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2. Liga regional

Bestrafte und folgenlose Fahrlässigkeiten

Erleichterung auf der einen, Frust auf der anderen Seite: Der FC Aarberg hat das Derby gegen den FC Aurore Biel 2:0 gewonnen und die Abstiegssorgen zumindest vorerst ad acta gelegt. Beide Teams liessen zahlreiche Torchancen ungenutzt.

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Michael Lehmann

Geraufte Haare, verworfene Arme und verdutzte Blicke: Die Schlussphase zwischen dem FC Aarberg und dem FC Aurore Biel hatte es in sich. Besonders das Heimteam agierte in der letzten Viertelstunde mehrmals fahrlässig. Fahrlässig, wie Luca Hofer und Fabian Blaser im Strafraum die Torecken ignorierten und den Ball in die Mitte droschen, wo der Torhüter abwehren konnte. Fahrlässig, wie Joep Wijler gleich zweimal innert wenigen Minuten den Ball aus kurzer Distanz an den Pfosten schoss. Fahrlässig aber auch, wie die Aarberger Hintermannschaft Didier Astudillo und Loan Lippi im Strafraum ziehen liessen und so den Anschlusstreffer riskierten. Zu Aarbergs Glück gingen auch die beiden Aurore-Spieler fahrlässig mit ihren Chancen um. Zumindest der unerfahrene Astudillo, der Torhüter Känel so lange auszutanzen versuchte, dass er komplett vergass, aufs Tor zu schiessen.

Die Aarberger konnten am Schluss über ihr fahrlässiges Verhalten lachen, denn sie gewannen 2:0. Bei Aurore dagegen herrschte Ärger. Ärger über die eigenen Unzulänglichkeiten, aber auch über den Schiedsrichter.

Frühe Führung
Auf einen fahrlässigen Umgang mit Torchancen deutete ganz zu Beginn der Partie noch wenig hin. Mit einer der ersten Möglichkeiten ging Aarberg gleich in Führung. Nach einem Eckball stieg Joep Wijler am höchsten. Sein Kopfball fand den Weg zu Mitspieler Fabian Blaser, der den Ball via Unterkante der Latte ins Netz beförderte.

Doch nur sieben Minuten später zeigte sich auf beiden Seiten ein erstes Mal die Fahrlässigkeit. Einmal mehr agierte die Aarberger Abwehr bei einem Standard ungenügend. Nach einem Freistoss landete der Ball beim unbedrängten Ivan Rodrigues. Womöglich etwas überrascht von den ihm gewährten Freiheiten suchte Rodrigues sogleich den Abschluss, traf den Ball aber ungenau und sah ihn von Torhüter Lorenz Känel abgewehrt.

Die Bieler haderten nicht mit der verpassten Ausgleichsmöglichkeit, sondern suchten weiterhin die Offensive. So sah sich Aarbergs Trainer gezwungen, seinen Spielern zu erklären, dass «ruhig bleiben» nicht dasselbe sei wie «passiv zu agieren». Aebischers konnte sich jedoch schon bald beruhigen, denn bereits in der 28. Minute wurde Fabio Margheriti des Feldes verwiesen. Fahrlässig, wie er sich Aurores Mittelfeldmann zu einer Tätlichkeit hinreissen liess (siehe Infobox).

Mit der Überzahl überfordert
Noch vor der Halbzeit erhöhte Fabian Schleiffer auf 2:0. Kurz davor und danach trugen sich Yanick Walther und Fabian Blaser ein erstes Mal ins Sünderregister ein. Ersterer schoss aus kurzer Distanz über das Tor, letzterer hatte die verlassene «Kiste» vor sich, zögerte jedoch einen Moment und schoss den Ball dann mittig, wo ihn der zurückgeeilte Torhüter Helder Moises abfangen konnte.

Bevor es in der Schlussphase zur eingangs beschriebenen Flut von ausgelassenen Torchancen kam, plätscherte das Spiel lange vor sich hin. Aarberg wusste mit der numerischen Überlegenheit auf dem Feld erstaunlich wenig anzufangen. Etwas, was sich bereits in früheren Spielen gezeigt hatte. Trotz Überzahl brachten die Aarberger gegen Courtételle die 2:1-Führung nicht über die Zeit, gegen Nidau spielten sie die gesamte zweite Halbzeit mit einem Mann mehr und kassierten kurz vor dem Spielende das 1:2. Hätte Aurore eine der Grosschancen in der Schlussphase genutzt, wären die Aarberger womöglich erneut ins Zittern gekommen.

So aber durfte das Heimteam am Ende jubeln. Der Tenor: Es war keine überragende Leistung, aber es war ein wichtiger Erfolg. Mit dem zweiten Sieg in Folge haben sich die Aarberger Luft auf die Aufstiegsplätze verschafft. Nun liegen sie neun Punkte vor Schönbühl und zehn vor dem neuen Schlusslicht Aurore. Zum Vergleich: Auf den vierten Rang fehlen Aarberg nur acht Zähler. «Nun wollen wir uns Schritt für Schritt der ersten Tabellenhälfte nähern», sagte Trainer Aebischer.

Im Aurore-Lager diskutierten Spieler und Vereinsfunktionäre nach Spielschluss mit dem Schiedsrichter über die aus ihrer Sicht nicht gerechtfertigte Rote Karte. «Wir wurden sicher nicht bevorteilt», fasste Verteidiger Vincent Ekoman zusammen. «Mit einem Mann weniger einen Rückstand aufholen zu wollen, ist sehr schwierig.» Bitter: Wie bereits gegen Azzurri war Aurore auch gegen Aarberg nicht deutlich unterlegen. Das Spiel ging wegen vieler Fahrlässigkeiten verloren. So wird der Ligaerhalt zur Mission Impossible.

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Die Szene
Es ist ein Platzverweis, der unnötiger kaum hätte sein können. Nach einem Allerweltszweikampf in der Mitte des Feldes, tritt Fabio Margheriti nach. Er zieht die Bewegung nicht durch, wie er es bei einem Schuss machen würde. Es ist eher ein Reflex, sein enteilter Gegenspieler Joep Wijler kommt nur leicht ins Stolpern. Deshalb ist der Aufschrei gross und die Reklamationen zahlreich, als Margheriti die Rote Karte präsentiert bekommt. Sollte der Unparteiische in der 28. Spielminute nicht nachsichtiger sein? Der Fall ist jedoch klar: Wenn der Schiedsrichter den Tritt als Tätlichkeit wertet, was in diesem Fall legitim ist, muss er den Platzverweis aussprechen.
 

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