Sie sind hier

Abo

2. Liga regional

Auf Prognosen ist kein Verlass

Der FC Aarberg hat beim FC Grünstern 2:0 gewonnen. Das Skore zugunsten der Gäste hätte auch höher ausfallen können, das Seeländer Derby war eine überraschend einseitige Angelegenheit.

  • 1/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 2/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 3/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 4/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 5/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 6/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 7/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 8/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 9/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 10/11 Copyright: Frank Nordmann
  • 11/11 Copyright: Frank Nordmann
zurück

Moritz Bill

Mit Prognosen ist es halt so eine Sache. Zum einen hatten die Wetterfrösche für den frühen Samstagabend Regen angekündet, zum anderen hatte der Seeländer Regionalfussball-Klassiker zwischen den beiden FCs Grünstern und Aarberg im Vorfeld ein gutes und spannendes Fussballspiel versprochen. Aber eben. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Der Regen setzte erst knapp zehn Minuten vor Spielende ein. Und zu diesem Zeitpunkt war die über weite Strecken langweilige Partie längst entschieden. Die Gäste aus Aarberg waren eine Klasse besser als die Ipsacher, siegten völlig verdient 2:0.

 

Chancen en masse zum Start
Dieses klare Kräfteverhältnis war in Anbetracht der Ausgangslage nicht vorhersehbar gewesen. Beide Teams waren mit je zwölf Tabellenpunkten in dieses Derby gegangen. Beide befanden sich – etwas polemisch formuliert – in einer Mini-Krise. Sowohl Aarberg wie auch Grünstern waren nach ihren letzten beiden Meisterschaftsspielen als Verlierer vom Platz gegangen. Für beide Mannschaften, die vom Selbstverständnis her in der oberen Tabellenhälfte beheimatet sein sollten, zu wenig.

Dieser Druck schien Grünstern zu hemmen, Aarberg hingegen zu beflügeln. Sofort übernahmen die Gäste das Spieldiktat. Nach neun Minuten hätte es gut und gerne 3:0 stehen können. Zweimal der wirblige Joep Wijler, welchen die Ipsacher während des ganzen Spiels nicht unter Kontrolle bekamen, sowie Jan Heimberg vergaben Chancen der Kategorie «den musst du einfach machen». Grünstern-Keeper Ramon Kunz’ Versuche, seine Vorderleute verbal wachzurütteln, blieben erfolglos. In der 18. Minute traf Wijler zur längst fälligen Führung.

Das war es dann aber auch schon in Sachen Torszenen in der ersten Halbzeit. Die Aarberger arbeiteten sich zwar noch ein paar Mal vor das gegnerische Tor vor, jedoch ohne nennenswerte Abschlussmöglichkeit. Und Grünstern? Nicht nur prüften die vermeintlichen Hausherren kein einziges Mal Gäste-Goalie Lorenz Känel, sondern verloren sie auch die meisten Zweikämpfe und bekundeten Mühe mit dem Passspiel. Mit dem 0:1 zur Pause waren sie noch gut bedient.

 

Rettung auf der Linie
«Das ganze Team verteidigte in den ersten 30 Minuten zu passiv», sagte Grünstern-Trainer Thomas Reinhart, «in der zweiten Halbzeit zeigten wir dann aber eine Reaktion.» Tatsächlich agierte Grünstern nach der Pause – und der Einwechslung von Kultstürmer und Klublegende Olivier Gueisbühler – mit mehr Zug nach vorne. Vor alarmierende Probleme stellten sie die Aarberger Hintermannschaft damit aber nicht wirklich. Weiterhin behielten die Aarolina-Kicker die Überhand. Diese benötigten, genau gleich wie schon in der ersten Halbzeit, wiederum 18 Minuten, um den nächsten Treffer zu erzielen. Dieses Mal traf Fabian Blaser.

Erst nach dem 0:2 folgte eine Druckphase Grünsterns, in welcher David Weder nach einem Eckball die beste Chance vergab, beziehungsweise Aarbergs Renato Hemund den Ball auf der Linie stoppte. «Eine 2:0-Führung ist immer gefährlich», sagte Aarberg-Coach Marco Aebischer, «wäre der reingegangen, wäre es plötzlich eng geworden. Wir hätten uns das Leben einfacher machen können, wenn wir mehrere von unseren Chancen zuvor genutzt hätten.» Die vielen Konjunktive in dieser Aussage zeigen, dass Grünstern am Samstag viel hätte, wäre und könnte nötig gehabt hätte, um in diesem Spiel zu Punkten zu kommen.

Aebischer war denn auch überrascht ob der vielen Chancen, die ihnen der Gegner zugestand. Grünstern war nämlich hinter Leader Cornol das Team mit den bisher wenigsten Gegentreffer (8) gewesen. Für die unbefriedigende Defensivleistung machte Reinhart zu einem Teil die immer wieder wechselnde Startaufstellung aufgrund von Verletzten und Abwesenden verantwortlich. «Das ist sicher nicht der einzige, aber halt schon mit ein Grund, weshalb es uns momentan nicht gut läuft. So können kaum Mechanismen entstehen.»

Während Grünstern in Strichnähe verbleibt, macht Aarberg mit dem Sieg einen Sprung in die Top 5. Aebischer möchte auch am letzten Spieltag der Vorrunde unbedingt punkten. Während der Rückrunde werden mehrere Spieler im Militär und dementsprechend nicht oft im Training sein. «Zudem ist die Gruppe diese Saison sehr ausgeglichen. Ich erwarte auch eine enge Rückrunde.» Aber eben. Mit Prognosen ist es halt so eine Sache.

* * * * *

Die Szene

Als FC-Aarberg-Trainer Marco 
Aebischer in der 75. Minute einen Wechsel vornehmen wollte und laut rief: «Schiri, wechseln», verstand das ein kleiner Junge auf den Zuschauerrängen falsch, und fragte verdutzt, ob denn nun der Schiedsrichter ausgewechselt würde. Das führte natürlich zu einigen Lachern. Ein älterer Mann gab dem Knaben aber dann recht, indem er sagte: «Also es gab durchaus schon Spiele, in welchen der Schiedsrichter hätte ausgewechselt werden sollen.»

Vom Platz musste übrigens 
Fabian Schleiffer. Der Aarberg-Goalgetter bestritt am Samstag das 100. Pflichtspiel in Serie. Während vier Saisons verpasste Schleiffer keine einzige Meisterschafts- und Cuppartie des FC Aarberg. Ob er auch bei jedem Testspiel dabei war, ist nicht vollumfänglich dokumentiert. bil

Nachrichten zu Regionalfussball »