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Sportler des Jahres

Zwiespältige Erinnerungen an London

Drei Seeländer waren vor einem Jahr an den Olympischen Spielen vertreten. Zumindest Claudio Capelli erreichte dank London Platz zwei bei der Wahl zum Sportler des Jahres. Und seither ging es für ihn aufwärts.

Nicole Büchler hat an der Leichtathletik-WM ihr Ziel - eine Finalteilnahme - verpasst.

mob. «Die Olympischen Spiele 2012?», fragt Nicole Büchler. «Ui, die sind für mich schon weit weg.» Das hat natürlich auch einen Grund, denn der Stabhochspringerin ist es in  London nicht rund gelaufen, sie scheiterte in der Qualifikation.
Trotzdem war das letzte Jahr wegweisend für die gebürtige Magglingerin. Denn sportlich blieb bei ihr fast kein Stein auf dem anderen.

Vor den Olympischen Spielen stellte sie sowohl in der Halle (4,55 m) als auch Freiluft (4,60 m) einen neuen Rekord auf. Sie ordnete alles London unter und trainierte entsprechend viel. «Nach den Olympischen Spielen hatte ich das Gefühl, dass ich mental und körperlich ausgebrannt war», sagt Büchler. Hinzu kam, dass sie Ende 2012 den Trainer gewechselt hat. Mit ihrem neuen Chef, Herbert Czingon, ist Büchler zufrieden, auch weil er ihr Zeit gelassen hat.
Denn die Hallen-Saison 2013 fiel für sie wegen einer Schulter-Operation ins Wasser. Doch dieser Zwangspause gewinnt Büchler vorab Gutes ab, «ich brauchte einfach einmal einen Unterbruch, danach verspürte ich wieder Lust auf einen Wettkampf ».


Wenige Wochen vor der Leichtathletik-WM stellte sie dann in Luzern einen neuen Rekord (4,61 m) auf. Trotzdem  hat sie in Moskau den Final verpasst. «Das ist sehr schade, aber ich wüsste nicht, was ich hätte besser machen können», sagt sie. Das Problem:Wenige Tage vor der WM legte ein Virus Büchler flach. Sie hatte keine Kraft mehr und verlor auch an Gewicht. «Am Wettkampf-Tag selber war ich zwar wieder fit, aber weil ich leichter war, habe ich einen weicheren Stab genommen, beim letzten Sprung über 4,55 Meter hat sich gezeigt, dass er zu weich war.» Nun will Büchler die Saison bei Weltklasse Zürich gut abschliessen. «Eine Bestleitung wäre schön, aber ich setze mich nicht unnötig unter Druck», sagt sie.


Während Büchler London 2012 bereits verdrängt hat, sind die Olympischen Spiele bei Claudio Capelli noch allgegenwärtig. Er hat mit seinem 17. Platz im Mehrkampf-Finale auch für ein Erfolgserlebnis der Schweizer Delegation gesorgt. «Ich denke sehr gerne zurück», sagt Capelli. Eine Weile nach London habe er sich das Video von seinem Olympia-Auftritt gar regelmässig angeschaut. Für sein Selbstvertrauen sei die Leistung in London sehr wichtig gewesen, sagt der in Lätti aufgewachsene Kunstturner. «Denn ich habe dort bewiesen, dass ich wirklich einen guten Wettkampf zeigen kann.» Nach London ging es für ihn fast nur bergauf. So holte er an den Schweizer Meisterschaften fünf Goldmedaillen, am Swiss Cup den zweiten Platz und an der Europameisterschaft verpasste er mit Rang neun ein Diplom äusserst knapp. Den grössten Erfolg aber feierte Capelli im Juni in Biel, wo er seinen Titel als Turnfestsieger verteidigen konnte. «Das hat für mich einen sehr grossen Stellenwert», sagt er.
Für ihn steht mit der WM Ende September nun die nächste Herausforderung an. Capelli wird dabei aber voraussichtlich nur am Boden und am Barren antreten. Zuletzt musste er sein Trainingspensum allerdings wegen einer Entzündung an der Achillesehne reduzieren.

Bei François Affolter, den dritten Seeländer Teilnehmer an den Olympischen Spielen 2012, hat London vorab negative Spuren hinterlassen.Der Nidauer hat sich mit seiner Teilnahme am olympischen Fussballturnier den Zorn seines damaligen Chefs Thomas Schaaf auf sich gezogen. Denn deswegen verpasste Affolter den grössten Teil der Vorbereitung mit Werder Bremen. Nach seiner Rückkehr spielt der Nidauer für Schaaf keine tragende Rolle mehr, so kehrte er im Winter zu YB zurück. Doch auch in Bern klebte ihm das Pech weiter an den Füssen: Zu Beginn der Rückrunde verletzte sich Affolter. In der laufenden Meisterschaft hat er nun noch kein Spiel bestritten.


Entsprechend kann er den derzeitigen YB-Höhenflug nur von aussen beobachten. Immerhin:Im Cup gegen Veyrier durfte der Nidauer letztes Wochenende wieder einmal spielen, dabei hat er gar ein Tor erzielt.