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Eishockey

Die Wichtigkeit der Kleinigkeiten

Der HC Davos hat sein Heimspiel gegen den EHC Biel 4:2 gewonnen und damit die Viertelfinal-Serie zum 2:2 ausgeglichen. Wiederum lieferten sich beide Equipen ein ausgeglichenes Spiel, am Ende entschieden Details – und Biels ungenügende Special-Teams.

Die Davoser zelebrieren das entscheidende 3:1, während die Bieler Marco Maurer (links) und Jan Neuenschwander hadern. Bild : Keystone

Moritz Bill

Die Prophezeiungen bewahrheiten sich. Immer wieder wurde vor dem Viertelfinal zwischen dem EHC Biel und dem HC Davos eine «ausgeglichene» und «enge» Serie prognostiziert. Nicht nur ist dies mit dem 2:2 bei den Siegen eingetroffen, sondern mit einer Ausnahme auch bei den einzelnen Spielen. Nur das erste Aufeinandertreffen in Biel war mit einem 2:5 aus Sicht des Heimteams eine klare Angelegenheit gewesen. In den restlichen drei Partien machte jeweils ein einziges Tor den Unterschied, worauf immer ein «Empty Netter» den Sieg besiegelte. Auch am Samstag beim 4:2 zugunsten des HCD (siehe auch Text unten).

 

Davos zieht Tempo durch

Bei einer solchen Ausgeglichenheit werden die vermeintlichen Kleinigkeiten zu Wichtigkeiten. Denn Nuancen entschieden auch das vierte Spiel. Fabian Sutter, der mit einem Tor und einem Assist erfolgreichste Bieler, sagte: «Ich denke, sie hatten ein kleines bisschen mehr Wille und Energie. Das hat wohl den Unterschied gemacht.»

Gerade im letzten Drittel hinterliessen die Davoser den frischeren Eindruck. Die Seeländer entblössten auf der Suche nach dem Ausgleich ihre defensive Struktur, konnten aber dennoch nicht für wirkliche Torgefahr sorgen. Hingegen stürmte ein Davoser nach dem anderen in Richtung Jonas Hiller. Dabei scheiterte unter anderen Marc Wieser an der Metallumrandung. Der HCD-Captain ad interim – Andres Ambühl fehlte aufgrund seiner Fussverletzung – bestätigte den Eindruck: «Wir konnten für einmal über 60 Minuten mit voller Energie spielen und haben durchgehend gekämpft», sagte Marc Wieser. Auf der anderen Seite erklärte Biel-Captain Mathieu Tschantré: «Leider haben wir im dritten Drittel zu wenig Chancen herausgespielt. Auswärts muss man manchmal aus einer halben Chance ein Tor machen, das ist uns heute nicht gelungen.» Und der frühere Davoser Beat Forster bemerkte, dass man etwas weniger konsequent ans Werk gegangen sei als zuletzt. «Vielleicht fielen deshalb die Abpraller nicht zu unseren Gunsten.»

 

Biels Krux mit Spezial-Situationen

Einzig die Spezial-Situationen kann man in diesem Viertelfinal nicht als Momentum abtun, das mal auf die eine oder andere Seite kippt. Der EHC Biel reüssierte nämlich auch im vierten Spiel nicht in Überzahl. Zwar bot sich ihm am Samstag nur ein vollumfängliches, zweiminütiges Powerplay. Doch schon während der ganzen Serie – und auch der Qualifikation – profitierten die Bieler zu wenig von diesen Situationen. Zusammen mit Zug verfügen sie über das schlechteste Playoff-Powerplay. Noch nie gelang Biel in diesem Viertelfinal ein Tor mit einem Mann mehr, Davos hingegen erzielte am Samstag mit dem entscheidenden 3:1 bereits den fünften Überzahl-Treffer, was den Seeländern die schlechteste Unterzahl-Statistik aller Playoff-Teams einbringt. Immerhin funktionierte das Boxplay im ersten Drittel, als die Gäste eine doppelte Unterzahl überstanden hatten. Aber vor allem auch deshalb, weil der HCD schwerfällig agierte.

 

Del Curtos Voodoo zeigt Wirkung

Dies lag teils an den fehlenden Automatismen. Arno Del Curto sprach erneut der Jugend sein Vertrauen aus. Dieses Mal gab der 19-jährige Dominic Buchli sein NL-Debüt. In mehreren Szenen machte sich die fehlende Erfahrung der Junioren bemerkbar. Dennoch – bewirkt hat der HCD-Häuptling mit dieser Massnahme in den letzten beiden Spielen durchaus etwas. Die Routiniers übernehmen nun vermehrt die ihnen zugedachte Rolle. Zudem konnten die Bündner in den beiden letzten Partien ein emotionsgeladenes Spiel entwickeln, was ihnen mehr behagte als dem Gegner.

Fabian Sutter, der viereinhalb Saisons unter Del Curto spielte, mutmasst: «Ich denke schon, dass das etwas bewirkt hat. Arno fordert seine Spieler damit heraus, erzeugt damit eine Reaktion.» Und der selbst durch die HCD-Schule gegangene Jan Neuenschwander kann aus eigener Erfahrung sprechen. Auch er war als «Gitterli-Bueb» von Del Curto ins Fanionteam beordert worden. «In Davos wird auf allen Stufen in etwa dasselbe System gespielt. Aber ob jetzt junge Spieler spielen oder nicht, darf für uns keine Rolle spielen.»

 

Routiniers setzen sich in Szene

Während die Einbindung der Junioren dem HCD neues Leben einhaucht, lebt der EHCB bis jetzt vor allem von seinen Senioren. Die nominell vierte Sturmlinie mit den Routiniers Sutter und Philipp Wetzel (und zeitweise Tschantré) sorgte auch am Samstag häufig für Torgefahr. Sutter hält diesbezüglich fest, dass in den Playoffs Erfahrung ein wichtiger Faktor sei. «Aber der Grad zwischen Erfolg und Misserfolg ist schmal. Mir läuft es jetzt besser als in der Qualifikation, das kann jedoch schnell ändern.»

Ganz zufällig sei es aber nicht, dass er mit vier und Kollege Wetzel mit drei Punkten ganz vorne in der Skorerliste liegen. «Unsere Linie hatte in der Qualifikation nicht primär den Auftrag, Tore zu erzielen. Aber diese Rolle zählt während den Playoffs nicht mehr. Jetzt geht es schlicht darum, irgendwie zu gewinnen.»

Dazu muss der EHC Biel seine zwei nächsten Heimspiele für sich entscheiden. Denn dass diese ausgeglichene Viertelfinal-Serie in einem siebten Spiel entschieden wird, wäre wenig überraschend. Auch nicht, wenn dabei vermeintliche Kleinigkeiten den Unterschied machen.

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Verfahren gegen Philipp Wetzel und Marco Maurer

Die Szene sorgte bereits während des Spiels für heftige Reaktionen. Philipp Wetzels Check gegen Dario Simion (5.) blieb unbestraft, jedoch wurde gestern von der Liga ein Verfahren gegen den Bieler eröffnet. Die Wiederholung zeigt einen unglücklichen Zusammenstoss, da sich der Davoser kurz vor dem Kontakt duckt und so vom grossgewachsenen Wetzel am Kopf getroffen wird.

Des Weiteren untersucht der Einzelrichter den Check von Marco Maurer gegen Yannick Frehner (45.). Für diese Aktion kassierte der Biel-Verteidiger während des Spiels ebenfalls keine Strafe. Allfällige Sperren dürften heute ausgesprochen werden. bil

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