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EHC Biel

«Gefühl der Dankbarkeit»

Einmal Playout, zweimal Playoffs, einmal Ligaqualifikation. In vier Jahren als Trainer hat Kevin Schläpfer einiges erlebt. Der Bieler Coach über Gefühle, Fans und Verwaltungsräte.

Erleichterung an Ostern: Kevin Schläpfer am Samstagabend, wenige Minuten nach der Sicherung der Ligazugehörigkeit. Bild: Anita Vozza

Interview: Beat Moning

Kevin Schläpfer, wie gross ist die Erleichterung nach dem definitiv gesicherten Ligaerhalt?

Kevin Schläpfer: Es ist eine Riesenerleichterung, und ich geniesse jetzt einfach diesen Moment. Wir haben trotz anfänglicher Überlegenheit erneut nicht gut gespielt. Kompliment an den EHC Visp, der es uns wahrlich nicht einfach gemacht hat.

In eineinhalb Jahren geht es ins neue Stadion. Ein Abstieg wäre wohl einer sportlichen Katastrophe gleichgekommen.

Ich bin einfach nur glücklich darüber, dass die Region weiter einen NLA-Eishockeyklub hat. Dass der EHC nächste Saison wieder gegen die Besten des Landes spielen und auch den grossen Bruder wieder etwas ärgern kann...

Der Druck auf Ihre Person stieg im Laufe der letzten Woche stetig. Wie gingen Sie damit um?

Wir wissen alle, was in Biel auf dem Spiel steht. Der Druck ist gewaltig. Du läufst Tag für Tag am Limit. Es ist gut jetzt eine Auszeit zu nehmen.

Sie konnten mit den Fans feiern. Als Hockeygott. Ein Befreiungsschlag?

Ob als Hockeygott oder einfach als Kevin Schläpfer, das ist nicht so wichtig. Aber klar, es ist schön so genannt zu werden, und es tat gut, sich vor den Fans zu zeigen. Unsere Anhänger haben einen Superjob gemacht. Auch dann, als der Puck nicht für uns gelaufen ist. Und das kam ja immer wieder vor.

Blicken Sie auf eine enttäuschende Saison zurück?

Wir haben es uns sicher etwas anders vorgestellt und die ersten Ziele verpasst. Der Rückstand auf die Plätze 9 und 10 war zu gross, im Playout-Final enttäuschten wir in zwei Heimspielen. Die Realität sieht halt oft anders aus. Aber wir dürfen in der Analyse nicht vergessen, dass wir gerade daheim sehr viele gute Spiele hatten, schöne Siege feiern konnten und oft nur wegen der fehlenden Chancenauswertung mit nur einem Tor Differenz den Kürzeren ziehen mussten.

Wurde Biel Ihrer Meinung nach unter Wert geschlagen?

Ich finde schon. Mit den beiden Playoff-Teilnahmen 2012 und 2013 waren wir auf der anderen Seite etwas über Wert.

In der Einzelanalyse kommen einige Akteure nicht sehr gut weg.

Ich muss dieses Manko einzelner Akteure auch auf mich nehmen. Einige Spieler haben sich nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt habe. Da haben wir Fehler gemacht.

Welche Spieler meinen Sie?

Jetzt Namen zu nennen ist falsch. Es ist ein Gesamtbild, das sich ergibt. Wir hatten einige Akteure im Team, die erstmals und in einer wichtigen Rolle NLA gespielt haben. Ihnen kann man sicher keine Vorwürfe machen. Ich habe aber Hoffnung, dass sich da der eine oder andere steigert. Andere, die eine Leaderrolle hätten einnehmen sollen, die sozusagen die Lücken der Abgänger hätten schliessen können, erfüllten die Erwartungen dagegen nicht. Vielleicht war es im einen oder anderen Fall nach nur einer Saison zu viel verlangt. Daher verspreche ich mir auch da von einigen Spielern für die neue Saison etwas mehr Effizienz.

Ein Trainer spielt mit dem Kader, das ihm zur Verfügung gestellt wird.

Das ist richtig. Nach dem Hinschied meiner Mutter vor einem Jahr habe ich mich etwas abgesetzt. Ich bin ja auch nicht mehr Sportchef und habe keine grossen Einblicke in die Zahlen zum Beispiel.

Aber Sie sind Mitglied der sportlichen Leitung. Müssten Sie sich nicht wieder etwas mehr einbringen?

Das habe ich vor, und womöglich werde ich in der Transfertätigkeit wieder etwas aktiver werden.

Was muss besser werden?

Wir werden nun schonungslos eine Analyse erstellen. Im Grundsatz müssen wir noch mehr aus unseren Möglichkeiten herausholen und diese auch ausschöpfen. Sei es im Sommertraining oder in der Rekrutierung von neuen Spielern, namentlich auch der ausländischen Spieler. Da haben wir Potenzial. Es geht sogleich an die Arbeit. Wir möchten für die neue Saison vieles besser machen.

Müssen die Fans auch 2014/15 mit Ihrem Team leiden?

Ich wehre mich im Moment dagegen, schon jetzt Überlegungen anzustellen, wie wir nächste Saison überleben wollen. Aber richtig ist, dass es erneut eine schwierige Saison geben wird, dass wir die Fans erneut brauchen. Da müssen wir alle gemeinsam durch.

Wieder mit dem Ziel Playoffs?

Sehen Sie, nach zwei Playoff-Teilnahmen, auch wenn sie erst in der letzten Runde zustande gekommen sind, mussten wir doch irgendwie wieder die Playoffs zum Ziel setzen. Im Wissen, dass die Realität womöglich anders aussieht. Jetzt waren wir in der Ligaqualifikation. Das Wort Playoffs in den Mund zu nehmen wäre daher zu vermessen.

Trotzdem, sind neue Ambitionen nicht auch mit einem Aufruf an den Verwaltungsrat verbunden, mehr Mittel freizugeben? Das war ja mitunter auch ein Kritikpunkt von Adrian Warmbrodt an die eigene VR-Adresse.

Biel hat sein Budget, damit müssen wir in der sportlichen Führung klarkommen. Die Verwaltungsräte machen den härtesten Job und stehen am Ende für die Zahlen gerade. Das ist alles andere als einfach. Das habe ich dem Team auch so vermittelt und den Verwaltungsräten ein Kompliment ausgestellt.

Dabei wurden gerade Sie, der Sportchef und die Spieler vom Finanzchef arg in die Mangel genommen.

Wir kennen Adrian Warmbrodt. Er ist ein guter Typ. Der Verwaltungsrat hat uns in dieser Saison trotz den Rückschlägen in Ruhe gelassen. Warmbrodts Editorial betrachte ich als Ausnahme. Diese Ruhe ist mit ein Grund, dass wir nicht wie Langnau vor einem Jahr abgestiegen sind. Wir machten auch mit den Torhütern kein Tohuwabohu. Die Nerven haben zwar geflattert, aber wir spürten stets den Rückhalt der Verwaltungsräte und der Fans. So habe ich im Moment ein Gefühl der Dankbarkeit in mir.

EHC Biel Saison 2014/15

Torhüter: Lukas Meili (bis 2016), Simon Rytz (2015). Abgang: Thomas Bäumle (retour Olten).
Verteidiger: Claudio Cadonau (2015), Kevin Gloor (2015), Manuel Gossweiler (2015), Benoît Jecker (2015), Christian Moser (2015), Anthony Rouiller (2016), Mathias Joggi (2015 plus Option), Roman Untersander (2015), Kevin Fey (2015). Elite: Igor Jelovac. Abgänge: Brendan Bell (?), Andreas Hänni (verletzt, ev. Rücktritt), Dario Trutmann (Genf-Servette), David Stämpfli (Zug).
Stürmer: Gianni Ehrensperger (2016), Gaëtan Haas (2015), Raphael Herburger (2015), Oliver Kamber (2015), Emanuel Peter (2015), Ahren Spylo (2016), Mathieu Tschantré (2017), Martin Ulmer (2015), Philipp Wetzel (2016). Neu: Eliot Berthon (Genf-Servette). Elite: Stanislas Horansky (Slowake mit Schweizer Lizenz, 2016), Jan Mosimann (2016). Offen: Eric Beaudoin und Dragan Umicevic. Abgänge: Ryan MacMurchy, Chris Bourque (?), Brent Kelly (retour Langenthal), Loïc Burkhalter (La Chaux-de-Fonds), Marc Wieser (Davos), Steve Kellenberger (Kloten), Jeffrey Füglister (Retour nach Langenthal), Arnaud Montandon (?), Michael Neininger (Retour nach La Chaux-de-Fonds). bmb

Stichwörter: EHCB, EHC, Biel, Hockey

Kommentare

rot-gelb-1939

merci kevin!


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