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Fussball

Winterthur am Boden nach vermeidbarer Niederlage im Cup-Halbfinal

Es war alles angerichtet für den erstmaligen Einzug in den Cup-Final seit 1975. Am Ende reichte eine Unachtsamkeit in der Winterthurer Hintermannschaft, um den Traum platzen zu lassen.

(sda) Die Enttäuschung bei den Winterthurer Spielern nach der Partie war so gross, dass einige von ihnen gar nicht mitbekamen, was sich unmittelbar nach Schlusspfiff auf der Schützenwiese zugetragen hatte. Vermummte Gästeanhänger hatten den Platz gestürmt und schleuderten vereinzelt Fackeln in Richtung Winterthurer Fanblock auf der Gegentribüne. Einige Ultras der Heimmannschaft sahen sich dadurch provoziert und stürmten ebenfalls auf das Feld. Die Servette-Profis schafften es schliesslich, die eigenen Ultras zur Rückkehr in den Gästesektor zu bewegen und so Schlimmeres zu verhindern.

Es war ein unrühmlicher Abschluss eines Cup-Halbfinals, das weder durch technische Finessen noch durch viele Torraumszenen in die Annalen eingeht. Vielmehr lebte das Spiel von Taktik und Spannung. Unüblich für das technisch so beschlagene Team von René Weiler überliess Servette dem Gegner den Ball, lauerte seinerseits auf Konterchancen. "Sie haben uns diese Saison schon des öfteren mit Kontern erwischt. Nun wollten wir den Spiess umdrehen", legte Weiler nach dem Spiel seinen Matchplan offen, der aufgegangen war.

Dreimal trafen die beiden Mannschaften in der Meisterschaft in dieser Saison bereits aufeinander. Zwei Begegnungen endeten unentschieden, einmal siegte Winterthur. Nun gelang Servette auf der ausverkauften Schützenwiese das Husarenstück. Richtig wohl waren Weiler die Glückwünsche zum Einzug in den Final nicht, am Ende, so der gebürtige Winterthurer, zähle jedoch nur das Resultat.

"Mit der einzigen Chance des Spiels erzielt Servette das Siegtor": Ganz so karg, wie es der Stadionsprecher auf der Schützenwiese formulierte, war es um die Abschlüsse der Gäste nicht bestellt. Aber wirklich gefährlich wurden sie - nebst dem siegbringenden Abschluss von Cognat - einzig in der Viertelstunde vor der Pause. Doch weder Sturmspitze Takuma Nishimura, noch Bendeguz Bolla brachten den Ball im Tor von Marvin Keller unter. Immer wieder stand einem Torerfolg ein Winterthurer Bein oder das eigene Unvermögen im Weg.

Auf der anderen Seite blieb aber auch Winterthur unter seinen Möglichkeiten. "Wir haben ebenfalls nicht so viele Chancen kreiert, dass wir sagen können, der Sieg für Servette wäre völlig unverdient", resümierte Winterthurs Trainer Patrick Rahmen nach dem Spiel. Die ersten 20 Minuten seien sehr gut gewesen. In der Gewissheit, dass die Gäste auf Konter lauern, habe sein Team danach bewusst nicht mit viel Risiko nach vorne gespielt.

Der auffällige Sayfallah Ltaief zeigte sehr gute Ansätze im Dribbling, im Abschluss aber war auch er glücklos. Die wohl beste Chance im ganzen Spiel vergab Matteo Di Giusto bereits nach einer Viertelstunde, als er völlig unbedrängt im Sechzehner der Genfer an den Ball kam, jedoch Druck und Präzision in seinem Abschluss vermissen liess, sodass Jérémy Frick keine Mühe hatte, den Ball zu behändigen.

20 Minuten vor dem Ende sah auch der aufgerückte Innenverteidiger Remo Arnold seinen Kopfball nach Freistossflanke von Randy Schneider nur knapp am Tor vorbeifliegen. "Eine Riesenchance, die muss ich machen", sagte er nach dem Spiel und zog sogleich ein treffendes, wie bitteres Fazit aus Sicht der Winterthurer: "Die Differenz: Servette macht das Tor, wir nicht."

Während Servette am 2. Juni im Berner Wankdorf gegen Lugano den ersten Titel seit 2001 anstrebt, verpasste Winterthur eine historische Chance. Im Wankdorf hätte das Team von Patrick Rahmen nicht nur die erste Cup-Trophäe in der Klubgeschichte holen können, sondern auch den ersten Titel seit mehr als 100 Jahren: 1917 wurde Winterthur zum dritten und bislang letzten Mal Schweizer Meister.