Francisco Rodríguez
Ein Platz in den Top-8 und damit die direkte Qualifikation für die erste Cup-Hauptrunde, so lautet die Zielvorgabe für die zweite Meisterschaftshälfte. Auch gestern lag der FC Biel zumindest gefühlt nicht allzu weit weg von seinen Ansprüchen. Doch letztlich wurde es wieder nichts aus den bereitliegenden Punkten, womit die Seeländer im Schlussquartett verharren. «Wir haben die letzte Konsequenz im Angriff vermissen lassen», meinte Jens Hofer. «Vom Aufbau her lief es, aber vorne haben uns die Ideen gefehlt.» Diese wären bitter nötig gewesen, um die aggressive und kompakt verteidigende Chiasso-Abwehr auszumanövrieren.
Le Neün scheidet schon früh aus
Dafür liessen sich die Bieler auf der gegenüberliegenden Seite viel zu einfach ausspielen. In der 28. Minute vermochte Verteidiger Fleury im Strafraum den angestürmten Maurin nicht am Schuss zu hindern. Grivot wehrte zwar mit einer Reflexparade den Ball zur Seite ab, wo aber auch Said Mhando zu viele Freiheiten genoss und abstauben konnte. Dieses Gegentor war alles andere als zwingend und gleichsam ein Weckruf zum richtigen Zeitpunkt für das Bieler Team, das in den ersten Spielminuten aus Verletzungsgründen die Defensive umgestellt hatte.
Die Rückkehr der zuletzt gesperrten Affolter und Le Neün sollte der Abwehr Stabilität verleihen, doch Le Neün verletzte sich schon nach rund drei Minuten bei einem Zweikampf im eigenen Strafraum und musste mit einem Brummschädel vom Platz geführt werden. Damit kam Hofer nach drei Monaten zu seinem Comeback in einem Pflichtspiel mit Biel. «Als Ersatzspieler muss man jederzeit bereit sein, um im Notfall einspringen zu können», so Hofer zur ungeplant frühen Einwechslung. «Es ist zwar nicht immer einfach, dann sofort voll im Spiel zu sein. Ein Vorteil war aber, dass es sich für mich praktisch wie eine Partie von Anfang an angefühlt hat.»
Hofers letzter Einsatz in der Promotion League datierte vom 28. November 2021 mit einer Halbzeit gegen den anderen Tessiner Vertreter Bellinzona. Ein Zehenbruch hatte danach den Defensivspezialisten länger ausser Gefecht gesetzt, weil er nicht wunschgemäss verheilt war. «Diese Woche konnte ich aber wieder voll trainieren und auch von den Schmerzen her ging es für mich.»
Bei einer Standartsituation kurz vor der Pause wusste sich der liechtensteinische Nationalmannschaftsverteidiger offensiv auszuzeichnen. Grasso spielte den Ball aus rechts hoch in den Sechzehnmeterraum, wo Hofer zum 1:1 einnickte. «Die Ausführung des Freistosses war einstudiert und abgesprochen», sagte Hofer. «Jeder hat da seinen Laufweg und ich habe den meinen eingehalten, worauf der Ball ideal zu mir kam.»
Penalty-Entscheide für Chiasso
In der zweiten Halbzeit hatte der FC Biel phasenweise mehr vom Spiel, machte aber nichts Zählbares mehr aus seinen Möglichkeiten. Glücklicherweise haderte zunächst auch Chiasso mit seiner Effizienz, denn nach einem von Hofer verschuldeten Penalty scheiterte Maurin am gut reagierenden Grivot. Als dann die Südtessiner eine Viertelstunde vor Schluss einen weiteren Elfmeter zugesprochen erhielten, liess sich Said Mhando die Chance nicht entgehen. Die Gastgeber in der Tissot Arena hatten zuvor noch gehadert, weil der durchgebrochene Garcia im Strafraum von Pavlovic ohne Konsequenzen zu Fall gebracht worden war. «Pfeift man diese Penaltys gegen uns, muss auf der anderen Seite bei Garcia auch gepfiffen werden», befand Hofer, dass da nicht mit gleichen Ellen gemessen wurde.
Das dritte Gegentor fiel schliesslich, als der FC Biel alles in den Angriff warf, was den Tessinern noch mehr Räume für Konter eröffnete. «Jetzt muss der Knopf endlich gelöst werden, denn wir sind je länger desto dringender auf Punkte angewiesen», sagte Hofer und erwartet gespannt die nächste Chance am Sonntag gegen Rapperswil-Jona.
