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Tennis

Zwei Heimvorteile in Biel

Zum zweiten Mal findet nächste Woche eine Davis-Cup-Partie in Biel statt. Für die Vorbereitungen kann Swiss Tennis von Erfahrungen profitieren, Herausforderungen stellen sich gleichwohl.

Vor einem Jahr weilten pro Tag rund 1000 Zuschauer in der Swiss Tennis Arena. Damals bewahrte sich die Schweiz mit einem 3:2-Sieg gegen Weissrussland vor dem Abstieg.  copyright: keystone

Moritz Bill

Die Davis-Cup-Partie zwischen der Schweiz und Schweden in Biel wird nächste Woche nicht nur ein sportliches Heimspiel. Auch aus organisatorischer Sicht kann Swiss Tennis den Heimvorteil nutzen. Für den in Biel beheimateten nationalen Tennis-Fachverband ist dabei vor allem die Swiss Tennis Arena von grossem Nutzen. Diese wurde auch darum gebaut, um bei Davis-Cup-Heimspielen teure Infrastrukturkosten einzusparen. Projektleiter Jonas Maag sagt: «In Biel ist die Tennis-Infrastruktur bereits vorhanden. Das ist natürlich ein Vorteil. Als wir zum Beispiel in der Palexpo in Genf Partien organisierten, standen wir dort vor grösseren Herausforderungen.»

Dennoch, viel zu tun haben Maag und sein Team allemal. Die Anlage rund um die Roger-Federer-Allee 1 muss auf den bevorstehenden Event getrimmt werden. Es gilt, eine Temporär-Infrastruktur zu stellen. Die Tribüne der vor eineinhalb Jahren eröffneten Arena bietet zwar Platz für 2600 Zuschauer, doch das Drumherum ist nicht für einen solchen Personenaufmarsch konzipiert. Beispielsweise bedarf es an zusätzlichen Toiletten-Anlagen.

 

Grosser Bedarf an Räumlichkeiten
Auch der Court und die Räumlichkeiten müssen in das Davis-Cup-Kleid gesteckt werden. Die Installation der Banden am Spielfeldrand und andere Sponsoren-Auftritte in der Halle sind das eine, der grosse Platzbedarf das andere. Es braucht unzählige Räume: für die Verpflegung, Team-Lounges, ein Medienzentrum, einen Anti-Doping-Raum, etc. Dabei müssen auch immer die Vorschriften des internationalen Tennisverbands (ITF) berücksichtigt werden. Zum Beispiel benötigt der ranghöchste Referee ein eigenes, abgeschirmtes Büro, in dem er vertrauliche Gespräche führen kann.

In Anbetracht der vielen Auflagen profitiert Maag von seiner Erfahrung. 2012 war er mit der Schweizer Delegation an eine Auswärtspartie mitgereist, 2013 half er erstmals mit, ein Davis-Cup-Heimspiel zu organisieren. Seither war er bei jeder Davis- und Fed-Cup-Begegnung in der Schweiz mit dabei. So auch vor einem Jahr bei der Premiere in Biel. «Natürlich», sagt Maag, «kann man auf Erfahrungswerte zählen und wird dadurch effizienter. Trotzdem ergeben sich jedes Mal neue Herausforderungen. Aber das bewegt sich alles in einem vernünftigen Rahmen.»

Auch bezüglich der Helfer-Rekrutierung kann Swiss Tennis auf Erfahrung zurückgreifen. Wie schon vergangenes Jahr beim WTA-Turnier und bei der Davis-Cup-Partie ist wiederum eine Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Biel-Seeland aufgegleist worden. Genügend freiwillige Helfer zu finden, sei dieses Mal zwar «fordernder» als auch schon gewesen, so Maag. Dennoch konnten die rund 30 bis 35 täglich benötigten Volunteers gefunden werden. Daneben stehen auch VIP-Hostessen, Linienrichter, Ballmädchen und -jungen und Chauffeure für den Fahrservice im Einsatz. Zusammen mit dem Staff von Swiss Tennis ergibt sich ein Team von rund 100 Personen, das nächste Woche zum Rechten schaut.

 

Wie Kristallkugel-Lesen
Vieles lässt sich planen, eine Komponente bleibt jedoch bis zuletzt ungewiss. Das Abschätzen des Zuschaueraufmarschs vergleicht Maag mit Kristallkugeln-Lesen. Zwar dient hierfür der Vorverkauf als Indikator (siehe Zweittext), doch sollten plötzlich unerwartet Stan Wawrinka oder gar Roger Federer ihre Teilnahme ankündigen, würde dies zu organisatorischen Schwierigkeiten führen. «Die Infrastruktur ist zwar auf mögliche Anpassungen ausgelegt, aber das hat seine Grenzen. Irgendwo müssten wir dann Kompromisse eingehen.» Eine Herausforderung, die man bei Swiss Tennis im Zuge eines unerwarteten Auftritts eines Aushängeschilds selbstverständlich gerne auf sich nehmen würde.

 

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Das Hoffen auf Wawrinka und Kurzentschlossene

In der Playoff-Begegnung in Biel zwischen der Schweiz und Schweden (14. bis 16. September) geht es um den Verbleib in der Weltgruppe. Nach der Erstrunden-Niederlage gegen Kasachstan Anfang Februar kämpft das Schweizer Davis-Cup-Team zum vierten Mal in Folge gegen die Relegation. Letztes Jahr schaffte die vom mittlerweile zurückgetretenen Marco Chiudinelli angeführte Equipe in der Swiss Tennis Arena den Ligaerhalt mit einem 3:2-Sieg über Weissrussland.

Die Team-Nomination wird Severin Lüthi heute bekannt geben. Der Captain befindet sich derzeit in New York am USOpen und dürfte bei dieser Gelegenheit mit Stan Wawrinka über eine allfällige Teilnahme gesprochen haben. Der Waadtländer liess nach dem Ausscheiden in New York offen, ob er in Biel antreten werde, tendierte aber eher auf eine Absage.

Bis jetzt hält sich das Zuschauerinteresse in Grenzen. Zwar sind rund die Hälfte der Tickets pro Spieltag vergeben, doch befinden sich darunter auch Kontingente für Sponsoren und Verbände. «Aus Erfahrung entscheiden sich viele Leute kurzfristig über einen Besuch. Wir sind jedenfalls zuversichtlich», sagt Sandra Pérez, Kommunikationschefin von Swiss Tennis. In den verbleibenden Tagen soll die Werbetrommel nochmals kräftig gerührt werden. Gegenüber der letztjährigen Partie sind die Ticketpreise nach unten angepasst worden. Die «Päckli»-Angebote für Interclub-Teams oder Familientickets sind zusätzliche Massnahmen, um mehr Publikum in die Arena zu locken als letztes Jahr. Gegen Weissrussland feuerten pro Tag rund 1000 Leute die Schweiz zum Ligaerhalt an. bil