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Rollhockey

Zweite Saison ohne Meisterparty

Die Meisterschaft bei den Aktiven wird nicht mehr aufgenommen und erneut annulliert. In Diessbach zeigt man Verständnis für den Verbandsentscheid und plant bereits die nächste Saison.

Der RHC Diessbach (vorne Rui Ribeiro, hinten Carlos Silva) muss auch diese Saison vorzeitig abhaken./Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Lange hatte man noch auf eine Wiederaufnahme des Trainings- und Meisterschaftsbetriebs gehofft. Speziell beim RHC Diessbach, der in der höchsten Spielklasse sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen an der Tabellenspitze lag und zu den Titelaspiranten gehörte. Letztlich war das Warten auf so etwas wie sportliche Normalität, sofern man in Coronazeiten überhaupt davon sprechen kann, vergebens. Gestern fällte das Zentralkomitee des Schweizer Rollhockeyverbands den schwierigen Entscheid, bei den Aktiven die Meisterschaft vorzeitig zu annullieren.

Um wie geplant am 7. April den mittlerweile schon seit fünf Monaten unterbrochenen Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können, wären von Seiten der Landesregierung entsprechende Lockerungen nötig gewesen, die eigentlich ursprünglich auch angedacht waren. Nach dem Anstieg der Fallzahlen verkündete der Bundesrat am letzten Freitag in seiner Medienkonferenz, man werde erst am 14. April eine Neubeurteilung vornehmen. Die Aufschiebung des Entscheides hat den Verband in eine Zwickmühle gebracht. «Wir hätten Perspektiven benötigt und sind stattdessen weiterhin im Zweifel gelassen worden, was mögliche Öffnungsschritte betrifft», sagt Simon von Allmen, der beim Verband die Geschäftsstelle betreut und zudem für die Schweizer Nationalteams verantwortlich ist.

Erschwerte Reisebedingungen

Man könne nicht wissen, was ab dem 14. April im Amateursportbereich wieder erlaubt sei und was weiterhin verboten bleibe. Aufgrund der immer noch besorgniserregenden Situation rund um die globale Coronapandemie habe nicht davon ausgegangen werden können, dass es in den Erwachsenen-Ligen bald wieder weitergegangen wäre. Dass in der Schweizer Nationalliga A auch Mannschaften aus dem angrenzenden Deutschland und Österreich mitspielten, kompliziere das Ganze wegen der erschwerten Reisebedingungen zusätzlich. Am Ende habe man keine andere Wahl gehabt, zumal nicht mehr allzu lange gewartet werden durfte. Schon jetzt hätte die Meisterschaft nur mit dem angepassten Modus ohne Playoffs und ohne Cup-Wettbewerb terminlich bis Juni zu Ende geführt werden können.

«Die Meisterschaft noch weiter zu verkürzen, wäre nicht mehr vertretbar gewesen», sagt auch Reto Wyss. Der Sportchef des RHC Diessbach zeigt Verständnis für den Entscheid, wenngleich das Bedauern über die zweite annullierte Saison in Folge gross sei. Somit werden wie letzte Saison in der NLA, NLB, 1. Liga und bei den Frauen weder Meistertitel verteilt, noch Teams auf- oder absteigen. «Was uns vor allem fehlt, ist das gemeinsame Mannschaftserlebnis», so Wyss. Weil wegen der Personenbeschränkung zum Beispiel auch keine Grillabende in grösserem Rahmen möglich seien, fielen Vereinsanlässe als Alternative gänzlich weg. Die Spieler treffen sich weiterhin in Kleingruppen zum Training und unternehmen gemeinsam etwas in ihrer Freizeit.

Das reguläre Rollhockeytraining bleibt schweizweit den U20-Jährigen vorenthalten, eine Altersklasse, in der Diessbach keine Mannschaft stellt. Am vergangenen Wochenende wurde endlich die U20-Meisterschaft wieder aufgenommen. Klubs ohne gemeldete U20-Mannschaft sollen ihre U20-Talente in Spielgemeinschaften integrieren, die ausser Konkurrenz in der entsprechenden Meisterschaft mitmachen können. Auch die Jüngeren dürften eigentlich spielen. Weil aber bei ihnen die Meisterschaftsrunden in Turnierform ausgetragen werden und sich alle Mannschaften dazu an einem Spielort treffen müssen, gibt es aus logistischer Sicht bezüglich Corona-Schutzkonzepte kaum zu überwindende Hürden. Das Zentralkomitee hat jedenfalls entschieden, dass auf Stufe U17 und jünger nur noch Freundschaftsspiele auszutragen sind und animiert die Vereine dazu, den Kindern diese Möglichkeit auch zu bieten.

Die Nationalteams dürfen arbeiten

Die besten Schweizer U19- und U17-Junioren, darunter diverse Diessbacher, durften immerhin schon mal mit ihren Nationalteams trainieren. In Thun und Wimmis erfolgte am Wochenende der Auftakt zu den Vorbereitungen auf die Europameisterschaften, welche im Herbst für die U19 in Italien und die U17 in Portugal angesetzt sind.

Auf der Suche nach einem Goalie

Auf die nächste NLA-Saison fokussiert sich derweil Wyss beim RHC Diessbach. Die Planung sei zwar nicht ganz einfach, wenn man sich nicht treffen könne. Trotz Lockdowns ist der Sportchef überzeugt davon, dass niemandem die Freude am Rollhockey vergeht, denn der Zusammenhalt im Klub sei gross. «Ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft für nächste Saison zusammenbleibt», sagt Wyss, der bei der Planung für das NLA-Team nur noch die eine Baustelle hat. Das verletzungsbedingte Out von Josua Klöti habe aufgezeigt, dass die Diessbacher mit nur drei Goalies für zwei Männerteams zu knapp besetzt seien. Sofern Corona es endlich zulässt, wird die erste Mannschaft viel zu tun haben, denn nebst den heimischen Wettbewerben wartet auf den RHCD auch eine Europacup-Kampagne.