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Eishockey

Was macht Sinn?

EHC-Biel-Jung-Verteidiger Janis Moser (18) ist seit gestern zurück im Seeland. Die U20-Weltmeisterschaft in Kanada hat ihm viel gebracht. Kommt es gar zu einem NHL-Angebot?

Es war ein Kampf: Janis Moser (in Weiss, im Zweikampf mit dem Tschechen Krystof Hrabik) – wohin führt der Weg? Keystone

Während Mutter Sandra im April an der U18-WM in Russland weilte und dort Sohn Janis bis zum feststehenden Ligaerhalt im Spiel gegen Frankreich verfolgt hatte, war nun die Reihe an Vater Thomas, der ebenfalls gestern von der U20-WM in Vancouver zurückgekehrt ist. Was nun mit Sohn Janis? «Wir lassen es auf uns zukommen, wie alles, was bisher geschehen ist. Wir haben immer Stufe um Stufe genommen», sagt die Safnererin Sandra Moser.
Das «Auf-uns-zukommen-Lassen» heisst: Janis Moser hat in Biel noch einen Ausbildungsvertrag bis 2020. Der 18-Jährige hat sich öffentlich weitgehend dazu bekannt, diesen Kontrakt zu erfüllen. Doch nun könnte nach der National League («wo doch alles auf einmal ganz schnell ging», so die Mutter) die National Hockey League rufen.


«Er kann selber entscheiden»
Auch Martin Steinegger, Sportchef beim EHC Biel, stellt sich die Frage nach der Zukunft von Janis Moser: «Was macht Sinn?» Die Antwort, die er sich gibt, ist klar: «Ich denke, dass ihm eine weitere Saison in Biel mit einer wichtigen Rolle für die Karriere nur guttun würde.» Im Grundsatz auch die Meinung der Mosers. Aber: «Janis hat zwei, drei Lieblingsteams. Nimmt ihn eines von diesen unter Vertrag, wird er schwer zu halten sein.» Vorgreifen möchte aber auch sie nicht. «Er ist 18 geworden, er kann selber entscheiden. Wir werden aber bestimmt alles wie bisher, wenn es um neue Verträge gegangen ist, in der ganzen Familie eingehend besprechen.»


Mehr Eiszeit, mehr Verantwortung
In einer Karriereplanung spielen die Agenten keine unwesentliche Rolle. Janis Moser, dessen um zwei Jahre jüngerer Bruder Sirel Ollin bei den Novizen Elite verteidigt, hat sich für den ehemaligen Spieler Sven Helfenstein entschieden. Gemäss Martin Steinegger vertritt auch Helfenstein grundsätzlich die Meinung, dass der Youngster eine weitere Biel-Saison anhängen sollte. «Jedenfalls würde es mehr Sinn machen, als würde ihn die NHL-Organisation allenfalls in die AHL abschieben.»
Das BT befragte auch NHL-Kenner und Biel-Chef-Scout Thomas Roost. Er sieht es in diese Richtung, differenziert aber und stellt die Rolle auf dem Eis ins Zentrum: «Wäre ich Manager von Janis, würde ich ihn in Biel reifen lassen, solange er vom Coach gute und wachsende Eiszeiten und Verantwortungen zugesprochen erhält.» Die National League sei eine sehr gute Adresse für junge Spieler, wenn sie in einer verantwortungsvollen Position spielen können. In diesem Jahr wäre Roost mit Mosers Eiszeit zufrieden. «In der nächsten Saison sollte es etwas mehr sein, dann auch mit Einsätzen im Power- und Boxplay.» Ein Idealszenario, wie Roost meint.


NHL-Camp wäre ein Anfang
Der Ostschweizer sieht Janis Moser als «Late-Round-Pick» für den NHL-Draft. Das habe er schon vor einem Jahr gedacht, einige Klubs hätten ihn auch auf der Liste gehabt. «Das Geschehen ist aber immer unberechenbar und somit hatte er etwas Pech, dass er dann doch nicht gedraftet wurde.» Wenn es nun klappt, heisse das nicht, sogleich das Flugzeug nach Übersee zu besteigen. «Ich sehe ihn noch ein bis drei weitere Jahre in Biel, was nicht bedeutet, dass er in einem allfälligen NHL-Camp schnuppern soll», so Roost, der bei Moser von einem «unscheinbaren Spieler mit einem starken Spielverständnis» spricht. «Er begeht für sein Alter extrem wenige Fehler und spielt meistens innerhalb seiner eigenen Grenzen. Dies ist für einen 18-Jährigen ungewöhnlich.» Er sei ein guter Puckmover und treffe meistens die richtigen Entscheidungen. In der Offensivpower hat er noch viel Potenzial, von Schussqualität bis Kreativität. «Mit zunehmendem Selbstvertrauen und der Erfahrung sollte er seine zweite Dimension in seinem Spiel verbessern können. Dadurch wird er auch mehr Skorerpunkte sammeln können.» Spieler, die nur nach hinten denken, seien eine aussterbende Spezies.
Was macht Sinn? Janis Moser ist nicht nur auf dem Eis gereift, er wird auch diesen für ihn wichtigen Karriereentscheid mit Weitsicht beurteilen und keineswegs überstürzt fällen. «Bislang haben wir alle Entscheide richtig getroffen», blickt die Mutter zurück. Zu diesen Entscheiden gehörte unter anderem auch, dem SC Bern auf ein Angebot hin eine Absage erteilt zu haben. «Schliesslich sind wir nur sieben Autofahrminuten vom Bieler Stadion entfernt.» Macht in der Tat Sinn, weiterhin die Bieler Farben zu tragen.

Beat Moning

 

Nachgefragt: «Es war an dieser WM schon extrem cool»
Zwei Chancen, im Halbfinal und im Spiel um den dritten Platz, hatte die U20-Nati vergeben, um die Heimreise mit einer Medaille antreten zu können. Noch ist die Enttäuschung grösser als die Einsicht, eine gute WM bestritten zu haben. Der 18-jährige Verteidiger Janis Moser will sich nun auf den EHC Biel fokussieren.

Janis Moser, können Sie sich schon darüber freuen, dass die Schweizer Junioren eine gute Weltmeisterschaft absolviert haben?
Janis Moser, Verteidiger U20 und EHCBiel: Nicht wirklich. Es ist noch zu früh. Die Enttäuschung, eine einmalige Chance verpasst zu haben, sitzt noch tief. Aber mit der Zeit werden wir uns sicher auch darüber freuen können.

Haben Sie Gründe für die beiden letzten Niederlagen gegen Finnland und Russland gefunden?
Es ist schwierig. Nach den beiden frühen Gegentoren gegen Finnland waren wir wie geschockt. Das hielt zum Teil auch gegen Russland noch an. Niemand kann sich das wirklich erklären. Erst als wir das erste Tor erzielten, kam wieder Leben in die Mannschaft. Aber da war es eben schon zu spät.

Wie sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung zufrieden?
Das eine oder andere hätte sicher besser gehen können. Aber im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden.

Man hatte das Gefühl, die Schweizer seien in Kanada sehr beliebt. Wie haben Sie das Drum und Dran empfunden?
Ja, das stimmt und es war teilweise extrem. Das Erlebnis, die Erfahrung, es bringt mich sicher weiter. Wir haben gespürt, was unsere Leistungen ausgelöst haben, was eine Medaille nach einem Unterbruch von 20 Jahren hätte bedeuten können. Deshalb ist die Enttäuschung im Moment noch so gross.

War es bei diesem Eishockey-Hype schwierig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren?
Eigentlich nicht, wir waren doch sehr fokussiert und hatten eine gute Mischung gefunden, wann Spass sein kann und wann es ernst gilt. Es waren überhaupt sehr coole Wochen in diesem Team.

Spüren Sie nun eine Leere oder sind Sie nach Ihrer Rückkehr im Seeland schon wieder im Biel-Fieber?
Beides. Ich freue mich, die Biel-Spieler wieder zu sehen. Ich hatte zwar den einen oder anderen Kontakt, aber sonst weiss ich eigentlich nicht viel mehr, als es die Resultate hergeben.

Alle fragen sich nun: Was macht Janis Moser 2019/20?
Gute Frage. Ehrlich, ich mache mir da im Moment nicht allzu grosse Gedanken. Eine Planung ist schwierig. Ich möchte jetzt mal die Saison mit Biel beenden, da jeden Tag fokussiert sein und mich weiter entwickeln.

Keine NHL-Gedanken?
Schon, aber das wird sich dann im Sommer zeigen. Und wenn es soweit ist, wird man zusammensitzen müssen, sich anhören, was die Organisation will und dann eine gute Lösung für alle finden. Die Schweizer Liga ist gut genug, um sich hier weiterzuentwickeln. Daher gibt es sicher auch diese Perspektive zu berücksichtigen.

Sie haben ein paar Lieblingsklubs in Übersee. Welche?
Also ich kann mir schon vorstellen, in jeder NHL-Organisation zu spielen. Aber ich bevorzuge kanadische Teams, wie Montreal oder Calgary. Oder dann Nashville. 

Interview: bmb

Info: Der EHCBiel spielt die nächsten Partien am Freitag in Langnau und am Samstag daheim gegen Ambri.
 

Stichwörter: EHC Biel

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