Sie sind hier

Abo

Regionalfussball

Vorfreude überstrahlt Sorgen

Nach der langen Coronapause werden im Breitenfussball die neuen Meisterschaften aufgenommen. Zwei Captains erzählen, wie sie mit dem Virus umgehen.

Endlich wieder Regionalfussball: In diesen Tagen bestreiten zahlreiche Klubs aus dem Seeland die ersten Ernstkämpfe seit fast zehn Monaten. Bild: Matthias Käser/a

Michael Lehmann

Eigentlich ist die Frage nach dem Gemütszustand ja eine überflüssige. Bei den Captains der Zweitligisten Lyss und Aarberg ist die Vorfreude riesig. «Endlich geht es wieder um Punkte», sagt Aarbergs Lorenz Känel. «Lange haben wir auf einen Ernstkampf warten müssen», sagt Lyss‘ Marco Fischer. Genau 286 Tage sind es heute her, seit die beiden ihre jeweils letzten Meisterschaftspartien bestritten haben. Morgen geht es für sie wie auch für viele andere Regionalfussball-Klubs wieder los.

Der Ursache für die lange Unterbrechung ist auch der Grund, warum bis auf weiteres alles etwas anders ablaufen wird. Statt seine Teamkollegen abzuklatschen, begrüsst man sich mit den Fäusten. Statt gemeinsam einzulaufen, stellen sich die beiden Teams direkt auf dem Spielfeld auf. Statt aus einer am Spielfeldrand liegenden Flasche zu trinken, suchen sich die Spieler ihren eigenen, persönlich markierten Behälter. Das sind nur einige der Weisungen, die der Schweizer Fussballverband veröffentlicht hat, um Ansteckungen mit dem Coronavirus möglichst zu verhindern (mehr in der Infobox).

An diese Punkte, da sind sich Fischer und Känel einig, halten sie sich gerne, um dafür wieder eine Meisterschaft austragen zu können. Gleichzeitig wissen die beiden: Einen Komplettschutz gibt es nicht.

So meldete am Mittwoch der FC Münsingen (Promotion League), dass sich die erste Mannschaft wegen mehrerer positiven Covid-Tests im Umfeld in Quarantäne befindet. Der Meisterschaftsstart wurde deswegen verschoben. Muss man damit rechnen, dass es nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu weiteren Ansteckungen und Pausen kommt?

Sowohl Känel als auch Fischer hatten gestern noch nicht von der Nachricht erfahren. Die Fälle könnten eine Folge von Auslandferien sein, mutmasst Känel. Vielleicht eine Ausnahme. «Aber ja, wir müssen uns darauf einstellen, dass es zu Verschiebungen kommen kann.» Verunsicherung oder gar Angst verspüren Känel und Fischer nicht; was sicher damit zusammenhänge, dass sie nicht zu der Risikogruppe zählten. Bisher hätten sich aber auch noch keine Teamkollegen besorgt geäussert. Klar lasse sich im Fussball Körperkontakt nicht vermeiden, sagt Känel. Das gelte aber auch für andere Alltagssituationen. «Es ist wie sonst auch: Wir halten uns an die Auflagen und hoffen auf das Beste.» Fischer ergänzt: «Das Virus ist wohl noch einige Zeit da. Wir müssen lernen, damit umzugehen.»

Während Aarberg mit einem Heimspiel gegen Breitenrain beginnt, muss Lyss gleich auswärts beim Aufstiegsfavoriten Besa antreten. Fischer freut sich nicht zuletzt auf das Aufeinandertreffen mit Mittelfeldregisseur Kastriot Sheholli, mit dem er gemeinsam im Nachwuchs des FC Biel gespielt hat. «Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns und sind in der Defensive stabiler geworden. Wir werden es Besa nicht leicht machen.» Auch Känel prophezeit: «Bei uns ist die Vorfreude auf den Fussball so gross, dass es kein Gegner einfach haben wird.»

*****************

Weisungen des SFV für den Breitenfussball

Der Schweizerische Fussballverband hat für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Breitenfussball ein Schutzkonzept erstellt. Die wichtigsten Weisungen:

Garderobe, Duschen

Garderoben dürfen benützt werden, jedoch nur von einem Team gleichzeitig, sodass alle Personen untereinander bekannt sind und keine Durchmischung verschiedener Gruppen stattfindet. Zur Minimierung des Ansteckungsrisikos soll, wenn immer möglich, das Abstandsgebot von 1,5 m eingehalten werden. Da dies in Garderoben vielfach unrealistisch ist, empfiehlt der SFV zudem, mögliche Alternativen zu prüfen; zum Beispiel Verzicht auf die Benutzung der Garderoben, An-/Abreise in Spiel-/Trainingskleidung oder Abhaltung von Teamsitzungen im Freien. Auch bei den Duschen gilt, sie möglichst gestaffelt zu benutzen und schnell wieder zu verlassen.

An- und Abreise zu Spielen/Trainings

Kollektive Transporte sind möglich, vorausgesetzt die Personen in einem Fahrzeug sind untereinander bekannt (Contact Tracing). Weil der Mindestabstand von 1,5 Metern in Cars oder Mini-Bussen nicht eingehalten werden kann, wird das Tragen einer Schutzmaske empfohlen. Gleiches gilt für Fahrgemeinschaften, wenn in einem Fahrzeug Personen aus verschiedenen Haushalten sitzen.

Publikum, Contact Tracing

Wenn das Abstandsgebot nicht dauerhaft eingehalten werden kann und keine Schutzmaskenpflicht besteht, muss der Veranstalter eines Spiels – also der jeweilige Heimklub – die Kontaktdaten (Name, Vorname, Telefonnummer) der anwesenden Personen erfassen. Weigert sich eine Person, ihre Daten anzugeben, kann sie von der Veranstaltung ausgeschlossen werden. Bei Gruppen, die untereinander bekannt sind (z.B. Familien), reicht die Erfassung der Daten einer Person.

Rund ums Spiel

Es wird empfohlen, die visuelle Kontrolle der Spieler durch den Schiedsrichter im Freien und nicht in der Garderobe durchzuführen. Auf den traditionellen Handshake vor und nach dem Spiel ist zu verzichten. Getränke sollen nur aus je individuellen, gekennzeichneten Behältern pro Spieler konsumiert werden. Auf die Bereitstellung des traditionellen Pausentees ist zu verzichten.

Coronafall im Klub oder Publikum

Bei einem Coronafall im Klub oder beim Verdacht einer Ansteckung auf der Sportanlage muss der Hausarzt oder der zuständige Kantonsarzt informiert werden. Dieser entscheidet anschliessend über das weitere Vorgehen. Die Verschiebung eines Spiels kann beantragt werden, wenn mindestens sechs Spieler eines Teams an der gleichen infektiösen Krankheit leiden.