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San Diego

Tennis und Studium am anderen Ende der Welt

Der Nidauer Nico Borter (20) studiert und spielt Tennis in den USA. Die nächsten fünf Jahre wird man ihn im Seeland 
kaum mehr sehen. In dieser Zeit will er einen Wirtschaftsabschluss erreichen und ein besserer Tennisspieler werden.

Vom Swiss-Tennis-Center nach San Diego: Der 20-jährige Nico Borter hat sich für einen etwas anderen Weg entschieden, um sich weiterzubilden und ein noch besserer Tennisspieler zu werden. Tanja Lander/zvg

Beat Moning

2015 wurde Nico Borter im Team des TC Trimbach Schweizer Meister. Im letzten Jahr führte er die NLC-Equipe von Scheuren an, die künftig auf den Anlagen des TC Schlossmatte spielen wird. «Ob ich für diese Partien kurz in die Schweiz zurückkehren werde, kann ich nicht voraussagen», sagt Nico Borter. Er freut sich aber, dass die Spiele nun in seinem Heimklub stattfinden werden. Der 20-jährige Nidauer hat sich neu orientiert. «Tennismässig kam ich nicht mehr weiter. Ich musste etwas finden, das für mich auch stimmte», sagt er. «Ich wollte professionell Tennis spielen und zur gleichen Zeit studieren. Das ist so in der Schweiz nicht möglich.»

Nun weilt Nico Borter im fernen Kalifornien, an der University of San Diego. Alle Personen, die College-Tennis gespielt haben, und mit denen er in Kontakt stand, hatten ihm zu diesem Schritt geraten. Zum Insidertipp kam er, weil er Swiss-Tennis-Coach Sven Swinnen gut kennt. Der Nationaltrainer hat im Oregon College Tennis gespielt. Dann habe er sich beim Grenchner Daniel Lüdi schlaugemacht, der in Hawaii spielte und studierte. Und Borter ergänzt, «dass ich auch Glück habe. Es ist nicht selbstverständlich, dass dich die Familie in diesem Masse unterstützt.»

Es stimmte alles

«Ich habe diese Uni ausgewählt, da ich hier insgesamt ein sehr gutes Bild erhielt. Ich hatte auch ein gutes Gefühl, was die Coaches und das Tennisteam anbetrafen.» Ausserdem ist San Diego an einem der schönsten Orte in den USA, was auch ein positiver Punkt war. Seine Ziele kann er schon heute ziemlich präzis beschreiben. Er strebt den Bachelor «Business» an. Dann möchte er im All-American-Team Tennis spielen. «Das ist ein Traum vieler Amerikaner. Es ist nicht einfach, aber Ziele muss man sich auch setzen können.» Im Einzel unter den besten 16 der USA oder im Doppel unter den besten acht Teams würde das bedeuten.

Mit einem Fussballer zusammen

In fünf Jahren ist Nico Borter 25-jährig. Dann will er als gereifter Mann mit einem Abschluss im Sack und mehr Tennisqualität in die Schweiz zurückkehren. «Am meisten Fortschritte mache ich wahrscheinlich in der Ballsicherheit meiner Schläge. Hier trainieren wir fast immer im Team, wo wir viele Schlagübungen zusammen machen und so versuchen, immer weniger unnötige Fehler zu produzieren.»

Nico Borter ist in einem Studentenwohnheim untergebracht und teilt sich das Zimmer mit einem Fussballspieler 
namens Miguel Berry. Der Spanier, der seit zehn Jahren in San Diego wohnt und spielt, war als «Freshman» gleich Topskorer des Teams und sicherte sich so 
den Platz. Am Morgen geht es vor der 
ersten schulischen Einheit in den Kraftraum. Am Nachmittag wird Tennis gespielt. «Jeder Student hat einen etwas 
anderen, auf ihn zugeschnittenen Stun-
denplan, allerdings trainieren wir dann immer gemeinsam.» Derzeit spielt Borter einzelne Turniere, im Frühling dann 
stehen die Teamwettkämpfe der Universitäten an.

«Fastfood» steht bei den Amerikanern nicht selten zuoberst auf der Ernährungsliste. Borter ist aber positiv davon angetan, dass dem im Westen der USA nicht unbedingt so ist. «In Kalifornien wollen die Leute sportlich aussehen, betreiben entsprechend viel Sport und achten auf eine gesunde Ernährung.» Auch wenn praktisch an jeder Ecke ein Fastfood-Restaurant steht. Politik war in den letzten Wochen ein Dauerthema. «Die meisten hätten lieber Hillary Clinton als Präsidentin gesehen. Vielen Studenten war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.» Was ihn aber freue, ist, «dass man sich auch für das Schweizer Demokratie-System interessiert.» Da könne er nun etwas selber beitragen.

«Werde den Schnee vermissen»

Der Kontakt zur Schweiz erhält Nico Borter aufrecht, sei es mit Kollegen oder mit der Familie. «Wir schreiben oder telefonieren über Skype. Allerdings will ich gar nicht über alles informiert sein, denn ich möchte mich in dieser Zeit hier wirklich auf jene Dinge konzentrieren, die für mich wichtig sind.» Was ihm auch wichtig sei, sei etwas herumzureisen. «Das wird im Frühjahr schon mit dem Team zu den Tennisturnieren der Fall sein. Aber ich möchte dieses Land schon kennenlernen.» Kann er sich vorstellen, in Amerika «sitzen» zu bleiben? «Schon, ja. Es ist schön und angenehm hier und auch jetzt 30 Grad warm, was zu vielen Spaziergängen am Strand einlädt.» Hingegen schneie es nie. «Den Schnee und die Berge werde ich diesen Winter sicher vermissen.» Immerhin verbringt er die Festtagszeit im Kreise seiner Familie. Wohin es ihn eines Tages definitiv «verschneit», lässt Nico Borter derzeit 
völlig offen.

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