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Fussball

Xamax will Meister YB ein Bein stellen

Die Young Boys steuern dem nächsten Meistertitel entgegen. Ersatzgoalie Marco Wölfli mahnt davor, nicht nachlässig zu werden. Denn Pietro Di Nardo und Xamax streben heute eine Überraschung an.

Voller Einsatz: Der Xamax-Bieler Pietro Di Nardo (unten) im Zweikampf mit dem im heutigen Spiel verletzt fehlenden YB-Shootingstar Kevin Mbabu./Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Schon vor der heutigen Wiederaufnahme der Meisterschaft zweifelt niemand daran, dass YB seinen Titel erfolgreich verteidigen wird. Deshalb interessiert vor allem die Frage, wann es soweit ist, und ob der Rekord des FC Basel fällt, der 2012 und 2017 bereits sechs Runden vor Saisonschluss feiern durfte.

«Für die Medien ist diese Frage weitaus interessanter als für uns», widerspricht Marco Wölfli. «Jedenfalls ist sie in der Kabine kein Thema. Wir sind ruhig und fokussiert und dürfen nicht den Fehler machen, jetzt nachzulassen.» Denn die Konkurrenz warte nur darauf. So will heute Pietro Di Nardo mit Xamax im Stade de Suisse als Spielverderber auftreten. «Klar wird es für uns schwierig», ist sich der Bieler bewusst. «Wir haben aber gegen die besten Teams der Liga auch schon bewiesen, dass für uns etwas drinliegt.» Di Nardo meint die Partien gegen Basel und den FC Zürich, die von den Neuenburgern mit Unentschieden in Schach gehalten werden konnten.

Auch gegen YB sah es im ersten Spiel für Xamax lange Zeit gut aus (siehe Infobox). «Es darf nicht sein, dass man zwei Tore schiesst, und am Ende dennoch mit leeren Händen dasteht», spricht Di Nardo ein Hauptroblem seiner Mannschaft an, das sich wie ein roter Faden durch die Vorrunde gezogen hat. Die Meisterschaftspause und das Trainingslager in Spanien hätten gut getan. «Wir sind als Mannschaft weiter zusammengewachsen», sagt Di Nardo. Als Einheit müsse man die zweite Saisonhälfte in Angriff nehmen, kompakt stehen und dem Gegner nicht mit Fehlern die Aufgabe erleichtern. «Lieber mit einer kämpferischen Leistung ein 0:0 halten, als auf der Suche nach Toren die Abwehr zu entblössen.» Man sei im Abstiegskampf auf jeden Punkt angewiesen.

Gesunder Konkurrenzkampf

Komfortabel ist dagegen die Ausgangslage für die Young Boys, dank ihrer überragenden Vorrunde. «Wir sind glücklich, hat es so gut geklappt», sagt Wölfli. «Denn nach dem Meistertitel wusste niemand so recht, wie die Mannschaft in der folgenden Saison reagieren würde.» Trotz des grössten Erfolges seit 1986 war der Siegeshunger noch lange nicht gestillt. Meisterheld Wölfli nahm nach der Rückkehr von David von Ballmoos wieder seine alte Position als Nummer 2 ein. Obwohl er natürlich möglichst viele Einsätze haben möchte, akzeptiere er den Entscheid des Trainers. «Schliesslich bin ich mit 36 Jahren auch nicht mehr der Jüngste», sagt der Grenchner, dem es bei YB nach wie vor sehr gut gefällt. «Für mich ist es eine interessante Rolle, ‹Dave› und die Jungen zu unterstützen. Wir haben einen gesunden Konkurrenzkampf.»

Wölfli kam in der Vorrunde zu insgesamt sieben Einsätzen, je zwei in der Meisterschaft und in der Champions League sowie drei im Schweizer Cup. Der Knüller war für Bern und Wölfli im Dezember das Heimspiel gegen Juventus Turin gewesen. «Ich bin froh, hat mir Ronaldo kein Tor gemacht», meint der Schlussmann mit einem Lächeln. Einzig der eingewechselte Dybala vermochte ihn zu bezwingen, worauf YB die 2:1-Führung noch über die Zeit rettete und sich erhobenen Hauptes aus dem Europacup verabschiedete. «Das war für mich persönlich das grosse Highlight», so Wölfli, der in der Blüte seines Torhüterkarriere die wunderbarsten Siege feiert.

Lob für den anderen

Di Nardo würdigt die Leistungen des langjährigen YB-Goalies, der heute wieder von Ballmoos Platz machen muss. «Ich ziehe den Hut vor ihm und gönne es ihm, dass er als Meisterheld in die Klubgeschichte eingegangen ist», sagt der 29-jährige Seeländer, der einst als junges YB-Talent in der ersten Mannschaft mittrainiert und Wölfli kennengelernt hatte. «Er bleibt trotz seiner Reservistenrolle weiterhin ein sehr wichtiger Spieler und gehört in meinen Augen zu den besten Goalies der Liga.» Wölfli sagt über Di Nardo: «Er ist ein aggressiver Spieler, der im Zweikampf voll einsteigen kann und einer dieser Xamaxien, die uns das Leben schwer machen wollen.»

Eine Überraschung ausgenommen, werden sich der Grenchner und der Bieler heute auf dem Platz nicht gegenüberstehen. Unabhängig davon wollen beide in ihrer jeweiligen Rolle alles für einen erfolgreichen Start tun. In diesem Duell zwischen dem souveränen Tabellenführer YB und Schlusslicht Xamax, das trotz unterschiedlicher Ausgangslage viel Spannung verspricht.

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Duelle in dieser Saison

25. August 2018: YB - Xamax    5:2
Tore: 10. Sejmenovic 0:1. 16. Assalé 1:1. 44. Ngamaleu 2:1. 58. Sejmenovic 2:2. 70. Aebischer 3:2. 81. Nsame (Foulpenalty) 4:2. 91. Oss (Eigentor) 5:2. – Di Nardo und Wölfli auf der Ersatzbank.

16. Dezember 2018: Xamax - YB    1:4
Tore: 7. Hoarau 0:1. 28. Fassnacht 0:2. 59. Hoarau 0:3. 75. Assalé 0:4. 80. Ademi 1:4. – Wölfli Ersatz, Di Nardo in der Startformation und nach 67 Minuten durch Corbaz ersetzt.   fri