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Eishockey

Ausgeträumter Traum wird doch noch wahr

Dass er an Olympischen Spielen teilnehmen würde, hatte Toni Rajala nicht mehr für möglich gehalten. Nun gewann der Finne in Diensten des EHC Biel sogar die Goldmedaille. Gefeiert hat er aber weniger ausgiebig als nach dem WM-Titel.

Gold in Biel: Toni Rajala präsentiert seine Olympiamedaille. copyright: Matthias Käser/BT
Moritz Bill
 
Dass es die finnischen Eishockeyspieler verstehen, einen Grosserfolg gebührend zu zelebrieren, weiss man spätestens seit dem überraschenden Weltmeistertitel 2019. Rund eine Woche waren Toni Rajala und seine Teamkollegen damals umgeben von abertausenden Fans feuchtfröhlich durchs Land gezogen. Das lag nach dem Olympiasieg vom letzten Sonntag nicht drin – die Nationalspieler haben mit ihren Klubs schliesslich noch eine Meisterschaft zu beenden. Ein paar Tage Feierlichkeiten standen dennoch an. Und diese begannen bereits auf dem Rückflug, wo bald einmal das Bier an Bord ausging.
 
Am eindrücklichsten sei der Empfang in Helsinki gewesen, erzählt Rajala. Rund 18 000 Leute kamen trotz Schneesturm und Minustemperaturen ins Olympiastadion, um die beiden Eishockey-Teams zu feiern; die Frauen hatten Bronze gewonnen. Etwas gemütlicher waren das Festessen und vor allem der anschliessende Saunabesuch, was in Finnland einfach dazugehört. 
 
Am Mittwoch ist Rajala ins Seeland zurückgekehrt, im Gepäck: eine Goldmedaille und einen Jetlag. Gestern hinterliess der EHCB-Topskorer nach dem ersten Training einen leicht erschöpften Eindruck, doch kaum posierte er mit der Medaille für die Fotokamera, begannen seine Augen voller Energie zu strahlen. «Als Kind hatte ich zwar davon geträumt, einmal an den Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen. Aber in den letzten Jahren hätte ich das nicht mehr für möglich gehalten», sagt Rajala. Denn normalerweise reisen für das Olympiaturnier die NHL-Stars an, in dieser Selektion wäre sein Name nicht aufgetaucht. Auch als der Verzicht der nordamerikanischen NHL bekannt worden war, zweifelte der Goalgetter, ob er berücksichtigt werden würde: «Auch in Europa sind viele, viele gute finnische Spieler engagiert.» Die Zweifel waren berechtigt. Rajala schaffte es bloss knapp ins Team. Das Trainerteam machte ihm sogleich klar, dass er als Ergänzungsspieler vorgesehen sei und je nachdem mit der Tribüne vorliebnehmen müsse. 
 
Rolle war von Anfang an definiert
Diese Offenheit habe es ihm leichter gemacht zu akzeptieren, dass er bloss in einem einzigen Match zum Einsatz kam. «Es kommt natürlich vor, dass man als Überzähliger sauer oder traurig ist. Aber ich war darauf vorbereitet.» Schlimmer wäre gewesen, wenn er gar nie gespielt hätte, stellt Rajala klar. Missen möchte er die Reise nach Peking jedenfalls nicht. «Wahrscheinlich würde sich der Olympiasieg schon noch ein bisschen anders anfühlen, wenn ich mehr hätte dazu beitragen können. Trotzdem sehe ich mich als Teil des Teams und bin stolz auf diese Medaille.» 
 
Obschon Rajala von Anfang an als Reservespieler vorgesehen war, trug wohl auch noch etwas anderes dazu bei, dass er nicht über diese Rolle hinaus kam. Was? Natürlich Corona. Der Biel-Stürmer reiste nicht mit dem Team nach Peking, sondern traf erst mit einer Woche Verspätung im olympischen Dorf ein. Er musste sich in Finnland in Isolation begeben. Der Grund: Die Verantwortlichen des Nationalteams liessen grosse Vorsicht walten, nachdem Biel-Goalie Joren van Pottelberghe unmittelbar vor der Olympiapause positiv auf Covid getestet worden war. Zudem lieferte danach auch ein Test von Teamkollege Jere Sallinen, der als Reservist für die finnische «Taxi Squad» vorgesehen war, ein positives Resultat. So verbrachte Rajala eine Woche mit täglichen PCR-Tests. Da alle negativ ausfielen, durfte er schliesslich doch noch nachreisen. «Ob ich mehr gespielt hätte, wenn ich die Vorbereitung mit dem Team in Peking hätte absolvieren können, werden wir nie wissen. Aber geholfen hat dieser Zwischenfall sicher nicht.» 
 
Jetzt hat er weitere Titel im Visier
Rajalas Ausbeute an internationalen Turnieren lässt sich sehen. Zweimal gehörte er im Erwachsenenalter an einem grossen Turnier zum Team, zweimal holte er den Titel. Für die Aufnahme in den renommierten «Triple Gold Club» fehlt ihm nun «nur» noch der Stanley-Cup. Ob dieser Bemerkung muss der Finne lachen, sagt dann aber ernst: «Der Titel in der Schweiz wäre also auch ganz gut.»
 
Ferner möchte der 30-Jährige im Mai unbedingt zum zweiten Mal an einer WM spielen. Das Turnier findet nicht nur in Finnland, sondern neben Helsinki auch in seiner Heimatstadt Tampere statt. «Das ist nach der Saison mit Biel mein grosses Ziel.» Sollte dies klappen, und sich Finnland erneut zum Weltmeister krönen, dürfte die Party sogar länger als eine Woche andauern. 
 
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Er spricht nicht gerne über sich selbst

Miks Indrasis gibt heute sein Debüt für den EHC Biel. Der neu verpflichtete Lette hinterlässt einen aufgeweckten Eindruck, doch er hat nicht auf alle Fragen eine Antwort. 
 
Miks Indrasis fällt auf. Und das nicht bloss, weil er «der Neue» beim EHC Biel ist. Mit seinen 1,90 Meter überragt er den Grossteil des Teams. Sportchef Martin Steinegger hat ihn ja auch unter anderem wegen seiner «Wasserverdrängung» nach Biel gelotst. 
 
Dass er sich nun für den Rest der Saison dem EHCB angeschlossen hat, habe sich halt so ergeben, sagt der lettische Nationalstürmer. Sein letztes KHL-Team Admiral Vladivostok verpasste die Playoffs, Ausverkauf war angesagt. «Ich hätte lange keine Matches mehr spielen können, so schaute sich mein Agent um. Dann kam das Angebot aus Biel, das ich sofort wahrnahm.»
 
Indrasis spielte bis jetzt einzig in der KHL, umso mehr reizte ihn die Luftveränderung. Er habe immer viel Gutes über die Schweiz von anderen lettischen Spielern, die hier engagiert sind, berichtet bekommen. Zudem nahm er mit seinem Stammklub Dinamo Riga zweimal am Spengler Cup teil. 
 
Werbung in eigener Sache
Für kommende Saison hat der 31-Jährige noch keinen Vertrag. Umso mehr will er die Plattform für Eigenwerbung nutzen. Ein Verbleib in der Schweiz oder eine Rückkehr in die KHL? Je nachdem, was sich ergebe, antwortet Indrasis. Der Center, der auch auf dem Flügel eingesetzt werden kann, wird sich mit Taten auf dem Eis verkaufen müssen. Denn mit Worten kann er sich nicht wirklich anpreisen. Nach seinen Stärken gefragt, zögert der Hüne erst und sagt dann: «Sorry, ich spreche nicht gerne über mich selbst.»
Ansonsten ist er aber nicht wortkarg, zudem lacht er im Gespräch oft. Das ist auch während des Trainings zu beobachten. Obwohl sich der Neuling erst am Montag der Mannschaft angeschlossen hat, scheint er bereits gut integriert. «Ja, der Klub, die Trainer und die Mitspieler machen es mir leicht, mich hier zurechtzufinden.» 
 
Parat für den Konkurrenzkampf
Im heutigen Heimspiel gegen den HC Ajoie wird Indrasis voraussichtlich sein Debüt im Trikot des EHC Biel geben. Die Bieler dürfen diese Saison bekanntlich fünf Ausländer einsetzen. Das wird zu einem internen Konkurrenzkampf führen, wenn denn alle sechs Ausländer einsatzfähig sind (Lauri Korpikoski ist derzeit krank gemeldet). Indrasis kennt dies bereits. Während einer Saison bei Dynamo Moskau waren ebenfalls mehr Importspieler, als pro Spiel erlaubt sind, unter Vertrag gestanden. «Aber du musst so oder so immer um deinen Platz im Team kämpfen», weiss der routinierte Lette. 
 
Gestern im Training führte Indrasis die Linie mit Jere Sallinen und Fabio Hofer. Mehrmals bewies er eine gute Übersicht, wusste seine Kollegen gut einzusetzen. Zudem überzeugte er mit einer starken Scheibenkontrolle im Spielaufbau. Er fiel also nicht nur wegen seiner Körpergrösse auf. bil
 
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Achtung, fertig, Endspurt

Neun Spiele in 17 Tagen: Das Restprogramm des EHC Biel ist intensiv. Ein zehnter Match wird aller Voraussicht nach nicht dazukommen. Das wegen Corona verschobene Spiel gegen Gottéron wird kaum nachgeholt werden können, wie «Watson» berichtet. Spielplanchef Willi Vögtlin sagt: «Termine könnten wir finden. Aber es gibt keine Kapazitäten für die TV-Produktion.» Drei weitere Partien sind davon betroffen, weshalb die Tabelle wie letztes Jahr nach Punkten pro Spiel erstellt wird.
 
Zum Auftakt nach der Olympiapause trifft der EHC Biel heute daheim auf das abgeschlagene Schlusslicht HC Ajoie. Wenn nicht alles schief läuft, werden sich die Bieler bald die Playoff-Teilnahme sichern; möglich ist auch noch das Heimrecht. 
 
Sicher fehlen werden heute Fey, der seit dieser Woche wieder mittrainieren kann, und Kohler (mindestens bis Anfang März out). Ob Rathgeb (im gestrigen Training geschont) heute wieder mittun kann, wird kurzfristig entschieden. 13. Stürmer wird jemand des Trios Tanner, Schläpfer, Karaffa. Überzähliger Ausländer ist Korpikoski, wobei der Finne diese Woche krank fehlte.   bil
 

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