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2. Liga regional

Viel Regen, wenig Fluss, kein VAR

Der FC Besa Biel und der FC Aarberg trennen sich 2:2 unentschieden. Für Diskussionen sorgt Aarbergs später Ausgleichstreffer: Besa reklamiert, der Ball habe die Linie nicht überquert.

Besa und Aarberg ringen sich ein 2:2 ab. Im Bild von links: Fabian Blaser, Bujar Eljezi und Vincent Jenni. copyright: Anne-Camille Vaucher/Bieler Tagblatt
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Moritz Bill

Und dann sprechen plötzlich alle nur noch von dieser einen Szene (siehe auch Infobox). Von diesem umstrittenen Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit, der den Dauerregen als Gesprächsthema und Aufreger Nummer eins ablöst. War der Ball tatsächlich hinter der Torlinie? Man weiss es nicht. Einzig ein Video Assistant Referee (VAR) könnte dies für alle nachvollziehbar klären, würden ihm zur Beweisführung TV-Bilder zur Verfügung stehen. Tun sie in der Schweiz aber bekanntlich noch nicht – im Amateurfussball erst recht nicht.
Was sich auch ohne Videostudium festhalten liess: Der FC Besa Biel und der FC Aarberg teilten sich am Samstag bei diesem 2:2 nicht nur die Punkte, sondern auch die Halbzeiten. Den Gästen aus dem Zuckerstädtchen hatten die ersten 45 Minuten gehört, nach dem Seitenwechsel pachteten die Biel-Albaner den Grossteil der Spielanteile für sich. Ein gerechtes Unentschieden also? «Ja», meinte Aarbergs Trainer Marco Aebischer, «aber unter diesen Umständen auch ein Glückliches für uns.» Albertoz Murtaj zog sein «Jaaaaa» hingegen in die Länge. Natürlich tendierte er auf kein Tor, «und wir hätten den Sack schon früher zumachen müssen».
Möglichkeiten dazu hatten sich Besa geboten. Bakiu vergab kurz vor Ablauf der 90 Minuten die aussichtsreiche, Känel im Aarberg-Tor parierte. Jedoch hatte unmittelbar zuvor auf der Gegenseite Schleiffer eine Chance der Kategorie «die macht er sonst im Schlaf» ausgelassen. Auch er scheiterte am richtig reagierenden Torhüter.

Free Jazz anstatt Ensemble
In der ersten Halbzeit hatte der Aarberger Topskorer Besa-Goalie Hasanmetaj  beim 1:0 keine Abwehrchance gelassen (17.). Zuvor und danach brachten die Gäste die Besa-Abwehr mit Pässen in die Tiefe ebenso in Verlegenheit. Doch ein attraktiver Spielfluss entstand daraus nicht wirklich. Auch weil das Heimteam neben den defensiven Unsicherheiten kaum etwas in der Offensive zustande brachte. Es war vergleichbar mit einem Besuch eines Free-Jazz-Konzerts: Immer dann, wenn man den Rhythmus erkannt zu haben glaubte, brach dieser entweder wieder in sich zusammen oder jeder spielte in seinem eigenen Takt ein Solo.
Auch als Persichini aus dem berühmt-berüchtigten Nichts der Ausgleich gelang (29.), war das keine Initialzündung. Sein Schuss aus der Ferne war zwar sehenswert, Besserung war danach aber keine erkennbar. Nicht ganz unverständlich pfiff der Schiedsrichter die erste Halbzeit schon zehn Sekunden vor Ablauf der 45 Minuten ab: schlechtes Wetter, schlechtes Spiel – wer will da schon länger als nötig draussen ausharren.

Saison ist für beide Teams gelaufen
Wie erwähnt, bekam der wärmende Pausentee den Gastgebern besser. Die Bieler agierten nun wacher und aktiver. Aarberg baute hingegen ab. Einerseits übernahm Besa dank taktischen Anpassungen die Oberhand im Zentrum, andererseits verloren die Aarberger ihre Linie. Das rasche Umschalten von der Offensive in die Defensive funktionierte nicht mehr. Persichinis zweites Tor zum 2:1 (59.)  – ebenfalls mit einem Weitschuss erzielt – war die logische Folge. Aebischer bemerkte: «Wir machten uns das Leben mit vielen Fehlpässen selbst schwer.»
Auf der Gegenseite war nicht nur das umstrittene Ausgleichstor ärgerlich, sondern vor allem die Tatsache, dass es so spät fiel. Schon eine Woche zuvor hatte Besa in der Nachspielzeit gegen Azzurri ein Gegentor kassiert und die drei Punkte verspielt. «Die Einstellung der Spieler stimmt», meinte Murtaj, «aber es fehlt manchmal an Cleverness.» Das kostete Besa vier Punkte, mit denen es an der Tabellenspitze mitmischen würde. Aarberg hat sich mit dem ebenfalls zweiten Remis in Folge den vorzeitigen Ligaerhalt so gut wie gesichert. 

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Die Szene
93. Minute: Aarbergs Walther schiesst, Besas Torhüter Hasanmetaj ist zwar dran, kann den Ball aber nicht stoppen, der abgeprallt in Richtung Tor rollt, wo er von Verteidiger Eljezi wegspediert wird. Doch hat der Ball die Torlinie zuvor überquert? Ja, zeigt der in der Cornerecke positionierte Assistenzschiedsrichter ohne Zögern an. Nein, sagen der Goalie und der Verteidiger. Ansonsten hat es wohl niemand genau gesehen. Der Ort des Streitpunkts liegt auf der gegenüberliegenden Seite, von wo sich der Grossteil der Zuschauer aufhält. Ein schlüssiges Urteil ist aus dieser Position unmöglich. Das hält den einen oder anderen aber nicht davon ab, sich darüber zu enervieren, als wäre Besa mit einem offensichtlichen Wembley-Tor um den Sieg betrogen worden. bil