Sie sind hier

Abo

Wochenkommentar

Uhrencup:
 Es braucht Transparenz

Die Vorgänge rund um das traditionsreiche Fussball-Saisonvorbereitungsturnier Uhrencup muten reichlich seltsam an. Gewiss, dass sich die damalige Uhrencup & Event GmbH um den bekannten Fernsehmoderator Sascha Ruefer Ende 2013 zum Rückzug entschloss, mochte man ihr nicht verargen.

Tobias Graden, Teamleiter Kultur und Wirtschaft

Zu viel Geschirr hatten die Attacken der damaligen Führung des FC Grenchen zerschlagen. Doch tauchen angesichts der jüngsten Entwicklung in der Rückbetrachtung auch bereits für die Monate danach Fragen auf. Wie kommt es, dass die ST Competition & Consulting (STC) von Simon Laager und Thomas Grimm mehr als ein Jahr und damit auch die Auflösung der GmbH verstreichen liess, bis sie sich offenbar im Frühling 2015 für den Uhrencup interessierte? Damals war die Öffentlichkeit natürlich froh um die Wiederbelebung. Es wäre aber interessant, den genauen Zeitablauf zu kennen. Es würde womöglich bei der Beantwortung der Frage helfen, warum Ruefer im Sommer 2015 offiziell als Rechteinhaber bezeichnet wurde, obwohl er dies nicht war. Haben die Beteiligten wider besseres Wissen – also: absichtlich – so gehandelt, oder haben sie sich bloss zu wenig gut informiert? Es ist dies die grundlegende Fragestellung, nach der diverse Vorgänge um den Uhrencup zu untersuchen sind, im Anschluss daran ergibt sich die Frage nach dem jeweiligen Motiv.

Vieles in den Vorgängen ist unklar. Allem Anschein nach ist jedoch folgendes passiert: Sascha Ruefer hat 2015 mit der STC einen Vertrag abgeschlossen, in dem er dieser den Besitz der Marke Uhrencup oder das Recht an deren Nutzung einräumte. Dies, obwohl er gar nicht Rechtehalter war. Es scheint höchst unwahrscheinlich, dass er nicht gewusst hat, wer tatsächlich über die Marke verfügen konnte: Roger Rossier, Teilhaber und Liquidator der GmbH. Ob Ruefer Geld kassiert hat? Das weiss man nicht. Allerdings scheint es wahrscheinlich, darf man doch annehmen, dass Ruefer dies ansonsten dementieren würde. Damit stellen sich aber weitere Fragen. Was war das Motiv? Das Geld? Als Hauptanteilseigner hätte er ohnehin 90 Prozent der Summe kassiert, wenn das Verfahren korrekt abgelaufen wäre – also über die GmbH, mit Wissen und Zustimmung der Gesellschafter. Anzunehmen ist also, dass in dem Vertrag weitere Elemente enthalten sind, von denen bislang nicht die Rede war. Dabei könnte es beispielsweise um den Austragungsort gehen.

Fragen gefallen lassen müssen sich auch Laager und Grimm von der STC. Es ist fast nicht vorstellbar, dass sich der Marketingprofi und der Jurist nicht darum kümmerten, ob ihr Vertragspartner auch verkaufen durfte, was er offenbar verkaufte. Allerdings könnte es tatsächlich so sein – warum sonst müssten sie nun zuerst «rechtliche Abklärungen» durchführen, bevor sie kommunizieren? Schliesslich ist auch die Rolle der Stadt zu hinterfragen. Es ist nicht unüblich, dass die öffentliche Hand Abrechnungen jener Anlässe erhält, die sie unterstützt. Falls dies auch beim Uhrencup so war, hätte sie also bei einer genauen Überprüfung der Geldflüsse stutzig werden können.

Und so stellt sich die Frage, ob die Wahrheit überhaupt je ans Licht kommt. So, wie sich die Lage derzeit präsentiert, dürfte nämlich keiner der Beteiligten ein Interesse daran haben. Es ist also denkbar, dass hinter den Kulissen eine Einigung gefunden wird, die alle das Gesicht wahren lässt. Doch immerhin figuriert der
Uhrencup auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz. Er zieht abertausende Zuschauerinnen und Zuschauer an. Und nicht zuletzt fliessen auch Steuergelder, indirekt und direkt. Es ist also nichts als recht, wenn die Öffentlichkeit Transparenz einfordert. Die
Beteiligten haben nun die Chance, dieser Forderung nachzukommen. 



E-Mail: tgraden@bielertagblatt.ch