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«Aus den Vielleichts machte Kurt Jas»

Kurt Baumann betreut neu den FC Nidau. Doch passt der ambitionierte Trainer, der bis vor einem Jahr nochden FC Biel coachte, zum als behäbig bekannten 2.-Liga-Team?

Kurt Baumann ist als Perfektionist bekannt. Bild: Matthias Käser

Michael Lehmann

Auf die Gerüchte vom Wochenende folgte gestern die Bestätigung: «Ja, ich werde Trainer beim FC Nidau», sagt Kurt Baumann. Als Begründung für seinen Entscheid nennt der 62-Jährige das im Sport oft zitierte Gesamtpaket, das beim Zweitligisten stimmte. «Ich wollte mindestens in der 2. Liga weitermachen. Die Fahrzeit nach Nidau hält sich in Grenzen. Die Mannschaft steht grösstenteils. Die Infrastruktur ist gut. Und vor allem hat sich der Verein enorm um mich bemüht.»

An vorderster Front dieser Bemühungen stand Tobias Küffer. Der 29-Jährige hat 2014 in Lyss und zwischen 2016 und 2018 beim FC Biel unter Kurt Baumann gespielt und war denn auch derjenige, der Baumann als möglichen Nachfolger von Marc Bönzli ins Spiel brachte. «Er ist jemand, der sich mit Leib und Seele für den Verein einsetzt», sagt Küffer. «Und wir brauchten dringend einen Schub. Ohne Kurts Engagement hätte ich für den Klub schwarz gesehen.»

Team drohte auseinanderzufallen
Eine Aussage, die doch etwas überrascht. Zwar hat der FC Nidau in der relativ ausgeglichenen Gruppe zuletzt nicht gerade gross aufgespielt. Er bewies jedoch wiederholt, dass er problemlos imstande ist, den vermeintlichen Favoriten ein Schnippchen zu schlagen. Neben den ehemaligen Biel-Spielern Tobias Küffer und Adrian Kurti stehen mehrere 2.-Liga-erprobte Spieler im Kader. Weil sich einige von ihnen aber auch im fortgeschrittenen Fussballeralter befinden, drohte das Team während der Coronapause auseinanderzufallen.

Als Tobias Küffer mit Kurt Baumann das Gespräch suchte, nahm er eine Spielerliste mit, bei der er hinter den Namen jeweils Ja, Nein oder Vielleicht geschrieben hatte. Ein «Vielleicht» stand unter anderem bei seinem Bruder Ben, bei Adrian Kurti und nicht zuletzt auch bei sich selbst. «Mit seiner Zusage machte Kurt aus den Vielleichts Jas», sagt Tobias Küffer. «Mit ihm wollen wir nochmals richtig angreifen.»

«Dann spreche ich ein Machtwort»
Es sind Worte, die in dieser mit Nachdruck formulierten Art, neu sind. Das Team des FC Nidau hat den Ruf, eher behäbig zu sein. So bestanden die Fussballer in den letzten Jahren stets darauf, statt – wie in der 2. Liga meist üblich – drei nur zwei Trainings pro Woche abzuhalten. «Ich habe Kurt nichts vorgemacht», sagt Küffer, «die meisten Spieler werden auch künftig nur zweimal wöchentlich trainieren wollen.» Die Einstellung der Spieler habe sich zuletzt aber immerhin so verändert, dass die Trainings auch wirklich in Vollbesetzung und mit der nötigen Seriosität besucht würden.

Das, so Kurt Baumann, sei eine dringende Voraussetzung, wenn es mit ihm als Trainer klappen soll. «Ich werde drei Trainings anbieten, bin aber einverstanden, wenn die Spieler nur zwei besuchen. Sobald es jedoch noch weniger werden, werde ich ein Machtwort sprechen.»

Wie Küffer sieht auch Baumann in dem Team, das bisher mit Luca Troilo (zu Azzurri Biel) nur einen Abgang zu verzeichnen hat, viel Potenzial. Mit dem einen oder anderen Zugang läge es sicher drin, sich in der vorderen Tabellenhälfte zu installieren. Dies, obwohl Teams wie Courtételle oder Besa, wo neu die ehemaligen Baumann-Schützlinge Kaua Safari, Labinot und Kastriot Sheholli engagiert sind, zuletzt mächtig aufgerüstet haben.

Wann die ersten Trainings stattfinden, ist noch nicht definiert und hängt nicht zuletzt davon ab, ob der Bundesrat morgen weitere Lockerungen verkündet. Baumann und Küffer sagen jedenfalls, dass sie die Rückkehr auf den Rasen kaum erwarten können.

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