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2. Liga regional

Azzurris Serie reisst in Nidau

Elf Meisterschaftspartien in Folge blieb Azzurri ungeschlagen. Am Samstag mussten die Bieler mal wieder als Verlierer vom Feld. Der zuletzt kriselnde FC Nidau meldete sich mit einem 3:0-Sieg eindrücklich zurück.

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Michael Lehmann

Vor acht Monaten, am 20. August 2017, hatte Azzurri Biel zuletzt ein Pflichtspiel verloren. Dazwischen lagen elf Meisterschaftspartien und ein Cupduell. Zuletzt hatten die Italo-Bieler gar neun Siege aneinandergereiht. Diese Serien sind am Samstag gerissen.

Ausgerechnet der FC Nidau sollte sich als Stolperstein erweisen. Das Team von Trainer David Meister hatte in den bis dahin drei Rückrundenpartien erst einen Zähler geholt und war in der Tabelle vom dritten auf den fünften Rang zurückgefallen. Diese Durststrecke ging nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Im Training am Donnerstag ordnete Meister eine Teamsitzung an, in der sich die Spieler den Frust von der Seele reden konnten. «Das hat uns sicher gut getan», sagte der Nidau-Trainer nach dem Spiel. Er sei am Morgen mit einem guten Gefühl aufgewacht, auch weil er nach zuletzt vielen Absenzen wieder auf einen Grossteil seiner Stammkräfte setzen konnte. «Wir waren heute viel stabiler als in den letzten beiden Spielen, in denen wir schon früh in Rückstand gerieten.»

Junges Azzurri-Team

Tatsächlich taten sich die Bieler auf der Burgerallee schwer damit, Torchanchen herauszuspielen. Und wenn die Blauen doch gefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchten, fehlte ihnen meist die Entschlossenheit. «Da zeigte sich die Müdigkeit deutlich», sagte Azzurri-Trainer Roberto De Feo. Dieser kann seinen Stammkräften derzeit kaum Pausen gönnen, da ihm die Alternativen fehlen. Auch am Samstag nahmen nur vier Spieler auf der Ersatzbank Platz. «Viele sind verletzt oder fehlen aus anderen Gründen.» Daher kamen bei den Italo-Bielern mit Cherif, Rodrigues und Rizvanaj Cadiz drei Spieler zum Einsatz, die im A-Junioren-Alter sind.

Die Nidauer trugen ihre Angriffe resoluter vor und gingen deshalb nicht unverdient in Führung. In der 22. Minute genoss Hänseler nach einem abgelenkten Ball  vor dem Strafraum viel Zeit und Platz. Der 22-jährige Angreifer schloss aus zentraler Position ab und sah, wie sein Ball die linke untere Torecke fand.

Dem 2:0 gingen individuelle Fehler der Bieler voraus. Gleich zwei Abwehrspieler verpassten es, eine eigentlich harmlose Flanke zu klären. Der Ball hopste zum aufgerückten Nidau-Verteidiger Sallin, der keine Mühe bekundete, ihn aus kurzer Distanz in die Maschen zu hauen.

Während die Bieler haderten, spielten sich die Nidauer in einen Rausch. Kurz vor der Pause hatte Winter-Zuzug Allenbach seinen grossen Auftritt. Erst erlief er sich einen etwas zu langen Pass, dann umspielte er seinen Gegenspieler mit einer flinken Körpertäuschung, ehe er den Ball zielgenau auf den mitgerannten Marco Birkhofer zirkelte. Dessen Direktabnahme landete im Netz. Eine Genugtuung für den Aussenläufer, der eine Viertelstunde zuvor mit einem Kopfball noch am Torgehäuse gescheitert war.

Frustabbau zum Schluss

Mit dem 3:0 war das Spiel bereits zur Halbzeit entschieden. Eine ungewohnte Situation für beide Teams: Azzurri hatte in dieser Saison noch nie mehr als zwei Gegentreffer erhalten, Nidau hatte erst einmal mehr als zwei Tore geschossen (4:3-Sieg gegen Schüpfen). «Manchmal braucht es wenig, bis sich der Knopf löst. Dann läuft es plötzlich wie geschmiert», so David Meister.

In der zweiten Hälfte konzentrierten sich die Nidauer auf die Abwehrarbeit und sie taten dies tadellos. Azzurri kam kaum mehr gefährlich vors Tor. Mit einem Sieg hätten die Bieler die Tabellenspitze erklommen (gestern verlor Cornol gegen Courtételle mit 0:1). So jedoch blieb ihnen nur der Frust, der sich besonders in den Schlussminuten zeigte. Nach einem rüden Foul kam es zu einer Rudelbildung, bei der Rodrigues einen Spieler angespuckt haben soll. Die Konsequenz: Der Mittelfeldakteur flog mit der roten Karte vom Platz.

Eine weitere Absenz für Azzurri, die die nächsten Aufgaben erschweren dürfte. Denn auch der gestern verletzt ausgewechselte Alidemi wird wohl ausfallen. Für Azzurri wie auch für Nidau geht es bereits am Mittwoch weiter. Sie treffen im Cup auf die starken Drittligateams Meiringen (Nidau) und La Neuveville (Azzurri).

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Die Szene

Der Sport ist voller «Was-wäre-wenn-Momente». Szenen, die entscheidend hätten sein können, wären sie nur etwas anders verlaufen. Azzurri Biel kommt gegen Nidau in der 12. Minute zu einer Grosschance: Nidau-Verteidiger Shahen Karimi wird an der Strafraumgrenze wohl von der Sonne geblendet und kann deshalb den hohen Ball, eine sogenannte Bogenlampe, nicht klären. Azzurris Scott Mbemba profitiert und kommt rund 10 Meter vor dem Tor unbedrängt zum Abschluss. Doch der Stürmer macht genau das, was man in dieser Situation nicht machen sollte. Mit viel Rücklage haut er den Ball weit übers Tor. Was wäre wohl passiert, wenn Azzurri früh in Führung gegangen wäre?
 

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