauf es in der vollen Sporthalle Grien kein Halten mehr gab. «Das waren Emotionen pur, diese Momente vergesse ich nie.» Er bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn er daran denke. Nach dem letzten Saisonspiel in Dagmersellen wurde die PSG Lyss zuhause sehnsüchtig erwartet. «Als wir mit dem Car in Lyss eintrafen, sahen wir, dass der Hirschenkreisel für uns abgesperrt und ein Festzelt daneben aufgestellt worden war.» Der damalige Gemeindepräsident Hermann Moser würdigte die Handballer in seiner Ansprache und läutete das lange und ausgelassene Aufstiegsfest ein.

PSG Lyss im Schockzustand

Weniger schön sind Zitterlis Erinnerungen an den Abstieg 2011 aus der NLB sowie vor einem Jahr aus der 1. Liga. «Die letzte Saison war ein schmerzhafter Tiefschlag. Nach dem Barrage-Rückspiel in Heiden blieb am Ende eine unsägliche Enttäuschung, Fassungslosigkeit und grosse Leere zurück. Das gehört auch zum Sport. Wichtig ist, dass wir wieder aufgestanden sind.» Unter dem neuen Trainer Stani Nowak hat sich die Mannschaft wieder zu einem Winnerteam entwickelt, das nun die letzte Bestätigung liefern muss. Dass der 32-jährige Zitterli – mit 148 Saisontoren in 25 Pflichtspielen zweitbester Lysser Werfer hinter Moritz Grünig – noch immer Handball spielt, ist keine Selbstverständlichkeit.

Knieprobleme längst überwunden

Wegen akuter Knieprobleme, die einen chirurgischen Eingriff nötig machten, hatte er für einige Jahre mit Leistungshandball aufgehört. «Nach den drei wöchentlichen Trainings konnte ich jeweils erst um 2 Uhr oder später einschlafen, weil die Schmerzen im Knie so gross waren», erzählt Zitterli. Ab 2016 war er aber wieder voll dabei. «Es geht mir körperlich gut», so Zitterli, der seit seinen Anfängen als Sechsjähriger der PSG Lyss immer die Treue gehalten hat. Auch in der Zeit, als er nicht mehr spielen konnte. Zitterli war Teammanager, Chef Leistung, Cheftrainer und Assistenztrainer des Fanionteams. «Das Handball und der Verein haben mir seit meiner Kindheit so viel gebracht, dass es für mich selbstverständlich ist, etwas zurückzugeben», so Zitterli zu seinen verschiedenen Rollen. «Ich habe immer gerne dort geholfen, wo es mich brauchte.»

In den nächsten Tagen braucht Lyss die Qualitäten des Routiniers Angriffszentrum, wo Zitterli für einen geordneten Spielaufbau sorgt und auch selber in den Abschluss geht. Darüber hinaus ist er ein sicherer Penaltywerfer. Über die Hälfte seiner Tore erzielt Zitterli vom Siebenmeterpunkt aus. Die nächsten werden seine letzten sein, zumindest für die erste Mannschaft. Denn nach den drei Aufstiegsrundenspielen ist definitiv Schluss, hauptsächlich aus beruflichen Gründen. Zitterli ist geschäftlich in das ReisebüroTreff in Lyss eingestiegen, das seine inzwischen pensionierten Eltern 1985 mit einem anderen Paar gegründet hatten. «Ich will neben der Arbeit noch einmal pro Woche mit unserer dritten Mannschaft trainieren und ab und zu spielen», sagt Zitterli, der sich den Abschied versüssen will.

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2.-Liga-Aufstiegsrunde Spielplan Gruppe 2

Gruppe 2:
PSG Lyss - BSV Bern 3    Grien, heute 17.00
Kriens - GC Amicitia Zürich    So 16.30
BSV Bern 3 - Kriens    Sa 4. Mai, 14.00
GC Amicitia Zürich - PSG Lyss    Saalsporthalle, Sa 4. Mai, 20.00
BSV Bern 3 - GC Amicitia Zürich     Sa 11. Mai, 14.00
PSG Lyss - Kriens     Grien, Sa 11. Mai, 17.00

Modus:
Gespielt wird in zwei Vierergruppen mit je drei Partien für jedes Team. Die jeweils drei besten pro Gruppe steigen in die 1. Liga auf, was insgesamt sechs Aufsteiger ergäbe. Fragezeichen stehen allerdings noch hinter den möglichen Aufstiegen von Kriens und des BSV Bern 3. fri