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Laufsport

Tempotest für Ultramarathonläufer

Morgen fällt der Startschuss zum zweiten Sutzer Abendlauf. Erstmals mit dabei ist der Seeländer Ultramarathonspezialist Rolf Thallinger, für den die 7-km-Strecke eine schnelle Abwechslung bietet.

Voller Einsatz: Anstatt einen Ultramarathon wie den Bieler Hunderter bestreitet Rolf Thallinger morgen den für ihn ultrakurzen Sutzer Abendlauf./Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Rolf Thallinger, 100-km-Schweizer-Meister in den letzten beiden Jahren und Sieger des Bieler Hunderters 2017, ist der grosse Spezialist für die langen Distanzen. Vor zwei Wochen beendete er den international topbesetzten Ultravasan 90 in Schweden auf dem ausgezeichneten 10. Gesamtrang. Für die 90 Kilometer des Trails, der im Sommer über die Originalstrecke des traditionellen Wasalaufs führt, benötigte der beste Schweizer 6:51 Stunden. «Es war ein harter Wettkampf auf nassem und tiefem Boden», erzählt der gebürtige Seeländer aus Scheuren, der heute mit seiner Familie in Utzenstorf wohnt. «Fünf Tage lang hatte ich Muskelschmerzen, was bei mir sehr selten vorkommt.»

Familienerlebnis in Sutz

Aktuell macht er eine Wettkampfpause. Für ein kurzes Rennen reichten aber die Energiereserven allemal aus. Thallinger bestreitet morgen zum ersten Mal den Sutzer Abendlauf über 7 Kilometer. «Für mich ist der Lauf eine gute Abwechslung. Es passt, wenn ich mal mit einem schnellen Rennen andere Trainingsimpulse setzen kann.» Angemeldet ist er mit seiner Frau und den Töchtern, die schon letztes Jahr am Start gewesen waren. Sie laufen für das Team «The Barista Roman» von Roman Meyer, dem auf Kaffee spezialisierten Freund einer Tochter Thallingers. «Ich finde es toll, wenn jemand die Initiative ergreift und einen neuen Lauf organisiert», begrüsst der 49-jährige Thallinger den Anlass in Sutz. «Die Startphase ist entscheidend, ob sich ein Wettkampf in der Region etablieren kann oder nicht. Deshalb unterstütze ich den Sutzer Abendlauf gerne, zumal für mich der Mittwochabend ideal ist.»

Höhepunkte im Ausland

Ein bestimmtes Zeit- oder Rangziel setzt sich Thallinger nicht. «Da die Strecke nicht ganz flach ist, habe ich aber eine Chance, in den Steigungen einige Ränge gut zu machen», meint er mit einem Lächeln. Die rund 50 Höhenmeter dürften für Thallinger, der sich ganz andere Steigungen gewohnt ist, ein Klacks sein. Die Höhepunkte in seiner Wettkampfsaison hat er bereits hinter sich gebracht. Vor dem Ultravasan 90 war der Ultramarathonspezialist auch am Mozart 100 in Österreich am Start gewesen. Das 112-km-Rennen mit seinen 5140 Höhenmetern führt durch das Salzburger Land und zählt zur Ultra-Trail World Tour. Allerdings musste Thallinger nach rund 60 Kilometern wegen Verdauungsproblemen aufgeben. Dafür lief es ihm bei seiner ersten Teilnahme am Gruyère Trail Charmey sehr gut. Als Gesamtfünfter meisterte er die 24-km-Distanz und 1500 Höhenmeter in 2:25 Stunden.

«Ich entdecke gerne neue Sachen», sagt Thallinger, der im Herbst noch einen längeren Trail oder Marathon bestreiten will. Wo das sein wird, hat er noch nicht entschieden. Er könne sich sehr gut vorstellen, in der zweiten Novemberhälfte anlässlich der Course des Pavés (23. November, die Red.) wie im Vorjahr auch den Trail des 7 lieues über 24 Kilometer und 800 Höhenmeter zu laufen. 2018 hatte Thallinger im vom Bieler Mohammed Boulama gewonnenen Rennen den 7. Gesamtrang belegt.

Bieler Lauftage mit Thallinger

Hierzulande einen Namen machte sich Thallinger vor allem am Bieler 100-km-Lauf, den er in seiner Karriere schon 13. Mal alleine in Angriff genommen hat und dabei jedesmal ins Ziel gekommen ist. Bei der letzten Ausgabe verzichtete er wegen der zeitlichen Nähe zum Mozart 100 auf die Teilnahme als Einzelsportler und bildete stattdessen mit der Familie unter dem Namen «Thallinger läuft» eine Mixed-Staffel. «Es war eine schöne Erfahrung, mal bei Tag zu laufen», sagt Thallinger, der am Morgen die letzte 23,3 Kilometer lange Etappe von Bibern nach Biel in weniger als eineinhalb Stunden meisterte. «Nächstes Jahr werde ich sicher wieder dabei sein. In welchem Rennen das sein wird, lasse ich offen», so Thallinger, der sich noch nicht festlegen will. Nun freut er sich morgen auf den familiären Sutzer Abendlauf und das Körbchen mit Zwetschgen aus der Region, das im Ziel auf alle wartet.

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Terminkollision mit Aarberg wird 2020 verhindert

Mit insgesamt 344 Teilnehmern übertraf der letztes Jahr neu ins Leben gerufene Sutzer Abendlauf die Erwartungen der Organisatoren um OK-Präsident Matthias Marending deutlich. Geschätzt wird von allen die landschaftlich sehr attraktive Strecke in unmittelbarer Nähe zum Bielersee, die im Bereich der Mörigenbucht auch durch Naturschutzgebiet führt. Dieser Streckenteil, der nur den 7-km-Hauptlauf betrifft, bedingt allerdings im Vorfeld einen zusätzlichen organisatorischen und administrativen Aufwand. Das Amt für Natur stellt nämlich die Auflage, dass maximal 250 Personen den Abschnitt passieren dürfen. Bis gestern haben sich für diese Distanz 192 Leute eingeschrieben, womit sich morgen noch maximal 58 nachmelden können.

Eine weitere Vorgabe ist, dass das Rennen wegen der Brutzeit geschützter Tiere im Zeitraum August bis April durchgeführt werden muss. Die terminliche Fixierung auf den morgigen Mittwoch hat aber zur Folge, dass sich der Sutzer Abendlauf und der vier Tage später angesetzte Aarberger Stedtlilauf konkurrenzieren. Schätzungen gehen davon aus, dass dies den Organisatoren rund 30 bis 40 Teilnehmer kosten könnte, die nicht beide Läufe in der gleichen Woche absolvieren wollen. Nächstes Jahr wird es keine Terminkollision mehr geben. Einerseits weil der Aarberger Traditionsanlass sowieso eine Kalenderwoche später am 13. September stattfindet, anderseits weil in Sutz wegen der kürzer werdenden Tage nun die letzte Augustwoche gewählt wird. Der Sutzer Abendlauf soll somit 2020 am 26. August ausgetragen werden, genau eine Woche nach dem Emmenlauf in Bätterkinden.

An der diesjährigen Ausgabe werden erstmals auch Kategorien für Kinder ausgetragen (siehe Infobox rechts). Rund 90 sind bis gestern eingeschrieben worden. Insgesamt erwarten die Veranstalter gegen 400 Anmeldungen, womit die letztjährige Zahl klar übertroffen werden dürfte. Unter den Teilnehmern figuriert wie 2018 Martin Rios, der Olympia-Silbermedaillengewinner im Curling-Mixed-Doubles an der Seite von Jenny Perret. Die Sutzerin hat sich zwar bis jetzt nicht angemeldet, Rios wird aber noch versuchen, seine Curling-Partnerin vom Abendlauf zu überzeugen. fri

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Der 2. Sutzer Abendlauf

Start-/Zielgelände mit Garderoben, Startnummernausgabe und Verpflegung beim Schulhaus Sutz-Lattrigen.

Zeitplan und Startzeiten von morgen Abend:17.30 Uhr Piccolos (Jahrgänge 2013 bis 2015/Die Strecke misst 200 m), 17.45 Uhr Minis (2010-2012/400 m), 18 Uhr Kids (2008-2009/800 m), 18.15 Uhr Junioren (2004-2007/1,5 km), 18.30 Uhr Siegerehrung Kids und Junioren (Piccolos und Minis ohne Zeitmessung), 19 Uhr 7-km-Strecke Lauf und Walking, 19.10 Uhr 3-km-Strecke Lauf und Walking, 20.30 Uhr Rangverkündigung für Disziplinen 7 km/3 km/Teamwertung/Spezialwertung Schnellste aus den Gemeinden Sutz-Lattrigen und Mörigen.

Nachmeldungen vor Ort bis eine halbe Stunde vor Starts möglich. fri