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Eishockey

Janis Moser landet im idealen Team

Als erst zweiter Seeländer ist Janis Moser von einem NHL-Klub gedraftet worden. Die Arizona Coyotes befinden sich mitten im Umbruch, was sich für den Safnerer als Glücksfall herausstellen könnte.

Janis Moser im EHCB-Leibchen: Gut möglich, dass dieser Anblick der Vergangenheit angehört. copyright: Matthias Käser/BT

Moritz Bill

 

Nun hat es also doch noch geklappt: Janis Moser wurde am Samstagabend im NHL-Draft berücksichtigt, in der zweiten Runde von den Arizona Coyotes, als insgesamt 60. Spieler. Drei Mal war der mittlerweile 21-jährige Safnerer in den vergangenen Jahren vergessen gegangen, übergangen worden oder hatten die NHL-Klubs sein Potenzial als zu wenig aussichtsreich eingestuft – je nach Optik. 

 

Was lange währt, wird endlich gut – oder sogar noch besser. Moser wurde nämlich dieses Jahr als erster Schweizer ausgewählt, und so früh, wie kein Landsmann mehr seit dem Nummer-1-Draft Nico Hischier 2017. Und auch der regionale Vergleich verdeutlicht den hohen Stellenwert: Moser ist nach Michel Riesen (1997, Position 14), Nikolaj Ehlers (2014, 9), Denis Malgin (2015, 102) und Valentin Nussbaumer (2019, 207) erst der fünfte gedraftete Spieler aus der Nachwuchsabteilung des EHC Biel und neben Riesen erst der zweite waschechte Seeländer. Dessen war sich Moser gar nicht bewusst, er sagt: «Das klingt extrem cool. Und es freut mich, dass mit mir nun ein weiterer Spieler aus der Region dazugehört.»

 

Ein spezieller Draft

Für das Renommee des EHCB ist Mosers Draft natürlich ein Gewinn, für das Fanionteam bedeutet er hingegen einen Verlust – höchstwahrscheinlich. Noch haben sich die Parteien nicht konkret über die weiteren Pläne unterhalten. Doch vieles deutet darauf hin, dass Moser schon kommende Saison in die USA zügeln wird. Dass sogenannte «Overager», Spieler die älter als der aktuelle Draft-Jahrgang sind, berücksichtigt werden, kommt selten vor. Und dass das schon in der zweiten Runde der Fall ist, ist noch rarer. Die Coyotes scheinen demnach konkrete Vorstellungen über Mosers unmittelbare Zukunft in ihrer Organisation zu haben. «Ich bin offen. Rübergehen oder noch ein Jahr in Biel bleiben, das sind beides gute Optionen. Wir müssen einfach die Lösung finden, die am besten für meine Entwicklung ist», sagt Moser. Aber er weiss natürlich auch: «Wenn sie einen 21-Jährigen draften, ist die Zukunftsplanung wohl fortgeschrittener als bei einem 18-Jährigen.» Im Vorfeld des Drafts hatten die Coyotes jedenfalls schon nachgefragt, ob sich Moser auch vorstellen könnte, in der AHL für das Farmteam zu spielen. Dem wäre er nicht abgeneigt.

 

Jedoch steht die NHL-Tür in Arizona für Moser weiter offen als anderswo. Und das ist ein weiterer Punkt, weshalb der Safnerer eher früher als später nach Nordamerika ziehen dürfte. Das in Glendale, in der Nähe der Hauptstadt Phoenix angesiedelte Team steckt mitten in einem «Rebuild». Ein solcher Wiederaufbau ist im System des nordamerikanischen Mannschaftssports gang und gäbe, vor allem im Zuge des ausbleibenden Erfolgs – in den letzten neun Jahren erreichte das Team nur einmal die Playoffs. 

 

Der Star-Verteidiger ist weg

Im Zentrum steht dabei eine Senkung der limitierten Gesamtlohnsumme. Durch das Ausrangieren alter, überteuerter Spieler werden Plätze für junge, billige Spieler frei. Kurz vor dem Draft transferierten die Coyotes beispielsweise ihren Captain Oliver Ekman-Larsson nach Vancouver. Der Schwede war der Verteidiger mit der meisten Eiszeit. Ein deutliches Zeichen für einen Rebuild und ein Glücksfall für Moser, er sagt: «Zu wissen, dass es mehr Platz in der Verteidigung hat, gibt mir schon eine Extraportion an Motivation. Aber sie werden mögliche Lücken sicher noch mit anderen Transfers schliessen.» 

 

Unzählige Gratulationen erhalten

Unter Berücksichtigung dieser Umstände ist Arizona nahezu der ideale Ort für Moser, um in der NHL eine Chance zu erhalten und sich einen Platz im Team zu erkämpfen. Auch weil die Verantwortlichen der Coyotes sich am stärksten von allen Teams für den Seeländer interessiert hatten. 15 Organisationen nahmen im Vorfeld des Drafts Kontakt mit Moser auf, doch keine so häufig wie Arizona. Bereits vor der WM hatte der EHCB-Verteidiger dem BT verraten, dass sich die Coyotes regelmässig melden würden. «Ich bin sehr glücklich, hat mich nun Arizona ausgewählt. Wir hatten stets gute Gespräche und ich spürte, dass sie sich wirklich für mich interessierten. Und für mich ist es aussichtsreicher, es relativ schnell ins Team zu schaffen als anderswo», sagt Moser.

 

Vorerst geniesst der Safnerer seine Selektion. Unzählige Gratulationen hat er seit Samstagabend erhalten. Er hatte den Draft via Handy verfolgt, während er mit seiner Familie in Bern auswärts essen war. «Der General Manager meldete sich dann noch telefonisch bei mir und hiess mich bei den Coyotes willkommen», erzählt Moser. Ziemlich sicher wird er Bill Armstrong schon bald in der Wüste Arizonas «in echt» begegnen. In aller Regel werden die frühen Draft-Picks ins Trainingcamp eingeladen und dort auf ihre NHL-Tauglichkeit geprüft. 

 

Wer Janis Mosers kontinuierliche Entwicklung in den letzten drei Jahren verfolgt hat, wäre nicht allzu sehr überrascht, würde er auch diesen, im Eishockey ultimativen Schritt schaffen. Bewundernswert wäre er trotzdem allemal. 

 

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Kommt nun ein fünfter Ausländer?

​​Janis Moser hat beim EHC Biel einen bis 2024 gültigen Vertrag. Er kann aber wegen eines Abkommens mit der NHL aus dem laufenden Vertrag nach Arizona wechseln. Als Kompensation würde Biel rund 250 000 Franken Ablösesumme erhalten und dürfte nächste Saison pro Spiel fünf Ausländer einsetzen. Laut Reglement haben die Coyotes bis zum 15. August Zeit, Moser einen Vertrag anzubieten. «Arizona sitzt am Steuer, wir sind in dieser Angelegenheit nur Passagiere», sagt EHCB-Sportchef Martin Steinegger. 

 

Grosse Hoffnungen, dass Arizona Moser noch ein Jahr in Biel belässt, macht sich Steinegger nicht: «Wenn ein NHL-Team einen 21-Jährigen draftet, haben sie bereits eine Idee im Kopf, was sie mit ihm vorhaben. Und für Janis passt Arizona perfekt.» Trotz des sich abzeichnenden Verlusts für den EHCB freut sich Steinegger natürlich über Mosers Draft-Selektion und ist auch stolz. Für ihn war klar gewesen, dass Moser dieses Jahr nicht übergangen werden würde. «In den letzten Wochen haben sich zahlreiche Scouts bei mir nach ihm erkundigt.»

 

Bevor in der Causa Moser nicht Klarheit herrscht, wird der Sportchef in Sachen fünfter Ausländer nicht aktiv. Die Defensivabteilung ist aber ohnehin noch dünn besetzt, derzeit stehen acht Verteidiger unter Vertrag – Moser und der 19-jährige Noah Delémont mitgezählt. 

 

Zum Gerücht, dass Robin Grossmann (33) in Lausanne nicht mehr glücklich sei, den laufenden Vertrag auflösen möchte und mit Biel liebäugle, sagt Steinegger: «Der Spieler und sein Klub müssen das zuerst untereinander regeln, bis dann ist dieses Thema nur Spekulation.» bil/lk

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Eishockey in der Wüste

Die Arizona Coyotes (damals noch Phoenix Coyotes) gingen 1996 aus der Übernahme der Winnipeg Jets hervor. Die Kojoten sind die einzige im 
US-Bundesstaat Arizona beheimatete NHL-Organisation, das dürfte auch an der nicht eben harmonierenden Kombination von Eishockey und Wüstenklima zusammenhängen.

 

Mit Valentin Nussbaumer wurde 2019 (Nummer 207) bereits ein ehemaliger Junior des EHC Biel von den Coyotes gedraftet. Mittlerweile steht der 20-jährige Jurassier beim HC Davos unter Vertrag.   

 

Neben Janis Moser ist dieses Jahr in der 4. Runde an 110. Position Brian Zanetti gedraftet worden. Die Rechte am 18-jährigen Verteidiger vom HC Lugano sicherten sich die Philadelphia Flyers. Als dritter Schweizer folgte in der 6. Runde als Overall-Nummer 179 Simon Knack. bil

 

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